Charles Knie | Zirkus, so wie ich ihn mag

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Zirkus? Nein, im Zirkuszelt war ich länger nicht. In einer Zeit, in der auch Hightech und absolute Höchstleistung dort eingezogen sind, seit ich eine Zirkusvorstellung nicht mehr von einer perfekten Multi-Media- Show unterscheiden kann, habe ich Besuche im Manegenrund gestrichen. Bis gestern – da besuchte ich den Zirkus Charles Knie. Und die Vorstellung dort hat mich begeistert.

Sägespänn, lustige Clowns, hervorragende Akrobatik

Zirkus- das muss mich an „gestern“ erinnern. Da will ich Zirkus sehen und erleben, wie ich es als Kind kannte. Zeltbau und den Geruch von Sägespänen, lustige Clowns, hervorragende Akrobatik und lustige wie spannende Tierdressur. Ja, Tierdressur. Denn schwerfällig im Rund laufende Elefanten, schöne Pferde, Ponys, Kamele – etwas exotisch muss es auch sein … all das gehört für mich zur Zirkuswelt. So wie Lachen und Aufregung. Und ein wenig Nervenkitzel muss auch sein…

Der schweizer Traitionscircus Charles Knie bot das, was ich wollte. Der Zircus gehört inzwischen nicht mehr dem nach Australien ausgewanderten Charles Knie. Der Direktor heute heißt Sascha Melnjak (37), ist aus Stuttgart und entstammt keiner Zircusdynastie. Der gelernte Kaufmann ist aber schon seit Kindertagen „Zirkusfan“ und machte mit dem Kauf des Zirkus seinen Traum wahr.

Und man merkt, dass mit ihm „frisches Blut“ in die Zirkuswelt kam. Der Kaufmann stellt das Unternehmen nicht nur auf wirtschaftlich erfolgreiche Beine. Er (der übrigens nie in der Manege zu sehen ist), modernisierte die gesamte Anlage, führte wieder Live-Orchester sowie Show-Ballett ein und schuf einen „Zirkus, wie er früher war“.

Die Auszeichnungen für diese „Pioniertat“ ließen nicht lange auf sich warten. Melnjak erhielt den „Zukunftspreis“ der Circusfreunde Deutschland e.V. , man nennt ihn „Neuer Mann des deutschen Zirkus“ und sein Unternehmen ist „eine der ersten Zirkusadressen in Deutschland“ (FAZ).

Vorbild ist der italienische Zirkus

Melnjaks Vorbild ist der italienische Zirkus. Er gestaltet die Programme so, wie er sie als Kind schon geliebt hat. Ausschließlich preisgekrönte Artisten und Tierlehrer, Live-Orchester und Ballett, Sauberkeit und Seriosität. Ein Modell, dass aufgeht.

Denn der Publikumserfolg ist gewaltig. So auch in Aachen, wo ich eine Vorstellung besuchte. Minutenlanger Applaus nach der Vorstellung, Bravorufe während den Darbietungen – glücklich lächelnde Artisten?

Artistik bietet der Zirkus Charles Knie auf hohem Niveau. Das sind Yves und Ambra. An seidenen Tüchern tanzen sie unter der Zirkuskuppel – eine romantische Lovestory (Yves sing dabei sogar) voll Anmut und Kraft. Oder Paolo Kaiser, der beim Internationale Zirkusfestival in Monte Carlo auftrat. Der Tscheche balanciert über Rollen und Bretter, hüpft, tanzt und zeigt dabei den Rückwärtssalto faszinierend.

Hula-Hop-Reifen kreisen mit Sexapeal

Dann Yves Nicols, ein Jongleur, bei dem es auf Geschwindigkeit ankommt. Oder Priscilla Errani, die viele Hula-Hop-Reifen mit Sexappeal um ihren Körper kreisen lässt. Herrlich auch die Flying Costa aus Brasilien. Drei Männer und eine Frau am Flugtrapez in 12 Metern Höhe. Saltos und Pirouetten am Trapez – so (besonders beim legendären dreifachen Salto Mortale) muss Zirkus mit Nervenkitzel sein.

Clown André, ein Schweizer, der hervorragend unterhält (die Gesangsnummer ist herzerfrischend) und Kenneth Huesca, ein Bauchredner, sind für den Humor zuständig. Tosender Applaus war in Aachen der Lohn dafür.

Und dann das, was nicht mehr überall in der Zirkuswelt geboten wird: Tierdressur. Beim Zirkus Charles Knie dafür zuständig ist Marek Jama. Der Chefdresseur ist Anhänger einer „sanften Schule“.

Vertrauen und keine Angst

Aus einer Mitteilung des Zirkus: „Das Wichtigste ist, dass die Tiere einem vertrauen und keine Angst vor einem haben“ so der Tierlehrer, der sich der humanen Dressur – eine Lehre, die Gewalt und Zwang bei der Arbeit mit Tieren ablehnt – verschrieben hat.

„Wenn ein neues Tier zu mir kommt, lernen wir uns erst mal kennen“, erzählt Marek. „Erst wenn ich weiß wie das Tier reagiert, was es kann und gerne macht, dann passe ich gezielt eine Shownummer an dessen Fähigkeiten an.“ Das Einstudieren einer Nummer ist also immer vom Tier abhängig.

Tanzende Pferde, Mini-Ponys und Seelöwen, Zebras, Lamas, Känguru, Langhörner und Kamele (man, sind die groß…) drehen Runden in der Manege und hinzu kommt Elvis Errani mit seinen drei indischen Elefantendamen. Sie packen mit dem Rüssel den Schwanz des vorderen, setzen sich, richten sich auf und auf ihren Rücken reiten hübsche Mädchen – Zirkus, wie ich ihn aus meinen Erinnerungen kennen.

Zweieinhalb Stunden hatte ich Spaß im Zirkus. Wenn der Zirkus Charles Knie demnächst nach Krefeld, Münster etc. kommt – ich wünsche ihm volle Vorstellungen. Er verdient es.

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