Eine Metal-Nacht in Hückelhoven

Beim Metal Konzert in Hückelhoven mit Redrum Inc.

Teilen

Hückelhoven. Innenstadt. Es ist warm. Am Markt, wo früher Gemüse und Tiere von Bauern zum Kauf angeboten wurden, eine Kneipe. Markt 17.

Davor warten sie in langen Mänteln und dunklen Shirts auf die Nacht. Fünf junge Männer, drei Frauen. Die Kneipe ist nicht groß. Wenige Männer an der Theke. Rechts eine Metalltür. Dahinter ein längerer Gang mit weißgetünchten Wänden. Führt er mich in ein Hinterhaus? Ein Vorraum.

Schwarz überwiegt

Zwei Mädchen auf Barhockern sitzend kontrollieren den Eingang zu einem kleinen Saal. Die Wände sind hier dunkel gestrichen, die Fenster mit dicken Tüchern zugehängt. Eine Bühne. Der Saal ist gut gefüllt. 100 mögen reinpassen. Schwarze Kleidungsstücke überwiegen. Bass und Schlagzeug der Gruppe auf der Bühne lassen den Körper beben.

Kennen Sie das? Sie hören eine Musikrichtung (kein bestimmtes Stück, nur eine Musikrichtung) – und wissen, dass sie genau diese Musik mögen? Ohne Wissen über diese Musik, ohne Kenntnis von Bands und deren Geschichte, ohne die Titel der Stücke je gehört zu haben? Mir ging es beim Metal so. Ich mag harten Sound.

Clash, Slits, Sexpistols

Und ich mag Metal. Desto schneller und lauter es ist, desto stimmgewaltiger der Sänger und dröhendener der Bass – umso lieber höre ich diese Musik. Ich – der in den 70ern lieber Clash, Slits und die überschätzen Sex Pistols hörte, als gleichalterige noch Boney M. und Abba bevorzugten – hatte nicht geglaubt, dass eine Musik härter und schneller sein konnte wie Punk. Der Metal ist es.

Auf der Bühne steht Trigant. Kenne ich bisher nicht. Die Jungs spielen vermehrt mit dumpfen Bass. Sogar ein Medley haben sie drauf. Mit so viel Bass habe ich „Paranoid“ von Black Sabbath noch nie gehört.

Harter Sound, kräftige Stimme

Dann „Redrum Inc.“. Die Jungs sind alle aus Hilfarth. Seit zehn Jahren spielen sie zusammen. Harter Sound und die kräftige Stimme von Sänger Michael Dohmen zeichnen sie aus. Schnell, schneller. Laut, lauter. Der Underground lebt. Die Innereien schwingen. Nieren, Leber und Milz stampfen mit im Takt. Lieder über Gewalt und Sterben, über Rache und das Selbst. Der Kopf nickt mit. Vorne an der Bühne versuchen sie den Circle. Und Pogo. Headbangen ist auch dabei. Zeitweise. Die „Pommesgabel“, zwei nach oben streckte Finger einer Hand, sieht man öfter.

Die Gruppe im Saal ist eine Gemeinschaft. Hauptsächlich junge Leute. Die meisten würden sich selbst als Metaller bezeichnen. Dunkel Kleidung, lange Haare. Jungs wie Mädchen. Kuttenträger sieht man wenige. Musik und Bier sind zu einer Philosophie verwoben. Hinter der Band hängt ein Transparent an der Wand. Der Name der Band als Schriftlogo. „Redrum Inc.“ Ich nicke mit im Takt des Metal. Dann lese ich den ersten Teil des Bandnamens rückwärts.

Es war im Film „Shining“

Es war im Film „Shining“ mit Jack Nicholson als verrücktem Hausmeister in einem Hotel. Sein Sohn sitzt in einem Zimmer. Er wiederholt immer wieder: „Redrum, redrum, redrum..“ Und schreibt es auf eine Tür. Die Mutter des Jungen wacht auf. Sie schaut in einen Spiegel und liest das Wort auf der Tür in Spielgelschrift: MURDER.

Texte über Hass, Gewalt,Andersein, das Gefühl intensive Selbsterfahrung, die Distanz zur Welt „da draußen“, Zusammengehörigkeitsgefühl – das macht diese Welt aus.

Hückelhoven. Innenstadt. Es ist warm in dieser Nacht. Als ich Markt 17 verlasse höre ich das leise Rauschen in meinen Ohren. Ich mag es.

Teilen

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

You may use these HTML tags and attributes:

<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>