Frauenfußball ist doch anders – Ein Abend bei der WM

Teilen

Eines vorweg: Ich bin Fußballfan. Aber kein Anhänger des Frauenfußballs. Und natürlich auch kein Gegner. Will sagen: Frauenfußball war mir bis heute ziemlich egal. Ich gestehe: Bei den letzten WMs habe ich mir noch nicht mal das Endspiel angesehen…

Was war noch? Ja, es war anders im Borussiapark. Anders wie sonst. Nun war ich beim Frauenfußball im Stadion dabei. Frankreich-Deutschland im Borussiapark. Und der war ausverkauft. Was habe ich gelernt? Die Mädels können schon Fußball spielen. Sieht zwar nicht so aus wie bei den Profis des anderen Geschlechts – aber: Respekt.

Das Publikum ist anders

Zu einer WM kommen natürlich andere Fans wie zum grauen Bundesligaalltag. Zu einer Frauen-WM aber kommen noch andere Leute. Familien. Ehepaare, auch ältere. Viele junge Leute. Frauen, Mädchen. Fast alle tragen gebügelte weiße Trikots ohne Namen. Ohne Autogramm. Und Farben schmieren sie sich ins Gesicht. Diskret. Unter die Augen zum Beispiel. Schwarz, rot, gold.

Und sie wollen Spaß haben. Das merkt man ihnen an. Eventpeople. Keine richtigen Fans, wie in der Bundesliga. Sie wollen die ein, zwei Sprechgesänge und Lieder loswerden beim Spiel. Also „Deutschland, Deutschland“ und „Oh, wie ist das schön“. Das tun sie dann auch. Ansonsten vertreibt man sich die Zeit mit Laola-Wellen. Das fing ab der 5. Spielminute an. In der Regel schafft so eine Welle zwei Stadionrunden. Auch die Westtribüne macht mit. Erstaunlich.

Das Siel war in Ordnung. Sprints, Pässe, Kopfbälle. Konter. Sogar eine Menge gelber Karten, einmal rot, ein Elfmeter und 6 Tore, davon 4 für die Deutschen. Davon träumt man bei so manchem Bundesligaspiel.

Schreien, Schimpfen, Pöbeln

Und dann ist da die Sache mit den Aggressionen. Ganz ehrlich, manchmal brauche ich das um Wut los zu werden: Parolen, Gesänge, Wutgeschrei…. Nur, wie macht man das beim Frauenfußball? Schrei ich dem (weiblichen) Schiri – sie war übrigens beim Frankreich-Spiel herrlich blond – nun „Schieber“ hinterher? Oder heißt das dann „Schieberin“? Was, wenn eine von der anderen Mannschaft sich als Arsch zeigt (konnte ich mir bei diesen hübschen Französinnen übrigens gar nicht vorstellen)? Schreie ich dann zum weiblichen Arsch „Arschloch-Wichser-Hurensohn“? Wäre doch etwas daneben, oder? Nein, Fankultur, Fangesänge, Parolen – das hat der Frauenfußball nicht. Darum wird es auch nie sein, wie beim richtigen Fußball. Da wo ich schreien, schimpfen, pöbeln und beleidigen kann.

Einmal, da horchte ich auf. Sangen da nicht einige Stimmen „Cologne, Cologne, die Sch…“? Nein, ich hatte mich getäuscht. Ich schüttelte den Kopf, über mich selbst erstaunt. Tse, war ein anderer Text. Natürlich.

Teilen

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

You may use these HTML tags and attributes:

<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>