Kaub am Rhein | Mit dem Boot nach Pfalzgrafenstein

Pfalzgrafenstein liegt vor Kaub im Rhein

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Pfalzgrafenstein, im Rhein vor Kaub liegend, ist nur per Fähre zu erreichen. Das kleine Boot pendelt zwischen Ufer und der malerischen Pfalz auf der Felseninsel.

Die Pfalz wirkte auf den Schriftsteller Victor Hugo selbst wie ein Schiff. Er schrieb: „Ein steinernes Schiff, ewig auf dem Rheine schwimmend, …“ als er Pfalzgrafenstein im Rhein sah. Das war um 1840.

Und auch heute noch wirkt Pfalzgrafenstein bei Kaub durch seine Lage mitten im Flussbett des Rheins aufregend. Mit Bug und Heck, sogar einer Galion, hohen Wänden und den Aufbauten in der Mitte ähnelt Pfalzgrafenstein tatsächlich einem steinernen Schiff. Doch der Bau, der sich bei näherem Hinsehen dann als von hohen Mauern umgebener mittelalterlicher Festungsbau zeigt, ist nicht – wie man vermuten könnte – eine Burg. Sondern Pfalzgrafenstein war eine Zollstation.

Bei Sankt Goar mit der Fähre über den Rhein, dann auf der Straße vorbei am Loreleyfelsen ist nach kurzer Fahrt das Städtchen Kaub erreicht. Pfalzgrafenstein, im Rhein vor Kaub liegend, ist nur per Fähre zu erreichen. Das kleine Boot, rund zehn Fahrgäste passen ins Innere, pendelt halbstündlich zwischen Ufer und der malerischen Pfalz auf der Felseninsel.

Gebaut wurde die Anlage im 14. Jahrhundert zu einem einzigen Zweck: Sicherzustellen, dass Schiffsbesatzungen an dieser Stelle Rheinzoll zahlten. 1327 begannen die Herren der Stadt Kaub mit dem Bau von Pfalzgrafenstein: zunächst war es nur ein sechsgeschossige Turm. Eine Kontrolle der Schiffe und die Sperrung der Durchfahrt war hier durch die im Mittelalter günstig gelegene Schiffsroute einfach.

Die Fähre legt an

Die Fähre legt an. Vom Bootsanleger geht es über felsigen Grund die wenigen Meter zu einer Treppe, über die man das Innere der Anlage erreicht. Und dort ist es eng, schließlich diente der Bau nicht der Repräsentation und dem Wohlbefinden.

Pfalzgrafenstein war Teil eines mächtigen Befestigungssystems am Rhein, zu dem die Burg Gutenfels, Kaub, Bacharach und Burg Stahleck gehörten. Der Papst und der Erzbischof protestierten übrigens gegen die Zollstation – allerdings nur, weil sie selbst gerne hier den Zoll kassiert hätten. König Ludwig der Bayer – ihm unterstand damals Kaub – ließ daraufhin die Zollstation ausbauen. Die zwölf Meter hohe sechseckige Ringmauer mit zwei übereinander liegenden Wehrgängen wurde gebaut.

Ein trutziger, massiver Bau

Ein trutziger, massiver Bau entstand, der jedem Angriff standhielt. Denn die Pfalz wurde trotz Kriegen und wechselnder Besetzungen der Stadt Kaub weder zerstört noch beschädigt. Der Burghof ist umgeben von Spätrenaissance-Arkaden, darüber überdachte Wehrgänge. In der Mitte des engen Hofes reckt sich der Bergfried (er hat übrigens fünf Seiten) empor. Drinnen steht noch der Backofen, in dem sich die Soldaten der Zollwache ihre Verpflegung aus Brot selbst herstellten.

Der Weg führt über Treppen und durch die engen Wehrgänge um die Anlage. Wie die Wachen betritt der Besucher von hier den Kanonenstand, Aufenthaltsräume, Verlies und den Wachraum des Leiters der Zollstation mit seinem kargen Mobiliar. Immer wieder ergeben sich durch die Schießscharten herrliche Ausblicke auf den Rhein, vorbeifahrende Schiffe und die nahe Stadt Kaub. Nicht verpassen darf man den Aufstieg über eine Wendeltreppe, die ins Obergeschoss führt. Von hier oben schweift der Blick weit über das herrliche Rheintal -einen besseren Blick auf herannahende Schiffe können die Zöllner nirgends sonst gehabt haben.

Als Feldmarschall Blücher kam

1814 schrieb die Pfalz Militärgeschichte. Auf ihrem Weg nach Frankreich sammelte sich die Schlesische Armee unter der Führung von Feldmarschall Blücher auf der rechten Rheinseite. In der Neujahrsnacht setzten die Kauber Lotsen erste Truppen mit dem Feldmarschall in Booten über den Rhein – fast 90 000 Mann folgten anschließend an dieser Stelle über den Rhein Richtung Frankreich.

Im Innern entdeckt man keine Spur von Luxus – und noch nicht mal heute übliches. So gibt es weder elektrischen Strom noch eine Toilette. Die befindet sich außerhalb auf dem Felsen und wurde hier vom Landesamt für Denkmalpflege, die Pfalzgrafenstein verwaltet, aufgestellt. Das Königtum Preußen leitete das Ende der Zollstation ein. 1876 wurde der Zollbetrieb eingestellt. Seit 1946 gehört die „Pfalz im Rhein“ dem Land Rheinland-Pfalz. Noch bis in die 60er Jahre nutzte man die Pfalz als Signalstation der Rheinschifffahrt. Heute dient sie ausschließlich Touristen zur Besichtigung.

Wer die Anlage über die Treppe verlässt und dem Fußweg zum Bootsanleger folgt, sollte einen Abstecher unternehmen. Nämlich den Weg um die Anlage herum, der über den glitschigen Stein führt. Erst an der Felsenspitze, dort wo die Strömung des Rheins Wellen über den Stein spült, hat man den besten Blick auf das spitze „Bug“ des steinernen Schiffes. Hier an der Südspitze zeigt ein steinerner Löwe drohend das pfälzische Wappen in Richtung der Schiffe, die diese Zollstation passieren wollten.

Nur an den Kanonen im Wehrgang oben stehen heute keine Soldaten mehr. Dort schauen jetzt Besucher durch die Schießscharten. Sie beobachten dabei vorbeiziehende Schiffe. Zoll aber will niemand hier kassieren.

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