Wo der 2. Weltkrieg begann | Auf der Westerplatte in Danzig

Hier beginnt der Ausflug in die Geschichte und in die Gefühlswelt. Denn hier auf der Westerplatte bei Danzig begann der 2. Weltkrieg.  

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Die Westerplatte bei Danzig. Der Ort, an dem am 1. September 1939 der 2. Weltkrieg begann, ist heute eine nationale Gedenkstätte.

Wer aus dem Stadtzentrum von Danzig mit dem Pkw zur Westerplatte fährt, sollte den Wagen auf dem ersten Parkplatz an der Zufahrt zur Halbinsel abstellen. Dort, wo auch die Schiffsanlegestelle und ein kleiner Imbiss sind.

Denn dort steht der Besucher heute an einem angerosteten Eisentor. Es steht offen und lässt die Schienen passieren, auf denen schon lange kein Zug mehr rollte. Gerade führen sie zu einigen Mauerresten. Hier war einmal ein Bahnhof. Und genau hier beginnt ein Ausflug in die Geschichte. Die deutsche und die polnische. Und eine Reise in die Gefühlswelt der Polen.

Denn hier, hinter dem heute verrosteten Eisentor begann auf der Westerplatte am 1. September 1939 der 2. Weltkrieg. Polen hatte nach dem 1. Weltkrieg keinen einen Hafen und nutzte, genehmigt vom Völkerbund, den Hafen von Danzig als Umschlagplatz für die Waffenlieferungen für die polnische Armee. Ein Hafenbecken wurde angelegt, Eisenbahnschienen gelegt. Magazine, Bunker und Elektrizitätswerk entstanden auf dem Polen gehörenden Gelände. Eine knapp 100 Mann starke Truppe bewohnte nun den eingezäunten polnischen Stützpunkt.

Im Zuge der Streitigkeiten Ende der 30er Jahre zwischen Polen, dem Deutschen Reich und Danzig, bauten die Polen den Stützpunkt weiter aus. Wachhäuser, Bunker zur Verteidigung entstanden, mehr Soldaten dort stationiert, Gräben ausgehoben etc. Es gab viele Streitigkeiten um das Vorrecht Polens. Ein Konflikt, der schwelte..

Die Westerplatte am 1. September 1939

Als am 1. September 1939 der Angriff auf die Westerplatte und damit der Überfall auf Polen begann, war die Truppe auf der Halbinsel schlecht ausgerüstet. 12 Stunden lang, so der Plan, sollte der Stützpunkt bei einem Angriff verteidigt werden. Am Ende wurde es sieben Tage. Die ersten Schüsse fielen von Panzerschiff Schleswig-Holstein, das zu einem Freundschaftsbesuch im Danziger Hafen lag.

Man hatte allerdings von Anfang an die Aufgabe gehabt, den Stützpunkt auf der Westerplatte unter Beschuss zu nehmen. Zeitgleich mit den ersten Schüssen vom Schiff versuchte eine Truppe der Wehrmacht, eine Sturmabteilung der Marine – die ebenfalls mit dem Schiff nach Danzig gekommen war – durch das Tor vorzudringen.

Bis zum 7. September dauerte der folgende Kampf um den Stützpunkt. Die Polen hielten die Angriffe ab, auch weil die militärischen Anlagen schwer zu treffen waren. Sieben Tage dauerte der Kampf. Dann erst kapitulierte man. 205 polnische Soldaten gingen in Gefangenschaft. 15 Soldaten starben in den Kämpfen.

Wachturm, Bunker und Magazine

Von den Grundmauern des zerstörten kleinen Bahnhofs folgt der Fußweg den restlichen Schienen. Ein anderer Weg führt zum Strand. Bevor hier der Militärstützpunkt errichtet wurde, war auf der Westerplatte ab 1830 das Strandbad der Danziger, Bad Westerplatte. Hotels, Cafés, Ausflugsorte, Kurhaus, Mit einer kleinen Fotoausstellung erinnert man sich heute daran. Vergrößerte Postkarten mit deutschem Text; Erinnerung an die deutsche Vergangenheit des Ortes. Der Fußweg wird schmal.Gras und Büsche wachsen über Mauerresten. Dazwischen ein ehemaliger Wachturm. Überbleibsel zerstörter Magazine, dazwischen ein Bunker.

Die sieben Tage der Westerplatte, die Verteidigung des Munitionsdepots, wurde in Polen nach dem Krieg zum Symbol des Widerstandes gegen Deutschland. Die polnischen Soldaten, die auf der Westerplatte Dienst taten, werden in Polen als nationale Helden verehrt, die Westerplatte ist Nationale Gedenkstätte.Der Wald wird lichter. Hier sind die großen Parkplätze für Touristen- und Schulbusse. Andenkenläden und Verkaufsstände locken. In Polen hat man übrigens kein Problem damit, hier Helme, Gasmasken und andere Militaria zu verkaufen.

Ein Museum auf der Westerplatte

Hier liegt Wache 1, heute ein kleines Museum zur Geschichte der Westerplatte, untergebracht in dem Gebäude, aus dem heraus der erbitterte Widerstand gegen die Angreifer am heftigsten gewesen sein soll. Interessant ist hier auch, dass die Wache 1 früher eigentlich an einer anderen Stelle stand. Wegen der Hafenerweiterung wurde sie – immerhin 500 Tonnen schwer – 1967 auf Rollen an diesen Standort verschoben. Bis vor einigen Jahren waren hier ehemalige Wachsoldaten als Museumsführer beschäftigt. Gezeigt werden Bilder, Pläne, aber auch Gebrauchsgegenstände der Soldaten von 1939.

Wenige Meter weiter eine Gedenkstätte: Mahnmale, ein symbolischer Friedhof, mit den Namen der in den sieben Tagen gefallenen polnischen Soldaten. Ein Stein in der Mitte trägt den Namen des Kommandanten, dessen Asche hierher gebracht wurde (er starb 1946): Major Henryk Sucharski. Eine Bronzeurne, ein Adler aus Stein, daneben eine weitere Urne (mit der Asche eines auf der Westerplatte gefallenen Soldaten), dann ein Denkmal zu Ehren der Westerplattesoldaten, das von den Hafenarbeitern der legendären Gewerkschaft Solidarnosc errichtet wurde.

Am Eingang zur eigentlichen Gedenkstelle steht ein Betonstein mit der Inschrift „Westerplatte“. Der Weg wird breit, ist jetzt befestigt. Gerade führt er Richtung Ufer, dort wo das Hafenbecken der Armee war – und bis heute ist. Denn große Teile der Westerplatte sind weiterhin militärisches Sperrgebiet.

Vorbei an den Überresten der Kaserne, deren Zerstörung die Gewalt der Kämpfe nur erahnen lässt, führt der Weg zur Bucht. Gegenüber liegen Teile der Danziger Werft. Schiffe fahren Richtung Ostsee, Schlepper eilen Richtung Werft.

Am Denkmal für die polnischen Helden der Westerplatte

Mehrere Millionen Besucher, so die Angaben des Danziger Museums, besuchen jährlich die Gedenkstätte, die auch von Staatspräsidenten, Königen und anderen Gästen der Regierung aufgesucht wird. Überall werden Gruppen für Fotos positioniert, Erinnerungsbilder geschossen. Eine Gruppe älterer Polen legt einen Kranz an einem Gedenkstein nieder, nebenan hat sich eine Schulklasse um eine Lehrerin versammelt, die Geschichte erklären will.

Das Ende des Weges bildet, direkt an der Einfahrt zum Hafenbecken, ein großer Platz. Ein Hügel wurde dort errichtet. Darauf steht das „Denkmal für die Helden der Westerplatte“: 236 Granitblöcke, 1200 Tonnen schwer, herausgearbeitet die Köpfe eines polnischen Soldaten und eines Matrosen, eingeschlagen in Stein die Ortsnamen der Schlachten des 2. Weltkrieges mit polnischer Beteiligung. Sieben Feuerstelen, sieben Fahnenmasten zu Füßen – das Denkmal schaut auf Danzig, den Hafen. Irgendwo dort hinten muss die „Schleswig-Holstein“ gelegen haben. Das Schiff, von dem der erste Schuss des 2. Weltkrieges fiel.

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