Im Udo-Jürgens-Musical „Ich war noch niemals in New York“

Das Musical "Ich war noch niemals in New York" zeigt, dass die Lieder von Udo Jürgens eigentlich zeitlos sind.

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Die Mehrheit des Publikums im Saal im Musical „Ich war noch niemals in New York“ gehört zur Generation 60 +. Männer und Frauen, die zusammen mit Udo Jürgens alt geworden sind.

Sie haben ihn 1966 beim Grand Prix Eurovision de la Chanson das Siegeslied „Merci, Chérie“ singen hören, 1971 beim Lied der ARD-Fernsehlotterie Zeig mir den Platz an der Sonne mit geschunkelt, 1975 den Griechischer Wein mitgetanzt… und so weiter. Vermutlich alle, die im STAGE METRONOM THEATER in Oberhausen Platz genommen haben, mögen und kennen die Lieder des Österreichers. Warum sonst sollten sie ein Musical mit dem Titel „Ich war noch niemals in New York“ besuchen…

Heute beginnt der Rest deines Lebens

Heute fängt an, was du daraus machst
(Udo Jürgens)

Nette Show mit raffiniertem Bühnenbild

Ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals auf Hawaii,
ging nie durch San Franzisco in zerriss’nen Jeans,
Ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals richtig frei,

einmal verrückt sein und aus allen Zwängen flieh’n.

Wer Udo Jürgens und seine Lieder mag, der wird nach der Vorstellung zufrieden sein. Er hat die bekannten Hits gehört, hat (zumindest am Ende der Show mitgesungen und -geklatscht, hat eine nette Story gesehen und das vor erstklassigem raffinierten Bühnenbild.

„Ich war noch niemals in New York“, die Musicalkomödie mit der Musik des Schlagersängers läuft noch bis Oktober in Oberhausen. Ob es danach an einem anderen Standort in Deutschland weiter geht, ist fraglich. Denn in Oberhausen ist das Metronom Theater (dort war Premiere des 2007 uraufgeführten Musicals im Dezember 2012 Erstaufführung) bereits im Juli noch nicht mal halbvoll.

Nette Unterhaltung

Dabei ist „Ich war noch niemals in New York“ ein Stück, das nette Unterhaltung ist und man sich durchaus ansehen kann. Mich erinnerte das alles etwas an die Schlagerfilme der 60er und Anfang der 70er Jahre. Die mit Roy Black, Chris Roberts, Rex Gildo – den Schlagerkönigen von vor 40 und mehr Jahren. Mit denen drehte man damals Kinofilme. Die hießen dann „Mandolinen und Mondschein“, „Unser Doktor ist der Beste“, „Schwarzwaldfahrt aus Liebeskummer“ und „Grün ist die Heide“.

Auch Udo Jürgens spielte in den 70er-Jahre Kinofilmen mit. Die hatten Titel wie „Tanze mit mir in den Morgen“, „Unsere tollen Nichten“, „Unsere tollen Tanten in der Südsee“ und „Siebzehn Jahr, blondes Haar“.Meist spielte Udo Jürgens in den Filmen nur eine kleine Rolle… und sang auch.

Egal wie haarsträubend das manchmal auch war…

Eigentlich waren die Filme mehr oder weniger lustige Verwechslungskomödie. Und so ist das bei „Ich war noch niemals in New York“ zeitweise auch. Hinzu kommt bei den Schlagerfilmchen, dass die Handlung eigentlich nur dazu diente, bestimmt Schlager unterzubringen. Das heißt: Die Handlung wurde so angepasst, dass die Lieder mehr oder weniger passten. Egal wie haarsträubend das manchmal auch war. Und so kommt mir „Ich war noch niemals in New York“ zeitweise auch vor.

Ausbrechen auf das Schiff

Die Handlung: Seniorenpaar trifft sich im Altersheim, beschließt auszubrechen und checkt auf einem Dampfer nach New York ein (weil man da ja noch nie war). Die Kinder (Tochter und Sohn) der beiden eilen den Flüchtenden aufs Schiff hinterher, wollen sie ins Heim zurückholen. Dabei verlieben sich die Kinder aber ineinander, lassen die Alten ihr Glück genießen und brechen selber aus ihrer Welt (sie ist eine bekannte TV-Moderatorin, er ein Großwildfotograf mit Sohn aus erster Ehe) aus. Leider wird die Handlung, sie spielt zum größten Teil auf dem Schiff, so hergerichtet, dass die Udo Jürgens -Hits (20 Stück) passen. Oder es wird eben passend gemacht. Das wirkt manchmal unfreiwillig komisch.

Aber man provoziert auch Komik. Und aktualisiert Songs. Das „Ehrenwerte Haus“ zum Beispiel hat im 70er Jahre-Original ein Hetero-Paar in „wilder Ehe“ als zum Inhalt – im Musical 2013 ist es ein schwules Paar. Die beiden Tuten und der Schiffssteward sind denn auch die erfrischenden Rollen der Aufführung. Beim Gesang, da fehlt die Stimme von Udo Jürgens – denn die Darsteller singen zwar nicht schlecht, aber, der Meister fehlt nun mal.

Drei Stunden Udo Jürgens Songs

Drei Stunden (am Ende fand ich es etwas in die Länge gezogen) Udo Jürgens-Songs, die allerdings zeigen, dass die Lieder des Österreichers eigentlich zeitlos sind. Etwas aufgepeppt (einmal wird sogar etwas HipHop reingefummelt) kann man sie 2013 durchaus noch genießen. Und man kann (im Geiste) mitsingen. „Vielen Dank für die Blumen“, „Zeig mir den Platz an der Sonne“, „Buenos Dias, Argentina“, „Alles im Griff auf dem sinkenden Schiff“, „Siebzehn Jahr, blondes Haar“, „Mit 66 Jahren“, „Immer wieder geht die Sonne auf“, „Ich weiß was ich will“, „Griechischer Wein“, „Aber bitte mit Sahne“ – sind nur einige der Hits.

Nicht alles kannte ich von vornherein. Bei einigen der Lieder war mir erst bei der Vorstellung klar, dass die auch aus der Feder von Udo Jürgens stammten. Höhepunkt für mich war die Kulisse. Eine Drehbühne, die der Handlung (gespielt wurde auch noch beim „Drehen“) Drive gibt. Und das Schiffsdeck, das zieht tatsächlich während der Show am Zuschauer vorbei. Ein Genuss.

Heute beginnt der Rest deines Lebens

Jetzt oder nie und nicht irgendwann
Schau auf dein Ziel
Kein Traum ist vergebens

Heut fängt die Zukunft an

schallt es von der Bühne. Udo Jürgens hat sich den Traum, sein Lebenswerk als Musical auf die Bühne zu bringen, erfüllt. In Oberhausen scheint der Traum zu enden. Ich hoffe, dass er anderswo weitergehen kann.

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