Warum die Frauengasse in Danzig sehenswert ist

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Die Fassaden der Häuser an der Frauengasse (Ulica Mariacka) in Danzig erzählen vom Wohlstand des vergangenen Danzig. Die Frauengasse ist eine der sehenswerten Straßen in Danzig.

Sicherlich ist der Königsweg, der Lange Markt, die prächtigste Straße in Danzig. Die vielleicht aber sehenswerteste und herrlichste aber ist eine Parallelstraße, die Frauengasse. Direkt neben dem Krantor am Hafen tritt man durch das Frauentor – und ist scheinbar in einer anderen Zeit. Wir sind in Danzig vor über 100 Jahren. Höhe prächtige Bürgerhäuser stehen entlang der schmalen Gasse, Kopfsteinpflaster lässt den Schritt langsamer werden. Die Fassaden der Häuser an der heute Ulica Mariacka genannten Straße künden vom Wohlstand des vergangenen Danzig.

Kaufleute und Händler lebten und arbeiteten hier im „Goldenen Zeitalter“ der Stadt. Und das sie vermögend waren, das zeigten die Bauherren auch. Charakteristisch für den Ostseeraum sind sogenannte „Beischläge“ an den Häusern der finanzkräftigen Gesellschaft. Und Häuser mit „Beischlägen“ gab es im alten Danzig viele. Beischlag, so nennt man einen erhöhten terrassenartigen Vorbau vor dem Eingang eines Gebäudes. Sie sind mit Treppe, oft begleitet von Skulpturen und Geländer, versehen.

Keine Originale

Im Ostseeraum begann man in seenahen Städten ab dem 14. Jahrhundert mit dem Bau von Beischlägen, die den Hauseingang und das Erdgeschoss vor Überschwemmungen schützen sollten. Zunächst waren diese zunächst rein funktionalen Bauteile aus Holz, später auch Ziegelsteinen und Sandstein. Je mehr sie auch den Reichtum ihrer Besitzer zeigen sollten, desto prunkvoller und verzierter wurden sie. So wie in Danzig, wo sie den Giebelhäusern ein außergewöhnliches Aussehen verleihen.

Natürlich sind hier keine Originale zu sehen: In der Frauengasse hat man sie – nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg – in ihrer alten Pracht wiedererstehen lassen. Heute bietet die Frauengasse die größte Ansammlung von Bernsteinhändlern in Danzig. Kein Haus, das nicht einen kleinen Stand auf der Straße stehen hat, an dem Bernsteinschmuck angeboten wird. Unterhalb der Beischläge sind kleine Läden eingerichtet. Auch hier sind es Bernsteinschmuckhändler und Schmuckwerkstätten, die locken. Auf den Beischlägen selbst gibt es ebenfalls Stände, die Erdgeschosswohnungen sind Galerien – und auf einigen der Beischlägen kann man Kaffee trinken.

Drehort des Films „Die Buddenbrocks“

Ich lehne mich zurück. Dort drüben liegt das Haus mit der Nummer 42. Plötzlich verschwinden die Bernsteinstände und die Händler. Statt der Touristen bewegen sich nun Männer in vornehmen Ausgehfrack und Damen in langen Kleidern dort entlang. Eine Kutsche nähert sich. Thomas Buddenbrock kehrt aus dem Hafen zurück. Sein Sohn Hanno sitzt neben ihm. Sie stoppen vor Haus Nummer 42. Drinnen wartet Gerda Buddenbrock….

Zu viel Fantasie? Vielleicht. Aber 1979 drehte in dieser Straße Franz-Peter Wirth den TV-Mehrteiler „Die Buddenbrocks“. Nach der Fassung von 1959 (mit Lilo Pulver, Hansjörg Felmy, Nadja Tiller) versprach man sich von dem 11-Stunden-Film mit Martin Benrath, Ruth Leuwerik und Volker Kraeft eine mehr als anspruchsvolle filmische Verarbeitung des Romans von Thomas Mann.

Doch die Dreharbeiten waren teuer. Statt in Lübeck, am Buddenbrockhaus und Marktplatz, zog es Wirth aus Kostengründen vor, in Danzig zu drehen. Nun sieht Danzig zwar nicht aus wie Lübeck, aber die Szenen in der Straße und das Haus mit Nummer 42 als Buddenbrockhaus haben sicherlich auch ihren Reiz.

Wer übrigens die Frauengasse verlässt und weiter abseits in Straßen Richtung Altstadt vordringt, findet weitere prächtige (allerdings weniger restauriert) Häuser mit Beischlägen. Und an einigen Stellen der im Weltkrieg zerstörten Stadt, stehen die erhaltenen Beischläge einsam an der Straße. Die Häuser dahinter fehlen allerdings.

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