Als die Porta Nigra versteckt war | Trier

Um die Porta Nigra in Trier vor Abriss zu schützen, hat man das Stadttor im Mittelalter tatsächlich versteckt.

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Die Porta Nigra in Trier, das „schwarze Tor“. Sie hat eine interessante Geschichte. Denn um sie vor Abriss zu schützen, hat man das Stadttor im Mittelalter tatsächlich versteckt. Heute ist sie eine überaus bekannte Sehenswürdigkeit: Hoch, mächtig, dunkel.

So erwartet das römische Stadttor seit fast 2000 Jahren die Besucher der Stadt Trier. Damals aber war die Porta Nigra war sie eher nicht schwarz. Denn sie wurde von den Römern aus weißem Sandstein, der in der Nähe von Trier im Kylltal abgebaut wurde, errichtet. Doch der Sandstein hat die Angewohnheit, dunkel zu werden. Eher „schwarz“ sogar. So entstand spätestens im Mittelalter der düstere Name. Heute besorgen die Abgase in der Luft das „Schwarz werden“. Und das, obwohl die Trierer den Sandstein immer wieder reinigen.

Eigentlich müsste jeder Trierbesucher hier an der Porta Nigra seinen Stadtrundgang beginnen. Denn wer das Stadtzentrum durch das 36 Meter breite und 30 Meter hohe Tor – das einzig (fast) vollständig erhaltene römische Stadttor in Deutschland – betritt, ist heute noch beeindruckt von den Ausmaßen den Tores – und dem Blick auf die Innenstadt, der sich ergibt. Und das, obwohl heute von den römischen Prunkbauten, den überdachten Bürgersteigen und dem römischen Stadtleben nichts mehr erhalten ist. Der Eindruck ist dennoch gewaltig.

Ein wenig einen Protzbau hatten die Römer schon im Sinn. Um 180 nach Christus baute man die „Augusta Treverorum“, die Augustus-Stadt, weiter aus. Zu dieser Zeit entstand auch die Porta Nigra, die zur Stadtmauer gehörte. Eigentlich ist das gewaltige Tor mehr ein Repräsentativbau. Denn ob es jemals als echtes „Stadttor“ mit Verteidigungsfunktion im Dienst war, ist bis heute umstritten.

Steine, gehalten von Eisenklammern

Gebaut ist das Tor – wie meist die öffentlichen Gebäude der Römer – aus großen Quadern. Die größten wiegen sechs Tonnen. Rund 7000 Sandsteinquader, in Sägewerken zurechtgeschnitten, setze man ohne Mörtel auf- und nebeneinander. Als Halterung verbanden die römischen Bauherren je zwei Steine durch Eisenklammern, die in Blei ausgegossen wurden. Klammern, die im Laufe der folgenden Jahrhunderte übrigens entwendet wurde. Eisen war schon immer wertvoll.

Wer durch das fast vier Meter tiefe Tor schreitet, entdeckt in den Torbögen an den Steinquadern „Zeichen“, eingemeißelt in den Stein. Es sind Produktionsmarken und Firmenzeichen der Steinmetze. Einem Mönch verdanken wir übrigens, dass wir die Porta Nigra bis heute fast unzerstört bewundern können.

Denn im Mittelalter fielen fast alle römischen Bauwerke der Plünderungswelle zum Opfer. Der Stein, aus dem die – inzwischen verfallenen – Römerbauten waren, hatten für die Nachfolger der Franken (die nur Holzbauten kannten) plötzlich wieder Wert. Und so nahm man alles, was man fand. Auch die Steine der Römerbauten.

So wurde die Porta Nigra versteckt

Die Porta Nigra blieb von diesem Abriss verschont, weil sich der Mönch Simeon dort hatte einmauern lassen. Der Pilgerführer war nämlich um 1000 aus dem Heiligen Land zurückgekehrt und hatte sich im Ostturm der Porta Nigra eine Eremitenklause einrichten lassen. Dort lebte er in absoluter Askese – angeblich am Ende eingemauert.

Da sich nach seinem Tod am Tor einige Wunder ereignet haben sollen, ließ der Bischof dem Mönch, der dann heiliggesprochen wurde, in der Porta Nigra eine Kirche bauen. Eine doppelstöckige Stiftskirche, die Simeonskirche. Im Erdgeschoss war der Mönch begraben, in den beiden Etagen darüber die Kirche mit Chor und Turm, Unter- und Oberkirche, etlichen Kapellen – so „überlebte“ die Porta Nigra das Mittelalter. Allerdings optisch so stark verändert, dass man von außen nichts mehr vom Römertor im Kern ahnte. Selbst der Eingang lag in der ersten Etage, die Torbögen darunter waren in einem angehäuften Erdhügel mit Treppe verschwunden.

Warum Napoleon das Tor umbaute

1792 kamen die Franzosen. Sie plünderten nicht nur die Kirche. Napoleon ließ Kirche und danebenliegendes Stift 1802 aufheben und verfügte (auf Wunsch einiger Trierer) bei seinem Besuch der Stadt den Abriss der Mittelalterbauten – um so anhand des Tores die Größe der gallorömischen Kultur zu zeigen.

Die Porta Nigra wurde entkernt – alles Mittelalterliche verschwand. Von der Ausstattung der Simeonskirche ist, bis auf einige Epitaphien, die in den Stein gehauen sind, nichts erhalten. Die Preußen vollendeten dann Napoleon Wunsch ab 1815. Anschließend entstand im Innern des Tores Triers erstes Antikenmuseum.

Hoch, mächtig, dunkel – so erwartet die Porta Nigra heute wieder die Besucher der Stadt. Wer durch das Tor schreitet oder auch das Innere besichtigt, der kann nur erahnen, wie beeindruckt wohl die Besucher Triers um 200 nach Christus gewesen sind, wenn sie von außerhalb zum ersten Mal die römische Stadt betraten.

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