Saltatio Mortis: Wild und frei

Saltatio Mortis, die Spielleute des Mittelalter-Rock

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Die Nacht zieht auf. Es wird dunkel. Dudelsackmusik erklingt. Doch hier gibt es keine schottischen Highländer-Klänge. Der Dudelsack heißt hier Sackpfeife. Und er macht, zumal wenn drei oder vier Dudelsäcke zugleich gespielt werden, einen elektrisierenden Klang.

Die Musik wird schnell, dann noch schneller. Salatio Mortis ist auf der Bühne. Dieser Mittelalter-Rock lässt die Fans beben. Rund 2000 sind es beim Mittelalterlich Phantasie Spectaculum an der Burg in Wassenberg. Fast 10 000 sind es, wenn Saltatio Mortis (SaMo) im Hamburg spielt.

Wenn die Spielleute kommen

Vier von Saltatio Mortis, sie nennen sich selbst „Spielleute“, wirbeln mit ihren Dudelsäcken über die Bühne. Immer schneller. Flammen schießen rechts und links der Bühne empor. Es wird hell und heiß. Gitarre, Bass und Schlagzeug fallen ein. Das Zauberspiel hat begonnen. Saltatio Mortis wird nun über zwei Stunden lang das Publikum vor der Bühne in seinen Bann ziehen. Wir werden singen, mittanzen, werden träumen, lachen und zu Tränen gerührt sein. Saltatio Mortis live. Ein Erlebnis.

Sitzt du gut auf deiner Wolke 

mit deinem weißen Bart? 
Hast du Spaß mir zuzusehen 
dem Letzten seiner Art? 
Pass gut auf ich schreib ein Lied 
und das ist nur für dich, 
voll Ehrlichkeit und Mitgefühl 
wünscht ich du wärest ich!

Der letzte Spielmann

Es gibt mehrere Möglichkeiten, dieser Gruppe zu begegnen. Man hört die Musik von CD, man hört die Texte, man sieht die Show bei Live-Auftritten oder man hört Musik und Text bei der Bühnenshow: bei Saltatio Mortis muss jeder für sich wissen, was er besonders mag.

Saltatio Mortis – zu deutsch: Totentanz

Saltatio Mortis (zu deutsch: Totentanz) ist für mich die beste Mittelalter-Rock-Band, die es in Deutschland gibt. Von der Musik, den Texten und der Bühnenshow her. Beim Mittelalterlich Phantasie Spectaculum (MPS) in Wassenberg habe ich mir (mal wieder) einen Live-Auftritt gegönnt. Es ist diese elegante Mischung aus Rockmusik bis hin zum Metal in Verbindung gespielt auf Instrumenten einer Rockband und gespielt mit Instrumenten, die im Mittelalter von Spielleuten genutzt wurden: Dudelsack (Saltatio Mortis bringt bei einigen Stücken sogar 4 Dudelsäcke gleichzeitig auf die Bühne), Schalmei und Drehleier.

Und dazu Texte, die in der deutschen Musik ihres Gleichen suchen. Mittelalterliche, zeitgemäße, aktuelle, philosophische und phantastische. Texte, die Magie, die Lebenslust, Trauer, Wut und Liebe spüren lassen.

Aus uns’ren abgewürgten Hälsen pfeiffen

die Träume noch, die nicht begreiffen
dass auch die Welt ein Ende hat.
Es grünen Disteln in den Eingeweiden
Die mögen wohl den wohn gut leiden,
weil er so weiß ist und so glatt.
 Wenn im Wald die Eule dreimal schreit
ist auch der Teufel nicht mehr weit
Galgenballade 
(der Text stammt übrigens von François Villon, † um 1463; einer der bedeutendsten französischen Dichter des Spätmittelalters)

Dem MPS bleiben sie treu

Die 6er-Formation Saltatio Mortis (einige Musiker wechselten natürlich in der Zeit) gibt es bereits seit 14 Jahren. Groß geworden sind sie bei Mittelalterfesten. Und dem MPS blieben und bleiben sie treu. Denn in den Rahmen dieser Feste gehören ihre Live-Auftritte auch. Hier finden sie ihr Publikum und das Drumherum, dass Saltatio Mortis braucht. Übrigens: Unterscheiden muss man bei Saltatio Mortis zwischen den Auftritten am Tage und dem Nachtkonzert. Denn bei letzterem geht die „Rock-Post“ ab…

Drei der Musiker sind unverzichtbar. Genannt werden sie bei ihren Musikernamen:

Alea, der Bescheidene: Er ist die Stimme von Saltatio Mortis. Dem Gründungsmitglied der Band gelingt bei jedem Auftritt zudem eine phänomenale Show. Singen, tanzen, die Masse bewegen – und dazu ist er der Derwisch mit dem Dudelsack. Alea ist die SaMo-Show schlechthin.

Lasterbalk, der Lästerliche: Er ist das Gehirn von SaMo. Wenn Alea nicht singt, kommt er zu Wort. Seine Texte, die der Verbindung der Musikstücke dienen, sind intelligent, erläuternd und humorvoll. Der Zwei-Meter-Mann mit der Trommel ist unverzichtbarer Bestandteil von SaMo- so wie seine gesprochenen Texte auch (er schreibt auch die Texte für SaMo).

Falk Irmenfried von Hasen-Mümmelstein: Er spielt einige der mittelaterlichen Instrumente, singt und führt zum Beispiel Tänze im Publikum an.

Der schönen Namen wegen seien hier auch die anderen exzellenten Mitglieder der Band aufgeführt: El Silbador, Bruder Frank, Till Promill, Der Tambour und Luzi das L.

Interessant auch die Philosophie der Musiker: gegen Materialismus, gegen Herrschaft und gegen Krieg. Und das zieht sich auch durch die Texte.

Rote Mauern, rote Steine

eine Burg am Rand der Zeit
heiße Sonne, weiße Gräser
ein Hauch von Ewigkeit
warum,
ließ ich dich allein?
warum,
kam ich nie zurück?
warum,
fraß mich der Krieg der niemals sollte sein?
Schloss Duwisib (aktuell mein Lieblingsstück von Saltatio Mortis)

Von Tavernakel zu Das Schwarze IXI

Wie jede Rockband hat auch Saltatio Mortis eine Entwicklung gemacht. Begonnen hat man mit mittelalterlicher Musik und Texten, reicherte dies mit elektronischer Musik an, wurde rockiger und härter, philosophischer und origineller.

Während man auf der ersten CD „Tavernakel“ noch die „Hits des Mittelalters“ spielte und für „Heptessenz“ in alten Liederbüchern und Notenhandschriften recherchierte und die Lieder moderner anreicherte, wurde man mit der CD „Erwachen“ schon rockiger, um mit „Des Königs Henker“ den SaMo-Sound zu finden: rockiger E-Gitrarrensound mit Dudelsack sowie phantasievollen Texten. „Aus der Asche“ und „Sturm aufs Paradies“ sind weitere CDs auf dieser Rock-Mittelalter-Schiene, die SaMo bekannt machten.

Aktuell ist das Album „Das Schwarze IXI“. Mit den ersten beiden Liedern der CD „Früher war alles besser“ und „Wachstum über alles“ (als Musik dient hier die deutsche Nationalhymne) hat man sich allerdings keinen Gefallen getan. Es sollten Chart-Hits werden. Für Saltatio Mortis allerdings ein misslungenes Experiment. Zwar kam der kurzzeitige Hitparadenerfolg, doch das war nicht die Band, die von den Fans geliebt wird…. Der Rest des Albums ist gute solide Arbeit. Auch hier wieder guter Mittelalter-Rocksound gemischt mit leisen Balladen dazu intelligente Texte. Was will man mehr?

Saltatio Mortis mag man glauben, dass sie das leben, was sie in ihren Texten verkünden. Spielmänner statt Musiker. Aber solche, denen das Leben auf Tournee Spaß macht. Mit dem „Spielmannschwur“ vor dem Zugabenteil endet nach über 2 Stunden das Konzert. Es waren verzauberte 120 Minuten.

Wir sind wie der Wind,

man sperrt uns nicht ein,
wild und frei,
so wollen wir sein.
Kein Knast kann uns halten,
drum schenkt nochmal ein,
wir sind geboren, um Spielmann zu sein.
Spielmannsschwur
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