Der Friedhof von Schloss Sanssouci in Potsdam-Bornstedt | Brandenburg

Auf dem Friedhof in Potsdam-Bornstedt ist man umgeben von denen, die in Sanssouci einst ihren Dienst taten: Hofgärtner, Architekten, Kammerdiener, Soldaten.

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Es ist ein seltsames Gefühl, das einen nach der Schlossbesichtigung des nahen Sanssouci auf dem Friedhof in Potsdam-Bornstedt erfasst. Denn umgeben ist man hier von den Angestellten des Hofes, die in Sanssouci in Potsdam gestorben sind: Hofgärtner, Architekten, Kammerdiener, Soldaten.

Theodor Fontane besuchte 1869 den Friedhof. Wer seine Zeilen über den Friedhof in „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ heute liest, fühlt sich sofort um 150 Jahre zurückgesetzt. So wenig hat sich hier verändert.

Mit Fontane über den Friedhof

. und was in Sanssouci stirbt, das wird in Bornstedt begraben – in den meisten Fällen königliche Diener aller Grade, näher- und fernerstehende, solche, deren Dienst sie entweder direkt an Sanssouci band, oder solche, denen eine besondere Auszeichnung es gestattete, ein zurückliegendes Leben voll Tätigkeit an dieser Stätte voll Ruhe beschließen zu dürfen. So finden wir denn auf dem Bornstedter Kirchhofe Generale und Offiziere, Kammerherren und Kammerdiener, Geheime Räte und Geheime Kämmerer, Hofärzte und Hofbaumeister, vor allem – Hofgärtner in Bataillonen.““
(aus: Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Dritter Teil: Havelland – Kapitel 22)

Vielleicht muss man tatsächlich den Band von Theodor Fontane in der Hand haltend über diesen Friedhof im Potsdamer Ortsteil Bornstedt gehen und zwischen den Grabstätten die Geschichte eines der schönsten Friedhöfe lesen, den es in Deutschland gibt. Theodor Fontane besuchte 1869 den Friedhof.

Die Bewohner von Sanssoucci

Der 8000-Einwohner Ortsteil Bornstedt schließt direkt an die Parkanlage von Sanssouci an – und ist doch so weit entfernt. Während im Park zu seinen Füßen Touristenscharen von Schloss zu Schloss eilen, herrscht auf dem Bornstedter Friedhof Ruhe. Während sich auf der anderen Straßenseite das Krongut Bornstedt mit seinem Café, Restaurant und seinen Läden zu einem Ausflüglerzentrum entwickelt hat, liegt der Friedhof in einer anderen Welt.

Umgeben ist der Besucher hier von den ehemaligen Bewohnern von Sanssouci. Den Hofgärtnern, Architekten, aber auch den Kammerdienern, Soldaten und Wissenschaftler des Hofes. Über 400 Jahre alt ist die Anlage. 1599 wurde der Friedhof im Dorf angelegt. Ein Teil des Friedhofs steht unter Denkmalschutz und wird nicht mehr belegt. Hier findet man die interessantesten und schönsten historischen Grabstätten.

In der kleinen Kirche selbst das vielleicht unglaublichste der Gräber (zu sehen ist allerdings nur die Grabplatte in der Wand). Hier ruht Jacob Paul Freiherr von Gundling. Ein Hofnarr. Allerdings kein freiwilliger, sondern ein von Soldatenkönig Friederich Wilhelm dazu gemachter. Gundling war Hofgelehrter, Historiker und Präsidenten der Preußischen Akademie der Wissenschaften.

Er war das Ziel ständigen Spotts am Hofe – angeführt vom Soldatenkönig – vor allem im sogenannten Tabakskollegium, wo preußische Generäle mit über finanziell vom Hofe abhängigen Wissenschaftlern Spott trieben, indem man sie unter anderem gerne betrunken machte. Selbst nach Gundlings Tod trieb der König weiter Spott mit ihm. Man beerdigte ihn in der Kirche in einem Weinfass. Seine Grabplatte zeigt einen Hasen. Ein Symbol für Ängstlichkeit.

Leibchirurg, Grenadier, Vorleser und Generalleutnant

Wer über den Friedhof schreitet, begegnet Personen der Geschichte. Hier das Grabmal für Heinrich Wilhelm Wagenführer, Grenadier der legendären „Langen Kerls“ unter dem Soldatenkönig; hier Johann Gottlieb Ranft, der Leibchirurg von Friederich dem Großen. General Emil von Albedyll, der Chef des Militärkabinetts von Kaiser Wilhelm I. liegt da, daneben ein Müller der „Historischen Mühle“ in Sanssouci.

Generalleutnant Oscar von Chelius, ein enger Freund von Kaiser Wilhelm II, ruht neben dem Gründer der 1. Baumschule, Johann Gottlieb Schulze. Daneben ruht Carl Timm, ein Vertrauter Friederich Wilhelm III., und dort ist eine Gedenktafel für den umstrittenen Henri Alexandre de Catt, den „Vorleser“ Friederichs des Großen. Überall lesen wir ihre Namen, manchmal stehen auch ihre Funktionen am Hof dabei, andere Aufgaben kennen nur die Heimatforscher. Verwunschen scheint der Ort.

Die Hofgärtnerfamilie Sello

Ein niedriges Eisentor zeigt an, dass hier ein besonderer Teil des Friedhofs beginnt. Denn die Hofgärtnerfamilie Sello hat ihren eigenen Privatfriedhof. Er wurde 1844 von Ludwig Hermann Sello gekauft. Die Sellos, das ist jene Gärtnerdynastie, die über Generationen die Gartenanlagen von Sanssouci schufen.

Johann Samuel Sello war der erste der Dynastie. Er schuf den Küchengarten. Ein Werk, das sein Sohn Carl Julius Samuel fortsetzte. Sein Bruder Christian Ludwig Samuel war unter anderem für die Sanssouci-Terrasse zuständig. Carls Sohn Ludwig Hermann war für die Anlage Charlottenhof und die Terrassen verantwortlich und bereits Oberhofgärtner. Sein Bruder Ludwig Emil Walter schuf die Gärten am Neuen Palais.

Die Schwester der beiden, Charlotte, heiratete Ludwig Persius (er baute Schloss Charlottenhof, die Römischen Bäder, schuf die Große Fontaine vor Schloss Sanssouci baute Friedenskirche und Orangerie). Ludwig und ihr Sohn Reinhold Persius (er baute zum Beispiel den Reichstag in Berlin) waren Hofarchitekt und Oberhofbaurat. Die versammelten Gartenkünstler der Familie Sello und die durch Heirat verwandt gewordenen Baumeister der großen Zeit in Potsdam – Schaffer dessen, was wir heute in Sanssouci sehen – sie liegen hier begraben.

Auch ein Olympiasieger ruht hier

Aber auch andere ruhen auf dem Bornstedter Friedhof. Auf einem anderen Teil, am sogenannten Parkweg, findet man das Grab von Gillis E. Grafström. Der Schwede starb 1938. Er war als Eiskunstläufer eine Berühmtheit. In den 20er Jahren gewann er drei olympische Goldmedaillen und war dreimal Weltmeister. Die Liebe hatte ihn nach Potsdam verschlagen.

Ein wenig entfernt, am Kalliskeweg, ist die Grabstätte der Familie Joop. Der Designer, der in Potsdam lebt, wuchs gleich neben dem Friedhof in einem Gutsgebäude auf. Zuletzt wurde sein Vater in dem Familiengrab bestattet. In Büschen versteckt wacht eine Engelsfigur, die Wolfgang Joop geschaffen hat. Sie geriet erst kürzlich wieder in die Schlagzeilen. Unbekannte hatten dem einem alten Mann ähnlichen Engel den Penis abgebrochen.

So gibt es sie bis heute, die Geschichten und Legenden über und um jene, die hier begraben wurden. Seit 400 Jahren bereits. Theodor Fontane würde heute das Kapitel über den Bornstedter Friedhof sicherlich begeistert erweitert.

Zum Nachlesen: Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Dritter Teil: Havelland – Kapitel 22

Info:
Nach Bornstedt fährt man mit der Tram, Linie 92, bis zur Endhaltestelle Kirschallee. Dann zu Fuß die Ribbeckstraße weiter bis Krongut Kronstedt. Kirche und Friedhof liegen gegenüber. Zurück empfiehlt sich der Fußweg durch Park Sanssouci.

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