Die Ronneburg | Wo Sonderlinge und Alchemisten lebten | Hessen

Eine der sehenswerten Burganlagen in Hessen ist die Ronneburg nördlich von Frankfurt. Interessant auch, weil hier der Drehort des Märchenfilms "Siebenschön" war.

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Eine riesige Burganlage erhebt sich im Ronneburger Hügelland in Hessen. Im Mittelalter lebten hier religiöse Sonderlinge und auch ein Alchemist forschte hier. Interessant ist auch, dass die Burg Drehort des Märchenfilms „Siebenschön“ war.

Nebel liegt an diesem Herbstmorgen über dem Ronneburger Hügelland. Unweit des Städtchens Ronneburg windet sich eine schmale Straße aus dem Fallbachtal einen Basaltsporn hinauf. Oben taucht eine kleine Zeltstadt aus dem Grau auf. Pkw parken in der Nähe. Zwischen den Zelten sind einige ihrer noch müden Bewohner zu erkennen. Ihr Weg führt entlang der Burgmauer, wo die Sanitäranlagen aufgebaut sind.

Hier in der Wetterau, der Landschaft nördlich von Frankfurt am Main, östlich des Taunus und südwestlich des Vogelsbergs, liegt mit der Ronneburg eine der interessantesten Burganlagen Hessens. Nicht nur wegen ihrer Bauten – vor allem auch wegen ihrer Geschichte.

Die Bewohner der Zeltstadt gehören zu einem der vielen Mittelalterfeste, die hier stattfinden. Immer wieder, fast an jedem Wochenende im Sommer, lockt der veranstaltende „Freunde der Ronneburg e.V.“, mit verschiedensten Veranstaltungen Ausflügler zur Anlage. Es sind Spielleute, Gaukler, Narren und Zauberer, Ritter, Landsknechte und Bettler, die sich dann dem mittelalterlichen Leben hingeben. Meist wechseln die auftretenden Gruppen und Vereine wöchentlich – manche bleiben auch für länger.

Ausgegrenzte und Sonderlinge

Für die alten Mauern der Ronneburg dürften die fremden Gäste nichts ungewohntes sein. Denn bereits seit dem Mittelalter war die Anlage Wohn- und Zufluchtsort von Verfolgten, Ausgegrenzten, fahrendem Volk und allerlei Sonderlingen. Durch das massive Burgtor mit der ehemaligen Wohnung des Pförtners führt der Weg in die Anlage. Im Zwinger geht es jetzt noch gemächlich zu. Die Tische des Restaurants werden bereits gedeckt. Auf der Terrasse der ehemaligen Marställe trinken erste Gäste ihren Morgenkaffee. Früher standen hier die Pferde der Ritter.

Die Ronneburg ist ursprüngliche eine Anlage aus der Stauferzeit, errichtet zum Schutz der „Kaiserlichen Wetterau“. 1231 erst mal erwähnt, gehört sie zunächst zur Dynastie der von Büdingen, dann denen von Hohenlohe. Vielfach wechselt die Burg den kommenden Jahrhunderten ihren Besitzer – ein jeder nimmt bauliche Veränderungen vor.

Ausbau zum Renaissanceschloss

Die Grafen von Ysenburg-Ronneburg bauen zwischen 1525 und 1580 die Anlage zum repräsentativen Renaissanceschloss aus. Alle mittelalterlichen Teile blieben dabei erhalten und wurden zu Renaissancebauten umgeformt. Alleine durch die Erker und viele Verzierungen wirkt die Anlage nun wie ein Neubau der Renaissance. Und genau das macht die bauliche Faszination und Bedeutung der Ronneburg aus.

Über eine zweite Brücke und durch ein Tor geht es in den mittleren Innenhof. Schulklassen, die regelmäßig zu Führungen herkommen, sind begeistert vom Brunnenhaus, erzählt die Dame am Empfang. Denn in dem kleinen dunklen Raum liegt ein Brunnen. 84 Meter ist der tief.

Zur Demonstration schütten die Burgführer hier dann einen Eimer Wasser in das schwarze Loch und lassen die Schüler die Sekunden zählen, bis sie aus der Tiefe das Wasser ankommen hören. Im 14. Jahrhundert baute man hier das heute rekonstruierte Wassertretrad ein. Wasser schöpfen mithilfe der Beine Kraft wurde so möglich.

Zum Zinzendorfbau

Durch einen Gang betreten wir den Burghof. Den oberen Torbau kennt man in der Region als „Zinzendorfbau“ und als „Neue Kirche“.  Interessant wird die Geschichte der Ronneburg um 1650. Da nämlich erklärten ihre Besitzer, die Grafen von Ysenburg-Büdingen, die Burg zu einer „Freistätte des Glaubens“. Zahlreiche aus Frankreich vertriebene Hugenottenfamilien zogen in die Räume der Burg ein.

Knapp 50 Jahre später waren es dann die sogenannten „Inspirierten“, eine religiöse Splittergruppe, die vom Grafen aufgenommen wurden. Der damals bekannte predigende Graf Zinzendorf und seine Herrnhuter Brüdergemeinde fand hier Unterkunft, dann religiöse Einzelgruppen, umherziehende Händler, Handwerker.

An der Kirche des Grafen Zinzendorf ragt ein Erker hervor – ein Meisterwerk der Steinmetzkunst. Während oben in den Räumen heute eine Jugendgruppe spielerisch in die Steinmetzkunst eingeführt wird, liegt unten verlassen der „Betsaal“ des Grafen, der in späterer Zeit von den verschiedensten Glaubensgruppen als Kirche genutzt wurde. Als die Burg 1821 an das Großherzogtum Hessen fiel, wurde die Ronneburg zeitweise zur selbstständigen Gemeinde erklärt. Sogar einen Bürgermeister durften die Bewohner selbst wählen. Viele der Handwerker und Händler aber wanderten in dieser Zeit nach Amerika aus, Die Burgräume leerten sich, die Anlage verfiel mehr und mehr.

Wo der Alchemist wohnte

Erst durch die Wiederentdeckung der nun zur Ruine verfallenen Anlage entstand um 1900 neues Interesse an der Ronneburg. Ein Burgwächter zog ein, ein Museum wurde eingerichtet und die Restaurierung der Anlage begann. Der Burgturm ragt in den sich verziehenden Nebel hinein. Er stammt aus dem 13. Jahrhundert. Er endet oben in einer Kuppel mit vier Erkern. Mehrere Kammern gibt es dort. Hier lebte im 19. Jahrhundert ein Alchemist. Ob er je das Mittel gegen den Tod gefunden hat, dass er suchte? Fragen kann man ihn nicht mehr. Er ist längst verstorben.

Dem Turm gegenüber liegen der Palais und daneben der Kemnatenbau, das eigentliche Burgmuseum. Karg eingerichtete Räume, deren Kühlheit dennoch Sicherheit für die Verfolgten des Mittelalters ausgestrahlt haben müssen. Es gibt den Weinkeller, ein sehr sehenswertes Küchengewölbe mit einem brennenden Feuer auf dem Ofen, Stuben, der Festsaal, Kapelle, Backhaus sowie die Herrengemächer.

Die Burg wurde verkauft

Bis vor zehn Jahren gehörte die Ronneburg zum Besitz des Fürsten von Ysenburg-Büdingen. Dann verkaufte der im nahen Büdingen in einem Schloss lebende Wolfgang Ernst Fürst von Ysenburg-Büdingen die Ronneburg an Joachim Benedikt Freiherr von Herman auf Wain, einen Verwandten, der über die Forfin GmbH nun die Geschicke der Ronneburg lenkt.

Den Kemnatenbau errichtete Graf Heinrich von Ysenburg nach 1570 als neues – für die damalige Zeit – modernes Wohngebäude. Das „Bundte Gemach“, das Wohnzimmer der Gräfin, und das anschließende Schlafzimmer bieten heute Fresken in wahrer Pracht. Erst 1956 freigelegt, zeugen sie vom künstlerischen Können der heimischen Meister, die hier arbeiteten. Ebenso im Herrengemach, dessen Fresken von einem Künstler aus dem nahen Gelnhausen stammen.

Drehort „Siebenschön“

Im Mai, kann eine Mitarbeiterin der Ronneburg berichten, war der HR in Ronneburg. Eine Woche lang fanden hier die Dreharbeiten für den Weihnachtsfilm der ARD statt. „Siebenschön“ – unter anderem mit Esther Schweins, Michael Kind und Gustav Peter Wöhler.

In der Zeltstadt ist nun Leben eingekehrt. Spielleute zeigen ihre Instrumente, Händler öffnen ihre Verkaufsstände. Der Nebel hat sich gelichtet. Die Sonne legt ihr Licht über die Ronneburg. Der hohe Turm ist nun wieder von weit her zu sehen.

SERVICE

Kontakt:
Freunde der Ronneburg e.V.
Burg Ronneburg
63549 Ronneburg

Anfahrt: Autobahn: A66 (Richtungen Frankfurt oder Fulda), Abfahrt: Langenselbold, ab Langenselbold ist der Weg ausgeschildert.

Webhttp://www.burg-ronneburg.de/

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