Das Erika-Fuchs-Haus | Entenhausen liegt in Bayern | mit Video

Zu Besuch im Erika-Fuchs-Haus in Schwarzenbach an der Saale/ Bayern, einem "Entenhausen"-Museum, das der Micky-Maus-Magazin-Übersetzerin Erika Fuchs gewidmet ist

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Entenhausen finden wir in der 1. Etage im Erika-Fuchs-Haus in Schwarzenbach an der Saale/ Bayern. Und hier, in diesem Haus, in dem sich alles um Comics dreht, finden wir sie: Donald, Tick, Trick, Track, Onkel Dagobert, Daisy Duck, Daniel Düsentrieb und, und, und.

Wer hat sie als Kind nicht geliebt, die Comicfiguren aus den Micky-Maus-Magazinen? Insbesondere Donald war immer mein persönlicher Liebling im Entenhausen-Universum. Jetzt habe ich ihn und alle die anderen besucht. In Entenhausen. Denn den Ort gibt es wirklich. Er liegt in Oberfranken und heißt in Wirklichkeit Schwarzenbach an der Saale.

Eine kurvenreiche Hauptstraße, verwinkelte Nebengassen, die Brücke über die Saale, ein modernes Rathaus mit schickem Vorplatz, so zeigt sich die kleine Stadt mit ihren knapp 8000 Einwohnern. Hof ist nicht weit entfernt, ebenso Coburg.

Ich wäre heute nicht in der kleinen Stadt, hätte hier nicht Erika Fuchs gelebt. Micky Maus Magazin-Fans kennen sie. Denn Erika Fuchs, 1906 in Rostock geboren, war von 1951 bis 1988 die Chefredakteurin des Comic-Magazins. Und: Sie war dessen deutsche Übersetzerin.

2005 ist sie in Schwarzenbach gestorben. Ihr Grab ist auf dem Friedhof hinter der Kirche. Hier ist auch ihr Mann, ein Schwarzenbacher Unternehmer, beerdigt. Es ist ruhig hier. Wenige Meter entfernt, steigen wir die wenigen Stufen einer Treppe zur Innenstadt hinunter, gehen am Wohnhaus von Jean Paul vorbei und kommen zum modernen Rathaus.

Hier hat D.O.N.A.L.D (Deutsche Organisation der nicht kommerziellen Anhänger des lauteren Donaldismus) – und dessen Mitglieder sind mehr als ein Donald-Fanclub – drei Tafeln aufstellen lassen, die aus Leben und Werk der Erika Fuchs erzählen.

In der Sprachwelt von Entenhausen

Sie ist es, die diese vielfältige Sprachwelt von Entenhausen schuf. Nicht nur die deutsch klingenden Namen der Figuren und Orte (einige davon gibt es tatsächlich im Fichtelgebirge; einige Straßennamen, Geschäfte und Nachnamen sogar in Schwarzenbach) hat sie erfunden. Der Name Entenhausen stammt auch von ihr. Sie dichtete auch die Texte in den Sprechblasen der Comics. Und die sind oft unglaublich gut. Sie nutzte Zitate aus klassischen Werken ebenso wie Refrains aus deutschen Schlagern und schuf auch bestimmte Redewendungen.

All das erfährt man ausführlich im Erika-Fuchs-Haus im Stadtzentrum. Das wurde 2015 als Comic-Museum eröffnet und bietet – wie soll es in Schwarzenbach anders sein – Einblicke in Leben und Werk der Erika Fuchs, in das Universum Entenhausen und die Welt der Comics.

Vom Klassiker bis zum deutschen Schlager

Erika Fuchs und die Sprache. Von Klassik bis Schlager reichte ihr Repertoire bei den Texten. Da werden Zeilen aus Schillers Glocke zitiert, da heißt es an anderer Stelle „Wir wollen sein ein einig Volk von Schwestern. In keiner Not und trennen und Gefahr uns nicht fürchten vor der Macht der Männer.“ Das stammt (zum Teil) aus Schillers „Wilhelm Tell“. Das Original lautet „Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern. In keiner Not uns trennen und Gefahr“. Aber sie lässt auch Schlagertexte einfließen. „Ich will nen Cowboy als Mann“, den Schlager von Gitte lässt sie eine Ente mit Gitarre singen.

Seinen großen Erfolg verdankte das Micky Maus-Magazin seinen deutschen Texten. Und damit Erika Fuchs. Sie beschränkte sich nicht darauf, die Geschichten wortgetreu zu übersetzen. Sie übersetzte sie sehr frei. Die Kunstwissenschaftlerin, die vorher Reader’s Digest -Hefte übersetzt hatte, gab jedem Entenhausener einen eigenen Sprachstil. So schuf sie unterschiedliche Charaktere. Donald schätzt Poesie wie Wutausbrüche, Dagobert spricht grammatisch korrekt, Oma Duck altbacken, Tick, Trick und Track dagegen in der Jugendsprache, die sich im Laufe der Jahrzehnte natürlich wandelte.

Die Erfindung des Erikativ

Und da gibt s noch den Erikativ. Extra nach ihr benannt, ist das ein beliebtes Comicstilmittel der Erika Fuchs. Es ist die Verkürzung von Verben auf ihren Stamm. Erika Fuchs ist eigentlich dessen Erfinderin. Sie kennen es aus den Comics, wenn da steht: „grübel“, „studier“. Und sie mochte Lautmalereien: Rums, Bum, Platsch, Peng, Krawumm.

So beeinflusste Erika Fuchs unser aller Sprache. Dreißig Jahre lang übersetzte sie die Entengeschichten aus Entenhausen. Am liebsten die des Disney-Zeichners Carl Barks, den sie einmal traf.

Im Erika Fuchs-Haus folgen wir dem Leben der Erika Fuchs in einem überdimensionalen Comic. Und im multimedialen Teil lernen wir ihre Sprachwelt kennen. Es gibt Videos, Kamera und Bildschirm, auf dem wir testen können, ob wir die Mimikspiele der Enten verstehen.

Ebenso gibt es eine Kammer, in der wir Comicgeräusche üben können. Experimente zur Sprache sehen wir in der Ausstellung, die wir durch ein nachgebautes Entenhausen betreten haben. Auch in die Welt anderer Comics werden wir eingeführt. Das Erika-Fuchs-Haus – hier wird Comic erlebbar.

Ein wenig entfernt vom Erika-Fuchs-Haus sieht man von der Brücke über die Saale eine lebensgroße Statue auf einer kleinen Insel. Sie zeigt Emil Erpel, den legendären Gründer von Entenhausen, der in vielen Comics zu sehen ist. Die Statue wurde von einem D.O.N.A.L.D-Mitglied (die Gruppierung erforscht übrigens den Kosmos Entenhausen) gestiftet wurde.

Nachdenklich betrachte ich von der Brücke aus Emil Erpel. Es regnet. Hat es in Entenhausen schonmal so geregnet? Ich werde es später in meinen Micky Maus-Magazinen nachschauen. Aber in einem bin ich mir schon jetzt sicher: Ich bin in Entenhausen. Und das liegt im Fichtelgebirge in Oberfranken.

HIER geht es zur Webseite Erika Fuchs Haus in Schwarzenbach

anderswohin-Video über das Erika-Fuchs-Haus

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