Carolinensiel | Idylle im Museumshafen | Ostfriesland

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Carolinensiel in Ostfriesland. Hier fanden wir mit dem Museumshafen einen idyllischen Ort nahe der Nordseeküste: ruhig und verträumt, fast schon romantisch.

Die Lage

Das kleine Carolinensiel gehört zur Stadt Wittmund. Das Zentrum liegt etwa 13 Kilometer entfernt. 1730 wurde der Sielort, knapp vier Kilometer von der heutigen Küste entfernt, gegründet.

Am Hafen angekommen, sehen wir eine Skulptur am Hafenbecken. Sie soll die Redensart vom „Cliner Wind“ symbolisch darstellen. Cliner Wind, das soll die lebendige Atmosphäre Carolinensiels sein. Das geflügelte Wort kommt aus der Zeit, als Carolinensiel ein bedeutender Hafen war.

Genannt wird die Skulptur CAROLINE. So hieß auch die Ehefrau des Hafengründers und Namensgeberin des Ortes: Fürstin Sophie Caroline. Ihr Mann war Georg Albrecht von Ostfriesland.

So entstand Carolinensiel

Wo heute die Häuser und das Hafenbecken von Carolinensiel sind, plätscherte vor einigen Jahrhunderten noch das Nordseewasser. Um 1500 begann man in der Harlebucht mit der Landgewinnung durch Eindeichung. Stück für Stück wurde der Nordsee neues, fruchtbares Marschland abgerungen.

1729 war die Landgewinnung durch Deiche abgeschlossen. Wo die Harle auf den Deich traf, wurde ein Sielhafen angelegt: der Hafen von Carolinensiel. Das war 1730. Durch das Siel unter der Brücke konnte das Binnenwasser bei Ebbe ins Meer abfließen.

1798 hatte der Ort bereits über 700 Einwohner. Man arbeitete in der Schifffahrt und in der Landwirtschaft. Mit den Jahren wurde Carolinensiel zum wichtigsten Hafen im nördlichen Ostfriesland. Der Hafen war nämlich als einziger ostfriesischer Sielhafen dem Meer nicht mehr direkt ausgesetzt und vor Sturmfluten geschützt.

Durch eine Klappbrücke an der Friedrichsschleuse konnten Segelschiffe den Hafen problemlos erreichen. Von hier fuhren kleine Frachtsegler in die Nord- und Ostsee sowie das Mittelmeer. Man exportierte Produkte der Marsch: Getreide, Gemüse, Kartoffeln und Milchprodukte. Importiert wurden Holz, Steine, Kohle und Kolonialwaren, zum Beispiel aus Großbritannien und seinen Kolonien.

Die Blütezeit des Hafens

Die Blütezeit erlebte der Hafen Mitte des 19. Jahrhunderts. Um 1860 sollen hier 40 Kapitäne mit insgesamt 59 Schiffen gelebt haben. Es gab Werften, Brauereien und Gaststuben.

Heute ist der Hafen ein Museumshafen. Hier liegen jetzt einige der typischen Plattbodenschiffe vor Anker. Sie erinnern an die große Zeit der Carolinensieler Seefahrt.

Im Museum erinnert man an die Sielhäfen. Es heißt „Deutsches Sielmuseum“. Mehrere Gebäude gehören zum Museum.

Anfang des 20. Jahrhunderts ging die Blütezeit des Ortes zu Ende. Die Segelschiffe konnten mit Dampfschiffen und der Eisenbahn nicht mehr konkurrieren. Man stellte sich in Carolinensiel auf die Fischerei um. Kutter fingen nun Plattfisch, Krabben und Muscheln.

Tourismus in Carolinensiel

Im 19. Jahrhundert begann die Zeit des Tourismus. Carolinensiel wurde zur Durchgangsstation für die Badegäste der Inseln. Die Fährschiffe nach Wangerooge und Spiekeroog legten hier an.

Das Hafenbecken wurde zugeschüttet

Erst nachdem man im vorgelagerten Harlesiel, wenige Kilometer entfernt, einen neuen Hafen baute, verödete der alte Hafen. Er wurde sogar zugeschüttet. Das war 1962. Erst 1986 wurde der Hafen wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt, wurde zum Museumshafen.

Wir gehen am Hafenbecken lang. Eine Skulptur fällt uns ins Auge: „Der gemeine Badegast“, heißt der Mann mit kurzer Hose und Fotoapparat. Früher wurden Touristen überall an der Küste als „Badegast“ bezeichnet. Und dieser hier macht es seinen real lebenden Vorbilder nach: Er fotografiert den Museumshafen.

Die Deichkirche

Durch eine schmale Gasse kommen wir zur Deichkirche. Die wurde 1776 gebaut. Sie ist die einzige Kirche an der Küste, die auf einem Deich steht. Der Glockenturm steht getrennt vom Kirchenbau. Der Turm ist sehr niedrig. Das hat man wegen der häufigen Stürme hier gemacht. Innen finden wir eine Erinnerung an die Zeit der Seefahrt: 3 Schiffsmodelle stehen in der Kirche.

Die Corcordia II auf der Harle

Zurück zum Hafen. Die Concordia II hat gerade angelegt. Ein Ausflugsschiff. Die Concordia II trägt den Namen wegen ihres Vorbildes. Einem Seiten-Raddampfer, der Mitte des 19. Jahrhunderts auf der Harle im Pendelverkehr zwischen Carolinensiel und Harlesiel fuhr: die Concordia. Ihre Nachfolgerin, die Concordia II, fährt heute auf dem Binnentief vom Museumshafen zur Friedrichsschleuse und einer bekannten Küsten-Räucherei zum Yachthafen von Harlesiel, von dem aus man den Strand und den Fährhafen erreicht.

Eine Zugbrücke führte einst über die Harle. Vor 250 Jahren hat man sie gebaut. Durch sie wurde der Carolinensieler Hafen damals zu einem der sichersten und wirtschaftlich erfolgreichsten Sielhäfen. Als man dann ein Schöpfwerk baute, wurde die Schleuse überflüssig. Heute ist dort eine Brücke aus Beton. Dank einer Klappbrücke können Traditionssegler die Brücke auf ihrer Fahrt in den alten Hafen passieren.

Harlesiel

Wir fahren Richtung Harlesiel. Man sieht unterwegs auch das Wohnkonzept „Seeperlen Harlesiel – Wohnen auf dem Wasser”. Die exklusiven Wasserhäuser sind auf Pfählen gebaut.

Wir kommen zum Schöpfwerk von Harlesiel. Es trennt den Außenhafen vom Binnenhafen und entwässert ein Areal von 22.000 Hektar Land.

Das anderswohin-Video über Carolinensiel

Im Außenhafen liegen Kutter und Ausflugsschiffe. Ein Restaurant gehört ebenfalls dorthin. Dahinter liegen der Strand und ein Campingplatz. Hier gibt es Strandkörbe, Spielplatz, Beachballfelder, Minigolfanlage, die Drachenwiese und den Hundestrand.

Carolinennsiel ist ein hübscher, kleiner Hafen. Eine Idylle. Ein Augenblick verweilten wir in einer längst vergangenen Zeit. Es war schön hier.

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