RIFF-PIRATEN | JAMAICA INN | Drehorte

Alfred Hitchcock drehte 1939 "Jamaica Inn" (deutscher Titel: Riff-Piraten) nach dem Roman „Gasthaus Jamaika“. / Foto: Screenshot aus Riff-Piraten. Das Bild zeigt das Jamaica Inn

Natürlich hätten wir es einfacher haben können. Hätten wir das Bodmin Moor über die A30 durchquert, wäre die Fahrt zum „Jamaica Inn“ schneller gewesen. Wir aber nutzen die schmale, kurvenreiche Straße entlang des kleinen River Fowey und können so immer wieder herrliche Ausblicke auf die Schönheiten des Bodmin Moor genießen. Unser Ziel ist eine Literatur- und Kinofilmlegende: das Jamaica Inn. Es ist jener Pub, den zunächst Daphne du Maurier und später Alfred Hitchcock berühmt machten.

Kurz vor dem Pub stehen wir bereits das Band der breiten A30, dass sich fast gerade durch das Land zieht. Die Häuser von Bolventor, dem einzigen nennenswerten bewohnten Ort im Bodmin Moor, tauchen auf. Dann stehen wir vor dem legendären Pub. Doch der ist weitaus nicht mehr das, was wir erhofft hatten. Es ist keine unheimliche Schmugglerspelunke mehr. Hier ist ein geschäftiger, viel besuchter touristischer Ausflugspunkt entstanden.

Warum „Jamaica“ Inn?

Wir parken den Wagen zwischen Bussen und Pkw aus allen Teilen des Landes. Kinder toben auf einem Spielplatz, drinnen herrscht Hochbetrieb. Das Gebäude an der A30 hat zwei Geschosse. 1750 wurde das Hauptgebäude hochgezogen. Wenig später entstanden Remise, Ställe und Sattelkammer. Bis ins 19. Jahrhundert sah man hier eine schieferverkleideten Fassade und ein mit Pech beschichtetes Schieferdach. Der Name „Jamaica Inn“ stammt vom ersten Besitzer des Pubs. Zu seiner Familie gehörten nämlich zwei Gouverneure von Jamaika.

Wir befinden uns hier zwar einige Kilometer von der Küste entfernt, doch im 19. Jahrhundert diente das Haus als Lager für „Schmuggelware“. Das waren Sachen, die Strandräuber aus an der Küste aufgelaufenen Schiffen illegal geholt hatte. Eine dunkle Geschichte, mit finsteren Typen also umgibt das Haus.

Als Daphne du Maurier sich im Nebel verirrte

Geschichten, die Daphne du Maurier hörte, als sie hier übernachtete. Sie war 1930 mit einem Bekannten im Bodmin Moor unterwegs und hatte sich bei einem Ausflug zu Pferde im Nebel verirrt. Zur Erholung soll sie einige Nächte im Jamaica Inn geblieben sein, heißt es im Pub.

Die Schriftstellerin jedenfalls war von den Schmugglergeschichten so angetan, dass sie 1936 den Roman „Gasthaus Jamaica“ schrieb, der in dem Haus spielte. Daphne du Maurier schrieb anschließend übrigens die Romane „Rebecca“ und „Die Vögel“, die Alfred Hitchcock verfilmte. Die Filme waren im Kino für Hitchcock große Erfolge.

Doch zuvor hatte er noch einen Roman von Daphne du Maurier verfilmt. Das nämlich war ihr Roman „Gasthaus Jamaica“. In englischsprachigen Ländern hieß der Film von 1939 „Jamaica Inn“, in Deutschland „Die Riff-Piraten“ und später Die Taverne von Jamaika“. Der Film war keiner von Hitchcocks guten Filmen, keiner den er mochte, sagen Filmkritiker.

Alfred Hitchcock drehte hier

Dennoch: Charles Laughton und Maureen O’Hara spielten die Hauptrollen. Nach Abschluss der Dreharbeiten drehten Laughton und Maureen O´Hara den Film, der beiden Weltruhm bescherte: Der Glöckner von Notre Dame.

Die Innenszenen von Hitchcocks Film, der sein letzter in England und dort auch sein größter Kinokassen-Erfolg war, wurden in den Elstree-Studios nahe London gedreht. Für die Außenaufnahmen des Gasthauses kam Hitchcock zum Jamaica Inn ins Bodmin Moor. (Die BBC hat Jamaica Inn 1983 neu verfilmt. Allerdings wurde das Jamaica Inn dazu nicht genutzt.)

Heute sieht das Jamaica Inn nicht mehr aus, wie im Hitchcock Film. Es wurde vor Jahren restauriert und umgebaut. Nur die Aufteilung von Haupt- und Nebengebäuden lassen das alte Jamaica Inn noch erahnen. Drinnen ist es mehr als geräumig. Es gibt mehrere Räume zum Essen und Trinken, Buffet, Getränketheke und Außenbereich. Man bietet Kinderanimation, Hotelübernachtung und natürlich gibt es einen Shop wie auch ein kleines Schmuggler- und Daphne du Maurier Museum.

Nach dem Essen verlassen wir den geschäftigen Ort. Wenige Meter auf der Straße vom Haus und der A30 entfernt umgibt uns plötzlich wieder die Einsamkeit und Stille des Bodmin Moores. Hier kann ich träumen von Bösewichtern, Schmugglern und einer hübschen Maureen O´Hara.