Mildes sonniges Klima, Palmen und Sandstrände, bedeutende Wohnsitze und viktorianische Städte, das erwartet uns an der Südküste Englands. Wir sind angekommen an der Englischen Riviera, der Küste zwischen Torquay und Brixham, in deren Hinterland das geheimnisvolle Dartmoor liegt.
Die Briten schätzen die Englische Riviera als Urlaubsgebiet. Im Sommer drängen sich hier Touristen in Hotels und am Strand. Die Küste zwischen Torquay und Brixham ist bei Familien sehr beliebt.
Vom Hafen in Dover kommend, sind wir über Exeter angereist. Unsere Unterkunft in der Stadt Paington liegt direkt am Strand. Nach rechts blicken wir zum Hafen der Stadt, links der Strand mit der Seebrücke. Weiter entfernt sehen wir ein Riesenrad, das am Strand des benachbarten Torquay hochragt.
- Badeort Paington
Paignton, das knapp 50 000 Einwohner hat, ist wegen der Strandpromenade interessant. Eine Seebrücke führt auf das Wasser raus und bietet einen kleinen Vergnügungspark. Auch auf einem breiten Grünstreifen, der die Häuserfront vom Meer trennt, ist eine Dauerkirmes aufgebaut.
Im Nachbarort Torquay, den wir nach wenigen Kilometern erreichen, gibt es einen netten Sandstrand samt Strandpromenade, einen Yachthafen und nicht nur in der Fußgängerzone zahlreiche Restaurants, Cafés und kleine Geschäfte. Zum Essen waren wir im Hafengebiet. Fish & Chips findet man hier überall.
Brixham und das Schiff von Sir Francis Drake
Wenige Kilometer von Paington in die andere Richtung, sind in der dritten größeren Stadt an der Englischen Riviera. Brixham ist ein Fischerhafen. Fischerei gehört hier zum Leben dazu. Zusammen mit dem Tourismus ist das die Haupteinnahmequelle des Ortes. Im Hafenbecken liegen Fischerboote. An Land werden Reusen gestapelt.
Was gleich auffällt, sind die bunt angemalten Häuser am Hang gegenüber des Hafenbeckens. Niedlich sehen sie aus. Dazwischen schmale, steile Straßen.
An der Hafenmauer liegt die „Golden Hind“. So hieß das Schiff, mit dem Sir Francis Drake um die Welt segelte. Natürlich ist das nicht das Original. Das ist im 16. Jahrhundert schon vermodert. Aber dieses Schiff soll die genaue Nachbildung der echten „Golden Hind“ sein. Man kann das Schiff natürlich besichtigen. Aber auch ein Blick von außen ist interessant.
Wir fahren Richtung des River Dart. Interessante Landhäuser erwarten uns in dieser Region.
Die 20er Jahre werden in Coleton Fishacre lebendig. Das Anwesen nahe von Kingswear wurde im Stil des Arts and Crafts Movement gebaut. Bauherr war ein Ehepaar, das hier auch zu Jazzkonzerten mit Swingmusik einlud.
Das große Wohnhaus mit Gartenanlage gehört heute dem National Trust. Im Haus herrscht der Stil des Art déco der 1920er Jahre vor: minimalistisches Design, das auf Ausschmückungen verzichtet; die Wände erstrahlen in starken Farben. Typisch für die 1920er Jahre. Auch heute noch hat man im Haus das Gefühl, die Besitzer kommen gleich zur Tür rein, im Wohnzimmer warten die Gäste, ein Jazz-Orchester beginnt zu spielen. Tatsächlich hört man aus Lautsprechern im Haus Swingmusik.
- Agatha Christies Sommerhaus Greenway
Landeinwärts folgen wir dem River Dart und kommen nach Greenway. Hier in diesem Anwesen haben die bekannte Krimiautorin Agatha Christie und ihr Mann die Sommer über gewohnt. Heute gehört das Haus mit Garten dem National Trust. Greenway ist so eingerichtet, als ob Agatha Christie noch hier wohnen würde. Jeder Raum, jeder Schrank, jedes Regal sieht aus, als ob Agatha Christie es genauso eben eingerichtet hat.
1938 haben die damals schon sehr bekannte Schriftstellerin und ihr zweiter Mann, der Archäologe Max Mallowan, Greenway gekauft. Agatha Christie und Max Mallowan waren Sammler. Eigentlich war kaum etwas vor ihrer Sammelleidenschaft sicher. Und das Haus ist voll von den gesammelten Schätzen: archäologische Funde von Ausgrabungen, Silber, Porzellan, Schachteln, Bücher. Im Salon liegen Dominosteine und Kartenspiele auf dem Tisch. Am Fenster steht das Steinway Piano der Schriftstellerin. Auf einem Stuhl, unter einem Gemälde mit einem Kinderporträt Christies, sitzt die Puppe, mit der sie als Kind gespielt hat. Picknickkörbe und Spazierstöcke stehen im Flur. In fast allen Räumen findet man Fotoalben mit Bildern des Ehepaars.
Nördlich von Plymouth liegt Buckland Abbey. Hier war einst das Zuhause von Weltumsegler Sir Francis Drake. Er baute ein ehemaliges Kloster in eine Burg um. In England ist Drake bis heute eine verehrte Legende. Es sind die Geschichten von Kaperfahrten und Piratenleben im Auftrag der englischen Krone, von Seegefechten und Blockadebrechern, aber auch von einer Weltumsegelung, die ihn zum Helden machten.
Buckland Abbey liegt umgeben von Wiesen, Obstgärten und Wäldern im Tavy-Tal. Vom Parkplatz führt der Fußweg bergab. 1580 hatte Francis Drake das ehemalige Kloster gekauft. Seine Familie besaß Buckland Abbey dann übrigens bis 1946. Seit 1948 gehört es dem National Trust.
Die Räume im Innern sind prächtig ausgestattet. Wir sehen eine getäfelte Tudor-Kammer, den georgianischen Speisesaal, die riesige Küche und mehr. Im oberen Stockwerk gibt es eine Ausstellung zu Francis Drake. Und wir finden, auf einem Podest in einer Vitrine stehend, Drakes Trommel. Es soll die Original-Trommel sein, die Drake bei seiner dreijährigen Weltumseglung dabei hatte.
Östlich des Stadtzentrums von Plymouth liegt Saltram House. Das Haus im Besitz des National Trust gilt als eines der am besten erhaltenen Häuser im frühen georgianischen Stil. Die Repräsentationsräume des Herrenhauses sind prächtig eingerichtet. Vor allem der Salon und das Speisezimmer sind sehenswert. In den Repräsentationsräumen gibt es feine Stuckarbeiten, kunstvoll dekorierte Kamine, Türen und Blendläden. Fünf Treppenhäuser gibt es im Innern des Hauses.
- Einsam im Dartmoor auf Arthur Conan Doyles Spuren
Wir fahren weiter Richtung Norden. Es ist einsam im Dartmoor, das wir nun erreichen. Kaum Bäume, wenig Sträucher, ein paar enge Straßen und eine kleine Stadt, eher ein Ort. Das Dartmoor in Devon, wir sind nur knapp 30 Kilometer von der Küste entfernt, ist eine Hügellandschaft. Knapp 1000 km² ist sie groß. Ein Granitmassiv, vornehmlich mit Moor und Heide bedeckt.
Schafe laufen hier auf Flächen ohne Zäune herum. Kühe auch. Da kann es sein, dass schon mal ein Schaf oder auch eine Kuh auf der Straße steht. Nach wenigen Kilometern Fahrt durch die Einsamkeit, es ist kühl und windig hier, erreichen wir den Ort Princetown. Keine 2000 Einwohner hat die kleine Stadt, die als Tor zum Dartmoor Nationalpark gilt. Vom Parkplatz aus sind es nur wenige Schritte zum Besucherzentrum des Nationalparks. Früher war das alte Gebäude ein Hotel. „Dutchy Hotel“ steht draußen an der Wand. Sir Arthur Conan Doyle ist hier 1900 abgestiegen. In seinem Zimmer schrieb er den Kriminalroman „Der Hund von Baskerville“.
Die Handlung des Buches spielt im Dartmoor, dessen Landschaft Doyle ausführlich beschreibt. Aber wo holte Doyle sich die Inspiration für seine Landschaftsbeschreibungen? Wo liegt der Ort Grimpen in dem „Der Hund von Baskerville“ spielt?
Um Grimpen zu finden, verlassen wir Princetown. Ein paar Häuser noch, dann umgibt uns wieder die Stille und Einsamkeit des Dartmoors. Die Straße wird schon bald zum Feldweg. Wir fahren weiter, vorbei an der stillgelegten Whiteworks Zinnmine.
Bis hierhin soll Doyle ins Dartmoor gewandet sein, um vor seinen Augen in dieser Landschaft den Ort Grimpen entstehen zu lassen. Grimpen, ein fiktiver Ort. Der Sumpf ist hier ein nebliger und wilder Ort. Unheimlich ist es hier. Hat Doyle hier bei Spaziergängen gestanden? Hat er auf diesem Stein gesessen und nachgedacht?
Wir haben den „Hund von Baskerville“ im Rucksack dabei. An diesem Ort lesen wir einige Kapitel. Es ist unheimlich an diesem Ort.
Nach fast einer Stunde verlassen wir Grimpen. Die fahrt geht zurück nach Paington. Nach Wolken und Wind im Dartmoor empfängt uns an der Englischen Riviera wieder Sonnenschein. Es ist warm am Strand von Paington.

