Entremont | In der Keltenstadt mit dem barbarischen Kult | Provence

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Nahe der Stadt Aix-en-Provence tauchen wir ein in das 2. Jahrhundert vor Christus. Hier liegt Entremont, eine Stadt aus der Zeit, bevor die Römer Gallien eroberten.

Hier lebte ein kriegerisches, aber im Häuserbau und Handwerk gut entwickeltes Volk, das aber einen barbarischen Kult hatte.

Der Weg führt uns auf einen Parkplatz am Oppidum von Entremont. Eigentlich ist das der Ort, an dem Aix-en-Provence entstand. Auf dem Kalksteinplateau liegt die Ausgrabungsstätte.

Wer hier rekonstruierte Häuser erwartet, sieht sich getäuscht. Nur die Fundamente und Steine zeigen, wo Häuser, Mauern und Straßen waren. Der Rest bleibt der eigenen Vorstellungskraft überlassen.

Eine Informationstafel (auch in deutscher Sprache) zeigt allerdings anschaulich, wo man was findet und erklärt vieles. Auf das Oppidum von Entremont muss man sich einlassen, dann wird der Besuch zu einer faszinierenden Reise in die Geschichte.

Die Hauptstadt der Salluvier

Im 7. Jahrhundert v.Chr. lebte der Volksstamm der Ligurer in dieser Region. Mit den entlang der Rhone eingewanderten Kelten vermischte man sich zum Volk der Salluvier. Diese Salluvier waren es, die im 2. Jahrhunderte v. Chr. hier eine befestigte Siedlung, ein Oppidum, anlegten: Entremont (der Name stammt aus dem Mittelalter und bedeutet „Zwischen der Bergen“).

Entremont wurde zur Hauptstadt dieses keltischen Volkes und somit – neben dem von Griechen gegründeten Massilia (Marseilles) – zur ersten städtischen Siedlung in Gallien. Die griechischen Eindringlinge in Massilia und weiterer Küstenorte waren dann auch der Gegner für das keltische Volk.

Zu dieser Zeit drangen die Römer in das Gebiet vor. Die von den Überfällen der Ligurer genervten Griechen in Massilia baten die römischen Truppen um Hilfe gegen die Ligurer aus Entremont. Um 125 v. Chr. rückten die Römer mehrmals an und am Ende zerstörten sie die Stadt Entremont. Hier begann übrigens mit diesem Sieg die Eroberung Galliens durch die Römer.

Die vergessenen Ruinen von Entremont

Nach der Zerstörung von Entremont gründeten die Römer nur wenige Kilometer entfernt ein Militärlager. Aquae Sextiae, das heutige Aix-en-Provence. Die Ruinen von Entremont wurden vergessen und im Laufe der Jahrhunderte verschwanden sie unter der Boden.

Wer in den heutigen Ruinen von Entremont eine wild gebaute Siedlung der Kelten erwartet, täuscht sich. Die Siedlung ist sehr regelmäßig angelegt. Schmale Straßen bilden rechteckige Häuserinseln. Die Stadt ist schachbrettartig angelegt. Plätze gab es hier keine.

Die Siedlung unterteilt sich in untere und obere Stadt. Während unten Bauern und Handwerker lebten, waren in der Oberstadt ein Heiligtum und Häuser für die Oberschicht.

Die Häuser aus Kalkstein wurden mit Schlamm zusammengefügt und verputzt. Jedes Haus hatte eine Feuerstelle. Das Dach bestand aus Ziegeln oder Zweigen. Viele Häuser waren zweistöckig, eine Treppe führte an der Außenwand hoch.

Soldaten entdeckten Entremont wieder

Nach wenigen Funden im 19. Jahrhundert, war es die deutsche Wehrmacht, die Entremont wiederentdeckte. Beim Bau einer Zisterne nämlich stießen die Soldaten auf Statuen und Figuren. Ab 1946 wurde die Stadt dann ausgegraben.

Man entdeckte Reste von Öfen und Weinpressen, Werkzeuge, Vasen und Amphoren, Goldschmiedearbeiten und Werke der Bildhauerkunst. Funde, die man heute im Museum in Aix-en-Provence sehen kann.

Die Schädelhalle

Aber eine Besonderheit von Entremont findet man weiterhin hier oben auf dem Plateau. Die Ligurer von Entremont nämlich hatten doch sehr brutale kulturelle Eigenarten. Ihre besiegten Feide nämlich köpften sie und stellten die abgeschlagenen Köpfe in der Stadt zur Schau.

Dazu hatte man eine eigene Halle: die Schädelhalle. In Pfeilern, in denen Aussparungen für die Köpfe waren, wurde die Beute ausgestellt.

Eine der Stelen mit der Aussparung für den Kopf des Feines findet man heute noch hier. Allerdings liegt sie in der Schädelhalle auf dem Boden. Es gab etliche dieser Stelen in der Halle, auch an der Außenmauer. Hier findet man an einer Stele auch die Darstellung einer Schlange. Vor der Halle gruben Archäologen übrigens über 20 Schädel aus.

Wir verlassen Entremont, die Hauptstadt des keltischen Volkes. Beeindruckt sich wir von den Baukünsten, die wir sahen. Allerdings erzeugen die bei Kelten nicht unüblichen kultischen Bräuche und Sitten ein Gruselgefühl.

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