Höhlenkloster Abbaye Saint Roman in Beaucaire | Provence

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Ein Kloster und hunderte Gräber, geschlagen in einen Fels über der Rhone, das erwartet uns im Höhlenkloster Abbaye Saint Roman in Beaucaire.

Von Avignon kommend erreichen wir über die D999 Beaucaire an der Rhone. In einem Kreisverkehr biegen wir ab auf einen einsamen Parkplatz unter schattigen Bäumen.

Von hier dauert es noch etwa 15 Minuten, bis wir nach einem Fußmarsch bergan ein Plateau über der Rhone erreichen. Saint-Roman heißt der Hügel, so wie das ehemalige Kloster auf dem Felsen.

Der Kalksteinfelsen liegt hier oben wie ein Würfel auf einem Berg ohne Gipfel. Ein breiter Weg führt um den löchrigen Felsen mit den steilen Wänden.

Im 5. Jahrhundert kamen die ersten Einsiedler

Bereits im 5. Jahrhundert ließen sich hier oben Einsiedler nieder. Sie nutzen vorhandene Höhlen oder schlugen sich selbst Zellen in den weichen Kalkstein. Nach und nach entstanden eine Kapelle, Zellen und ein Gemeinschaftsraum.

Im 7. Jahrhundert nahmen die Einsiedler die Ordensregel der Benediktiner an und wurden so Teil des Ordens. Der Felsen wurde zur Abtei.

Im Innern des Felsen erwartet uns ein Wirrwarr von Räumen, kurzen Gängen und Toren. Vieles ist ausgeschildert, anderes bleibt im Dunkeln. In der Kapelle ist ein verzierter Sitz in den Stein geschlagen. Hat hier der Abt gesessen? Verzierungen an den Wänden, Säulen, Treppenstufen und die Durchgänge zeugen von der mühseligen Arbeit, die man sich hier machte.

Während draußen die Sonne der Provence brennt, ist es im Kloster angenehm kühl. Konstant zwischen 14 und 16 Grad ist die Raumtemperatur ganzjährig.

Im 14. Jahrhundert gab es hier oben eine päpstliche Schule, später eine Kanonikerschule. Irgendwann baute man auf dem Hügel ein Schloss, das aber im 19. Jahrhundert wieder abgerissen wurde.

Erst in den 1960er Jahren erforschte man das Höhlenkloster. Vor 30 Jahren wurden Restaurationsarbeiten durchgeführt.

Ein Friedhof oben auf dem Felsen

Inzwischen sind wir oben auf dem Felsen angelangt. Wie auf einer Aussichtsterrasse genießen wir den weiten Blick in das Rhonetal. Dort drüben liegt Beaucaire, am gegenüberliegenden Flussufer erheben sich die Mauern von Tarrascon.

Für die Mönche war die zerklüftete Fläche allerdings keine Aussichtsterrasse. Hier entstand ein Friedhof, eine Nekropole. Zwischen dem 8. und 12. Jahrhundert bestattete man die verstorbenen Mönche hier in Felsgräbern.

In den Steinboden geschlagen und in Körperform ausgearbeitet, reiht sich hier Grab an Grab. Dicht gedrängt lagen hier die Toten. Jede freie Fläche scheint man genutzt zu haben. Die Felsgräber sind sehr schmal, der Platz für den Kopf wurde ausgearbeitet.

In Reih und Glied in der heißen Sonne

Diesen Friedhof im Felsen legten die Mönche an, weil man die Bodenfläche am Hügel lieber für die Landwirtschaft nutzte. Zudem sparte man sich mit den Felsgräbern das knappe Holz für die Särge.

In Reih und Glied lagen sie hier oben in der heißen Sonne, die Toten der Abtei. Es waren noch viel mehr Gräber als man heute sieht. Weitere Gräber am Hang wurden mit Erde bedeckt und Bäume darauf gepflanzt. Erst kürzlich haben Ausgräber wieder mal bisher unbekannte Gräber gefunden.

Wir schauen auf das Tal der Rhone. Irgendwo dort hinten beginnt die Camargue, ein einsam gelegenes Sumpfgebiet an der Mündung der Rhone. Für einen Augenblick fühlen wir uns wie die Mönche im Mittelalter, die vielleicht auch von hier oben den ruhig dahin fließenden Fluss betrachteten und dem endlosen Zirpen der Zikaden zuhörten.

Der Felsen Saint Roman

Im Höhlenkloster

Die Felsgräber

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