Wangerooge, die Nordseeinsel ohne Eile

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Strand, Dünen, ein Dorf mit Leuchtturm, eine Inselbahn. Wangerooge, die Insel ohne Eile, ist eine besuchenswerte Nordseeinsel, die etliche sehenswerte Orte bietet.

Die Insel Wangerooge in der Nordsee ist die östlichste der sieben bewohnten ostfriesischen Inseln. Sie ist achteinhalb Kilometer lang und knapp zwei Kilometer breit. Sie ist nach Baltrum die zweitkleinste der Inseln. Eigentlich gehört sie nicht zu Ostfriesland, sondern zum Wangerland, aus touristischen Gründen allerdings wird sie zu den ostfriesischen Inseln gezählt.

Die Anreise

Abfahrt in Harlesiel

Über die Stadt Esens sind wir zum Fährhafen Harlesiel gefahren. Wangerooge ist autofrei. Im Hafen gibt es Parkplätze vor und hinter dem Deich. Direkt am Hafen parkt, wer maximal fünf oder acht Tage auf der Insel bleibt.

Am Anleger haben wir am Schalter für unser Gepäck gezahlt. Ein sogenanntes e-Ticket für die Überfahrt hatten wir vorab über die Webseite gekauft. Jetzt haben wir für unser Gepäck ein Ticket bekommen, das man am Koffer befestigen muss. Man darf zwar Handgepäck kostenlos mitnehmen, ab einer bestimmten Größe zahlt man allerdings und muss das Gepäck vor Abfahrt aufgeben. Dazu stellt man das Gepäck in einen der Container. Die Mitarbeiter sagen einem in welchen. Vor der Abfahrt der Fähre werden die Container an Bord geladen.

Es gibt zwei Fähren. Die „Wangerooge“ und die „Harlingerland“.

Wangerooge liegt etwa acht Kilometer vor der Küste. Die Fahrt – das Schiff kann nur bei einer bestimmten Wasserhöhe fahren – dauert etwa eine Stunde bis zum Anleger auf Wangerooge.

Im Westhafen

Auf Wangerooge verlassen wir im Westhafen die Fähre. Wir sind am Hafenbahnhof. Dort wartet die Inselbahn. Schiff und Inselbahn werden übrigens von der Deutschen Bahn betrieben. Die Container mit dem Gepäck werden jetzt auf Anhänger der Inselbahn verladen.

„Gott schuf die Zeit, von Eile hat er nichts gesagt“ steht auf einem Schild am Bahnsteig.

Die Inselbahn

Die Fahrt zum Dorf Wangerooge dauert nun etwa 20 Minuten. Wir rollen mit 20 Stundenkilometern. Es sind etwa sechs Kilometer bis zum Inseldorf. Die Inselbahn fährt durch Salzwiesen, entlang der Lagune des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. In der Ferne sieht man den Westturm. Er ist 56 Meter hoch und wurde 1932 gebaut. Daneben ragt der Leuchtturm Wangerooge empor. Dieser neue Leuchtturm ist seit 1969 in Betrieb. Der ist fast 70 Meter hoch. Daneben stehen einige Häuser, in denen Jugendgruppen untergebracht werden: Schullandheim und Jugendherberge. Die Jugendgruppen, die Wangerooge besuchen, fahren darum nicht mit der Inselbahn mit. Sie gehen vom Hafen sofort dahin.

Eine Inselbahn gibt es auf Wangerooge schon seit 1897. Der Anleger lag zu der Zeit etwas entfernt vom heutigen Hafen. Damals wurden die Waggons von Dampflokomotiven gezogen. Heute fahren hier Dieselloks. Zehn Jahre später baute man einen neuen Anleger. Der lag im Osten der Insel. Eine neue Bahnstrecke wurde ebenfalls gebaut. Dazu wurden die Schienen auf Holzpfählen in Watt verlegt. Anleger und Schienen wurden dann 1958 wieder entfernt. Kurz danach baute man einen neuen Westanleger.

Der Inselbahnhof

Inzwischen sind wir am Inselbahnhof angekommen. Als man das Bahnhofgebäude baute, das war 1905, war hier der Dorfrand, also das südliche Ende.

Die Container mit dem Gepäck hat die Inselbahn natürlich mitgenommen. Die werden jetzt abgeladen und auf den Platz vor dem Bahnhofsgebäude gebracht. Da kann man sich aus den Containern seinen Koffer raussuchen und mitnehmen.

Es gibt übrigens auch einen Service, der bringt den Koffer bis zur Unterkunft und holt ihn bei der Abreise auch wieder ab. Man kann seinen Koffer bei der Abreise am Vormittag am Bahnhof abgeben. Dann muss man ihn am letzten Urlaubstag nicht mitschleppen.

Unterkünfte gibt es auf Wangerooge eine ganze Menge. Hotels, Ferienhausagenturen und private Anbieter und es gibt eine Vereinigung von Wangerooger Ferienwohnungsbesitzern. Wir Wangerooger, heißt sie.

Auf der Zedeliusstraße

Vom Bahnhof aus führt eine Straße geradeaus zur Küste, zum Strand und zur Strandpromenade. Die Zedeliusstraße. Das ist die wichtigste Straße im Dorf, sozusagen die Hauptstraße. Sie ist erst Anliegerstraße und dann Fußgängerzone.

Los geht es am Bahnhof vorbei an Wohnhäusern, meist Ferienwohnungen. Man kommt am Leuchtturm samt Inselmuseum vorbei, ein Fahrradverleih.
An der Kreuzung Friedrich August Straße steht ein Brunnen mit Bänken daneben. Wenige Meter weiter wartet das „Brotway“. Das ist eine Kneipe und Bar. Es gibt eine kleine Terrasse und an der Straße Strandkörbe mit kleinen Tischen davor.

Gegenüber liegt der Eingang zum Rosengarten. Das ist sowas wie ein kleiner Kurpark. Hier finden kleinere Veranstaltungen satt, von Sport bis Konzerte.

Zurück auf der Zedeliusstraße. Hier gibt es nun auch Restaurants, Bäckerei, Blumengeschäft, Apotheke, usw. Inzwischen hat die Straße mehr das Aussehen einer Fußgängerzone. Hier gibt es einige Geschäfte, Bank, Drogerie, Tourist Service und Lokale.

Der „Pudding“

Am Ende der Straße stehen Statuen: Kinder, Poller und Seehunde. Und dahinter der „Pudding“, das Wahrzeichen von Wangerooge. Das ist ein bekanntes Café und inzwischen auch Restaurant. Ursprünglich war hier eine Düne. Erst stand auf der Düne eine Bake, also ein Seezeichen. Dann wurde die Düne zum Aussichtspunkt. Da man die Stranddüne zu Fuß umrunden konnte, hieß es hier schon bald „Ich geh´ mal um den Pudding“. Der Name „Pudding“ entstand.

1944 wurde ein Bunker in die Düne gebaut. 1948 richtete ein Bäcker auf und im Bunker eine Eisdiele und später ein Café ein. Das wurde in den Jahren dann mehrfach umgebaut und vergrößert. Noch heute betreiben die Nachfahren des Bäckers den „Pudding“. Es ist das markanteste Bauwerk auf Wangerooge.

Vor dem „Pudding“, an der Treppe zum Strand, steht eine historische Uhr. Nach rechts und links führt nun die Strandpromenade mit Blick auf den Badestrand. Hier stehen Hotels, Ferienunterkünfte, Restaurants, die Kurverwaltung mit Kursaal und Räume des Tourist Service.

In den Nebenstraßen

Wir streifen durch die Nebenstraßen des Dorfes. Nahe beim „Pudding“ gibt es zwei kleine Supermärkte. Eine Straße weiter hat der Inseldoktor seine Praxis. Immer wieder begegnet man beim Dorfspaziergang Elektrokarren. Sie Transportieren Gepäck vom und zum Bahnhof und liefern Waren aus.

Wir sehen die ehemalige Feuerwache und die neue. Die Feuerwehrwagen in der Garage gehören zu den wenigen Fahrzeugen auf Wangerooge, die keine Elektrofahrzeuge sind.
Es ist ruhig in den Nebenstraßen. Teilweise stehen hier prächtige Wohnhäuser.

Wir gehen an der Inselschule vorbei. In den Gebäuden ist alles drin: Grundschule, Förderschule, Hauptschule, Realschule und Gymnasium bis 10. Klasse. Laut Webseite der Schule gibt es hier derzeit 60 Schüler. Die Gebäude sind übrigens eine ehemalige Kaserne, die Jade-Kaserne

Die Signalstation

Außerhalb des Dorfes, wir gehen Richtung  Westen, ragt 35 Meter hoch die Marine-Signalstation heraus. Sie steht direkt an den Dünen. Der Turm diente früher zur optischen Nachrichtenübermittlung an vorbeifahrende Schiffe. Das erste Küsten-Beobachtungshäuschen stand hier schon 1875. Dieser Turm wurde 1937 gebaut. 1968 wurde die Signalstation der Bundesmarine außer Dienst gestellt, diente dann als Richtfunk-Station der Marine. Seit Ende der 90er Jahre hat der Turm keine Funktion mehr.

Der Alte Leuchtturm

Mitten im Dorf steht der Alte Leuchtturm. Bis 1969, damals baute man den neuen Leichtturm in Westen, diente er als Seefeuer. 161 Stufen muss man bis oben steigen. 1856 wurde der rot-weiß gestrichene Leuchtturm gebaut. Um den Turm siedelte sich das Dorf Wangerooge an und erste Häuser wurden dort errichtet. Das alte Dorf im Westen war damals durch eine Flut vernichtet worden.

Die Dampflokomotive

Unten im Turm gibt es ein kleines Inselmuseum. Aber auch im Außenbereich stehen einige Objekte. Eine Dampflokomotive sticht hervor. Hier am Leuchtturm war der erste Bahnhof auf der Insel. Hierher fuhr die erste Inselbahn.

Diese Lok wurde 1929 gebaut. Das ist eine Tenderlokomotive die für die Wangerooger Inselbahn gebaut wurde. Man hatte damals vierachsige Personenwagen angeschafft, um mehr Gäste zu transportieren. Dazu brauchte man eine stärkere Lok als vorher. Über 350 000 Kilometer fuhr diese Lok auf der Insel. Anfang der 1950er Jahre stieg man auf Dieselloks um. Die Dampfloks wurden überflüssig. 1958 wurde die schwarze Lok ausgemustert und zehn Jahre später als Denkmal hier am Leuchtturm aufgestellt.

Neben der Dampflok steht eine Glocke. Als ab 1874 im Westen der Insel Arbeiter Strandmauern bauten, gab es dort eine Küchenbaracke. Und mit dieser Glocke wurden die Arbeiter zum Essen gerufen.

Rettungsboot und Wappenstein

Das Rettungsboot Gesina steht ebenfalls vor dem Leuchtturm. Von 1971 bis 1977 war das Boot unter anderem auf Wangerooge stationiert. Seit 1997 steht es hier als Denkmal.

Vor dem Leuchtturm steht ein alter Wappenstein. Den hat man am Weststrand gefunden, wo schon im 17. Jahrhundert Feuertürme standen. Der Wappenstein war an allen nachfolgenden Leuchttürmen bis 1825 angebracht. Die Erbauer der Türme hatte den Votivstein entwerfen lassen.. Es waren Fürst Carl Wilhelm von Anhalt-Zerbst, Herr in Jever, und seine Frau.

Im Inselmuseum

Im kleinen Inselmuseum geht es zunächst um den alten Westturm, der zerstört wurde. Ein Stein des Turms, den man gefunden hat, liegt in einer Vitrine. Danach geht es um das alte Dorf Wangerooge. Das alte Dorf stand rund um den Westturm. Bei der Neujahrsflut 1855 wurde das Dorf komplett zerstört und die Insel in drei Teile gerissen. Die zerrissene Insel reparierte man dann mithilfe von einem Reichsdeich und der Reichsmauer.

Der Inselschutz wurde nun verbessert. Nur das zerstörte Dorf wurde im Westen nicht mehr aufgebaut. Viele Einwohner zogen weg ans Festland. Nach in Hooksiel vor allem. 1856 war der Leuchtturm im heutigen Dorf fertig. Neben ihm siedelten sich die verbliebenen Einwohner an. Man baute Häuser in der Art von Fischerhäusern, die auf Warften standen.

Das alte Dorf

Neben dem Rosengarten beginnt der Weg ins alte Dorf. Das vom Ende des 19. Jahrhunderts. Ins alte Dorf gehen wir über die Robbenstraße. Hier, an dieser Dorfstraße, stand damals das Haus eines Robbenjägers. Ab 1863 war das. August Tannen hieß er.

Wir sind nun im ursprünglichen Wangerooge. Das vom Ende des 19. Jahrhundert.  Kleine Wohnhäuser auf einer Warft stehen eng aneinander gekuschelt. Nahe dem Leuchtturm steht die evangelische Nikolaikirche. Zunächst war hier eine Kapelle. 1910 dann baute man diese größere Kirche.

Hinter dem Rosengarten steht das Nationalpark-Haus mit einer Ausstellung zum Wattenmeer. Im Garten steht ein Pottwalskelett. 2016 waren hier am Strand zwei Pottwale angeschwemmt worden. Bei einem hat man das Skelett freigelegt. 12,5 Meter war der Wal lang.

Die Aussichtsdüne

Der Weg zur Aussichtsdüne im Westen der Insel lohnt sich. Ein Holzplankenweg führt dort hoch. Von oben hat man eine herrliche Aussicht. Vor uns der Strand, in der Ferne das Dorf und auf der anderen Seite der Blick bis zum Westturm und in die Lagune.

Das anderswohin-Video über Wangerooge

Dort kommt gerade die Inselbahn vom Hafen. Sie bringt neue Besucher ins Dorf. Mit der Inselbahn werden wir später zurück Richtung Hafen fahren. Die Fähre wartet dann schon auf uns.

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