WWE: Schläge und Tritte von Superstars

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Was treibt einen erwachsenen Menschen dazu, in der Nacht zwischen 1 und 5 Uhr im Fernsehen Wrestling zu gucken und dafür 20 Euro extra zu zahlen? Keine Ahnung, denke ich. Vermutlich, weil er es kann… Und was ist am Wrestling sehenswert? Brutale Kämpfe muskelbepackter Männer, bei denen das Ergebnis vorab (weil abgesprochen) feststeht – entbehrt das nicht jeder Sportlichkeit?

Nö, denke ich, denn das, was die WWE unter Wrestling anbietet, sind fantastische Shows exzellenter Schauspieler und Stuntman, verpackt in emotional geladene Storys – eine Soap für Männer; Geschichten für eine Welt, in der Männer noch auf ihr Recht bestehen (und das mit Muskelkraft – mit Schlägen, Tritten und was sonst noch möglich ist behaupten wollen) – eine Welt in der es um Respekt, Wahrheit und Stärke geht. Archaisch und politisch unkorrekt also – aber schön.

So hätte ich in der Nacht von Sonntag auf Montag argumentiert, hätte man mich gefragt, warum ich ab Mitternacht bis zum frühen Morgen „Wrestlemania“ im Bezahlkanal SKY SELECT schaute.

Wrestlemania, das ist die einmal im Jahr stattfindende Supershow der WWE. Diesmal in einem Stadion in Miami. 80 000 Fans im Rund, Millionen am Fernseher, Übertragung weltweit. Hier spricht man vom WWE-Universum – die Welt der Wrestlingfans, deren Helden im Ring hier Superstars heißen. Eine Liveshow mit Hymnen, Fahnen, das Stadion überfliegenden Jets, Army-Auftritt.

Plopp! Die Flasche ist geöffnet. Zum Wrestling gehört Bier. Jetzt, nach 1 Uhr nachts, schmeckt der Schluck besser als zuvor. Denn nach Hymnen und Bildern jubelnder Fans werden die ersten beiden Superstars in den Ring gerufen. Männer, die keinen Kampf machen. Denn bei der WWE heißt ein Kampf „Match“.

Match 1 (Sheamus vs Daniel Bryan) dauert nur 20 Sekunden. Daniel lässt sich von einer mitgebrachten Assistentin durch einen Kuss ablenken, Sheamus tritt ihm an den Kopf, Daniel fällt… der Titel (World Heavyweight Championship) gehört jetzt dem „keltischen Krieger“ Sheamus, das Stadion jubelt…

Plopp!!

Es geht pausenlos weiter im Ring. Kane gegen die Viper Randy Orton; der Riese The Big Show gegen Cody Rhodes (den mag ich nicht, fällt mir auf)…

Körper fliegen durch den Ring

Da wird geschlagen und getreten, Körper fliegen durch den Ring, knallen auf den Boden… Alles harmlos. Nur Show. Stuntman eben. Der Boden ist eine federnde Matte, die Tritte und Schläge treffen nicht richtig (sonst hätten die Jungs längst Schwellungen und blaue Augen) und die Würfe und Moves sind einstudiert. Das alles ist sogar „jugendfrei“. Früher, in den 70ern amüsierten wir uns über die Prügeleien eines Bud Spencer. Heute heißt Bud Spencer dann Undertaker, CM Punk, The Miz…

Plopp!

Nun sind die Frauen dran. Sexy, durchtrainiert und schön. Darum heißen sie bei der WWE auch nicht einfach Frauen, sondern Diven. Kelly Kelly & Maria Menounos gegen Beth Phoenix & Eve Torres. Menounos, die gebürtige Griechin, ist eigentlich Moderatorin beim Frühstücksfernsehen. Das stelle man sich in Deutschland vor. Eine der ARD-Moderatorinnen … oder Cherno Jobatey… beim Wrestling.

Die Fernsehmoderatorin ist natürlich kein Wrestlingprofi, also unterlegen. Um das zu kaschieren hat sie offiziell einen Rippenbruch. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hält sie sich die Seite. Mir tut sie leid. Dennoch: Den entscheidenden Tritt macht sie, gewinnt das Match. Die Fans jubeln.

Undertaker und Triple H

Kein neues Plopp. Es ist halb drei als der Undertaker und Triple H in den Ring steigen. Ein Eisenkäfig wird über sie gestülpt. Damit niemand abhauen kann. Beide sind Wrestling-Legenden. Der Undertaker ist seit über 20 Jahren dabei. Traditionell gewinnt er sein Match bei Wrestlemania.

Und Tripple H, das ist der Schwiegersohn des WWE-Besitzers Vincent McMahon, der mit dem Unterhaltungsunternehmen WWE zum Milliardär wurde. Vincents Frau Linda übrigens kandidiert für den US-Senat. Für die Republikaner.

Knapp 30 Minuten dauert das Match der Legenden, die sich nichts schenken. Dennoch: ich werde müde.

Besonders beim nun folgenden 12-Man Tag Team Match. Je 6 Mann auf Seiten von zwei Chefs kämpfen. Der Chef des Siegerteams wird (für die Show) neuer Präsident…. Das Team des unbeliebteren der beiden gewinnt… der richtige Stoff für kommende Storys der WWE-Soap ist also da.

Dann, inzwischen ist es halb 4, kommen CM Punk und Chris Jericho in den Ring. Ich mag Punk. Das liegt aber mehr daran, dass ich ihn schon mal kennen lernte und zwei Mal bei Interviews war. Punk ist Gesundheitsfanatiker. Kein Alkohol, keine Medikamente…

Ich zünde mir eine Zigarette an. Das Match ist gut….

Zeit Kaffee zu kochen. Um 4 Uhr kommt der Hunger dazu. Frühstück. Kaffee und Brichotte.

The Rock gegen John Cena

Der Hauptkampf der Show beginnt (nach mehreren – lächerlichen – Auftritten von Musikern.. . Rapper…)

The Rock gegen John Cena. Zwei Legenden des Wrestlings. Der eine beendete bereist vor 10 Jahren seine aktive Karriere, dreht seitdem Filme. Der andere ist seit 10 Jahren ein Großer der Szene. Ein Kampf der Generationen also. Der Ältere, the Rock, gewinnt. Kein Wunder. Die Show findet in Miami statt, der Heimatstadt von The Rock. Nach dem 30-Minuten-Match tobt das Stadion vor Begeisterung.

Es ist 5 Uhr morgens. Zeit zum Schlafen. Ich trinke meinen Kaffee aus und überlege, ob ich kommende Nacht wieder Sky gucke. Denn da gibt es – wie jeden Montag – „RAW live“. Die WWE-Superstars treten dann nämlich wieder in den Ring. In den USA gehört das dazu. Montag und Freitag ist Show und einmal im Monat dazu eine Pay-per-View-Mottoshow. Das Leben der Wrestler ist hart. Das der Fans vor dem Fernseher aber auch, stelle ich fest.

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