Amsterdam | Prominente bei Madame Tussauds

Bei "Madame Tussauds" Prominente treffen

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Amsterdam. Wir betreten die Wachsfigurenwelt von „Madame Tussauds“ im Herzen der Stadt. Ich atme tief durch. Die Fahrstuhltür wird gleich schließen. Dann geht es rauf. Vorletzte Etage. Aber dann werde ich so viele Promis treffen, wie noch nie zuvor.

Wer Rang und Namen hat, wird da sein. Keine Bodyguards werden mich zurückhalten, für jedes Foto müssen die Stars lächeln. Nur Autogramme geben sie nicht. Besser: können sie nicht. Denn diese Promis sind aus Wachs.

Am „Dam Square“ im Herzen der Stadt Amsterdam, direkt neben dem Königspalast, ist „Madame Tussauds“ zuhause. Bereits seit 1991 hat die weltberühmte Wachsfigurenausstellung eine Niederlassung in Amsterdam, seit 1991 in diesem Haus am Dam-Platz. Das Gebäude teilt man sich übrigens mit der Bekleidungshauskette Peek&Cloppenburg.

Der Fahrstuhl im Parterre, wo sich Kasse und Infostand befinden, setzt sich in Bewegung. Wir sind ein dutzend Neugieriger – und ich bin froh, dass es den Fahrstuhl gibt. Denn dadurch wird der Besucherstrom entzerrt, in kleine Gruppen aufgeteilt.

Draußen, auf der Straße hat sich – wie jeden Tag – eine Warteschlange gebildet. Denn wer will nicht in „Madame Tussaud“ Oben angekommen, wird unsere Gruppe nochmals „entzerrt“. Denn hier muss jeder zum Fotografen. Mittels einer Art Blue Screen-Wand wird er später auf einem Foto bei einem Empfang inmitten vieler Prominenter und, in einem zweiten Bild, auf hoher See zu sehen sein.

Wer war Madame Tussaud?

Wenig später stehe ich vor einer netten alten Dame. Eine liebe Oma im dunklen Outfit, würde ich eigentlich sagen. Marie Tussaud, Namensgeberin des Hauses und Begründerin des Unternehmens. Hier ist sie auch aus Wachs. Doch zu Lebzeiten hatte sie es faustdick hinter den Ohren. Die gebürtige Französin war 17, da lernte sie in Bern aus Wachs Sachen zu formen, zunächst innere Organe, wie sie ihr Onkel im Auftrag von Medizin-Professoren für den Uni-Unterricht herstellte. Rasch erlernte sie diese Modelierkunst und formte schon bald lebensgroße Figuren prominenter Zeitgenossen.

Zur Zeit der Französischen Revolution lebte sie in Paris (Marie Tussaud war damals die Privatlehrerin der Schwester von König Ludwig XVI) und wurde von den neuen Herren gezwungen, die Köpfe der Enthaupteten aus Wachs zu modellieren, damit diese in einem Revolutionsmuseum ausgestellt werden konnten. Als sie dann später die Wachsfigurensammlung ihres inzwischen verstorbenen Onkels erbte, fügte sie einige selbst angefertigte Figuren hinzu und tourte mit dieser Ausstellung ab 1803 durch Großbritannien und Irland.

Dreißig Jahre später ließ sie sich mit ihrer Sammlung in London nieder und gründete „Madame Tussauds“. 1850 starb die kleine Dame mit 88 Jahren; ihre Söhne übernahmen als Erben das Museum.

Bei der niederländischen Königsfamilie

Im ersten Raum haben die Niederländer den meisten Spaß. Die Königsfamilie steht hier für Fotos bereit. König Wilhelm Alexander, Königin Maxima, Juliane… Festlich schauen sie aus. Lebensecht. So wie ich sie aus dem Fernsehen kenne.

Aristokratisch geht es weiter. Ein Foto neben Lady Diana (man war die groß…), mit einem Glas schottischen Whiskey in Hand neben dem jungen Sean Connery an der Bar stehen, Jonny Depp ist da, George Clooney, Julia Roberts, Angelina Jolie neben Brad Pitt und Jennifer Lopez zeigt Kurven. Ich weiß nicht, wohin zuerst, wer danach mit aufs Foto soll. Den anderen Promijägern hier geht es nicht anders…. Fast hätte ich Lady Gaga übersehen. Von ihr gib es übrigens neun Wachsfiguren – verteilt in Niederlassungen von „Madame Tussauds“ in der ganzen Welt.

Neben Marilyn Monroe an der Bushaltestelle

Interaktiv wird es in der Abteilung „Hollywood“. Denn hier kann man neben den Berühmtheiten nicht nur lächeln, hier ist man drin in der Filmszene. Eine junge Niederländerin zieht ein bereitliegendes weißes Kleid an, stülpt sich eine blonde Perücke über und stellt sich in reizender Pose neben Marilyn Monroe an einer Bushaltestelle. Und: Mittendrin ist sie in der bekanntesten Szene aus „Bus Stop“. Ein Moment, den ihr Freund eifrig mit dem Smartphone knipst. Gleich daneben geht es in die Zelle zu Hannibal Lecter, zum Duell mit gleich mehreren James Bonds, aufs Fahrrad mit dem Korb von E.T., und zum Familienfoto mit Shrek im Wald.

Etliche weitere Niederlassungen von „Madame Tussauds“ gibt es neben dem Stammhaus in London. In Las Vegas und New York, Hongkong und Shanghai, Bangkok, Wien, Sydney, Tokio, Peking und so weiter. Und eben Amsterdam. Sie gehören zur Tussauds Group, die wiederum mehrheitlich zum britischen Unternehmen Merlin Entertainments Group gehört. Neben Madame Tussauds gehören das London Eye, der Heidepark Soltau, Legoland, die Sea Lifes und Dungeons zum Unternehmen, das wiederum der US-amerikanischen Investmentfirma Blackstone Group angehört. Nach einem Bereich über TV-Sendungen und Showstars, die aber nur in den Niederlanden bekannt sind, geht es in die Welt der Politik.

Klar, dass jeder ein Foto aus dem Weißen Haus mit einem lachenden Obama hinterm Schreibtisch und einer Angela Merkel am Rednerpult haben möchte. Für J.F. Kennedy, selbst George Busch und Gorbatschow interessiert sich niemand der meist jüngeren Besuchern. Ich jedenfalls tätschele vorsichtig Kennedys Schulter. Er ist schließlich ein alter Bekannter aus meiner Jugend.

Freddy Mercury singt

Die Jüngeren stürzen jetzt Richtung Abteilung „Rock/ Pop“. Chartstars stehen hoch im Kurs. Da sind selbst Michael Jackson und Freddy Mercury uninteressant. Ihre Zeit ist hier vorbei. Wie lange werden sie noch in diesem Haus stehen, das Wert auf aktuell bekannte Stars legt? Denn jetzt sind Gwen Stefanie, Katy Perry etc im Scheinwerferlicht. Im Sportraum ist selbst ein Tour de France-Gewinner wie Lance Armstrong für Fotos nicht mehr interessant genug.

Vitrinen, Modelle und Schrifttafeln geben eine Überblick zu Madame Tussauds, zum Modellieren von Wachsfiguren, zur Arbeit der Künstler und dem mühevollen Prozedere bis eine Wachsfigur fertig ist – angefangen vom ersten Besuch im Madame Tussauds-Studio.

Zwischenzeitlich habe ich aus einem großen Fenster einen Blick auf Dam und Königspalast werfen können. Klein und niedlich sieht aus dem obersten Stockwerk die reale Welt aus Ich streiche dem unbeachtet in einem Winkel stehenden Bob Marley über den Handrücken. Die Hand ist kalt wie seine Wange. Und dennoch, wenn ich ihm aus wenigen Zentimetern Entfernung ins Gesicht schaue: ich sehe jeden Bartstoppel, jede Falte, jede Pore. So als ob er lebendig ist.

Beim Weggehen, kurz bevor ich Madame Tussauds verlasse, schaue ich zurück. Hat Bob Marley mir gerade zugezwinkert? Oder war es eine Illusion – wie so vieles in der letzten Stunde.

Infos
Madame Tussauds Amsterdam
Dam 20

Webseite (auf deutsch): https://www.madametussauds.com/Amsterdam/de/

Empfehlung: Online vorab Tickets kaufen. Ist nicht nur billiger, man nutzt dann einen Extra-Eingang und umgeht die (teilweise lange) Warteschlange.

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