Abtei Sénanque | Das einsame Zisterzienserkloster im Tal | Provence

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Von Gordes aus fahren wir langsam über eine enge Straße Richtung Abtei Senanque. Kurvenreich führt uns die D177 durch die Berge des Vaucluse. Links eröffnet sich der Blick ins Tal des kleinen Flusses Sénancole. Und dann endlich sehen wir sie unten im Tal: die Abbaye Notre-Dame de Sénanque.

Die Klosteranlage liegt inmitten von Lavendelfeldern. Ein Grund, warum man Senanque im Juni und Juli, wenn der Lavendel seine unverwechselbare Farbe zeigt, besuchen sollte. Dann erst zeigt sich der hübsche Kontrast, den die grauen Mauern von Senanque zu den Lavendelfeldern bilden.

Vom Parkplatz aus sind es knapp fünf Minuten und wir können das Kloster betreten.

Das Kloster im Tal

Dass Senanque versteckt in einem Tal liegt, hat seinen Grund. Denn das Kloster wurde von Zisterziensern gebaut. Und dieser Orden baute seine Klöster stets in Tälern. Nie auf Bergen. Der Demut wegen.

Im 12. Jahrhundert gegründet, ist Senanque beispielhaft für die asketische Strenge der Zisterzienser, die nicht nur strenge Ordensregeln hatten, sondern auch schmucklos-schlicht bauten.

Das Kloster Senanque kann man durchaus als Postkartenmotiv bezeichnen. Denn aufgrund seiner herben Schönheit in den Lavendelfeldern ziert ihr Bild unzählige Provence-Kalender.

Die Zisterzienser entstanden als eine Art Gegenbewegung zum Benediktinerorden. Der Orden predigte zwar Armut und Bescheidenheit, baute sich aber um 1088 das Kloster Cluny in Burgund, damals eine der größten und prächtigsten Kirchen überhaupt.

Viele Gegner des Luxus traten dem neu gegründeten Zisterzienserorden bei, der wieder karg, arm und einsam leben wollte.

Zurück zu den Wurzeln

Zurück zu den Wurzeln schritt man konsequenterweise auch in der Kirchenarchitektur. Ästhetische Feinheiten und Ausschmückungen wichen der Schlichtheit. Und das in allen Klöstern des Ordens. Diese strenge Schlichtheit und Strenge findet man in allen Räumen von Senanque.

Schon kurz nach der Gründung 1148 war Senanque gewachsen und reich. Sogar ein Tochterkloster konnte gegründet werden. Im 13. Jahrhundert dann war die Blütezeit des Klosters.
Doch so schnell, wie der Aufstieg begann, kam auch der Abstieg. 1544 brannten Waldenser das Kloster nieder. Die Mönche zogen weg. Ende des 17. Jahrhundert lebten hier nur noch zwei Zisterzienser hier, obwohl inzwischen viele Gebäude wieder aufgebaut waren.

In der Französischen Revolution wurden die Gebäude Staatseigentum. Das hat Senanque letztendlich vor der Zerstörung gerettet. Mitte des 19. Jahrhundert zogen wiederum Mönche ein. Über 70 Ordensmänner lebten nun hier. Doch danach, zwischen 1870 und 1940 und ab 1969, standen die Gebäude wiederum leer.

Seit etwa zehn Jahren lebt wieder eine kleine Gruppe Mönche in Senanque. Daher können derzeit auch nicht alle Räume besichtigt werden.

Die Schlichtheit der Räume

Im Kloster sehen wir überall die Schlichtheit des Baus.

Im Dormitorium, dem ehemaligen Schlafsaal, kann man noch die Umrisse der Zellen auf dem Boden sehen. 30 Mönche konnten in dem ungeheizten Raum auf Strohmatten übernachten. 30 Meter ist der Schlafsaal lang. Eine Tür führt in das Zimmer des Abtes.

Aus dem Schlafsaal führt eine Treppe runter in die Kirche. Ein kurzer Weg vom Schlafsaal zum Gebet, zumal der Tag für die Mönche damals um 2 Uhr in der Früh begann.

Schlicht ist auch die Kirche. Ein Chorraum mit Apsiden und ein Langhaus mit zwei Seitenschiffen. Nur das einfallende Licht verziert den Raum. Es gibt keinen Schmuck.

Von hier gelangen wir in den Kreuzgang. An den Pfeilern der Bögen sehen wir die einzigen Verzierungen. Es sind Pflanzenmotive.

Im Kreuzgang

Bevor wir in das Calefactorium, die Wärmestube, gehen, suchen wir die Stelle im Kreuzgang, von der man den Glockentum sieht. Ein unvergleichlich schöner Anblick. Die Wärmestube war, neben der Küche, der einzige Ort, der beheizt wurde. Daher diente er den Mönchen als Skriptorium. Hier wurden Manuskripte abgeschrieben.

Nebenan liegt das Refektorium, der Speisesaal. Hier haben die Mönchen schweigend ihre Mahlzeit eingenommen. Heute ist der Raum Privatbereich für den Orden.

Der Kopf des Dämonen

Vom Kreuzgang gelangt man in den – für mich – interessantesten Raum. Den Kapitelsaal. Hier trafen sich die Mönche täglich. Eine Versammlung unter Vorsitz des Abtes.
An den Wänden sind breite Stufen, auf denen die Mönche saßen. Hier wurden Regeln vorgelesen, den toten Brüdern gedacht, man bat um die Mitbrüder um Verzeihung, wenn man gegen Regeln verstoßen hatte und hier wurden auch Verstorbene aufgebahrt.

Gegenüber dem Abtssitz liegt der Durchgang zum Kreuzgang. Von dort blickt die einzige figürliche Darstellung im Kloster auf den Abt: ein Dämonenkopf.

Bei der Rückfahrt betrachten wir wiederum Senanque von oben. Wie friedlich das große Kloster in den Lavendelfeldern liegt. Die strengen Formen der Gebäude beeindrucken auch aus der Ferne gesehen.

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