Freilichtmuseum Hessenpark in Neu-Anspach | Leben, wie im alten Hessen

Das Freilichtmuseum Hessenpark in Neu-Anspach entführt in 400 Jahre ländliches und kleinstädtisches Leben in Hessen.

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Im Freilichtmuseum Hessenpark in Neu-Anspach will ich eintauchen in die Vergangenheit. Wie lebte man in Hessen vor hunderten Jahren? Wie wohnten die alten Hessen?

Ich gehe gerne in Schlafzimmer. Dann, wenn die Betten aussehen, als sei gerade jemand aufgestanden, die Kleiderschranktüren offen stehen und Wäsche verteilt über Stühle hängt. Auch Küchen schaue ich mir gerne an. Dort, wo die Töpfe auf dem Herd stehen und man ahnt, dass die Bäuerin gleich mit dem Arm voller Gemüse zur Tür hereinkommt. Oft ist der Tisch schon gedeckt, Teller, Messer und Gabeln glänzen dort, das Kinderspielzeug in der Ecke liegt da – so als ob gleich die restliche Familie hereinstürmt.

Und ich schaue gerne in Wohnzimmer. Die kargen und einfach. Und die bürgerlichen oder protzigen. Da, wo die Familienporträts und die Kruzifixe an der Wand hängen, das kostbare Sonntagsgeschirr schon auf dem Tisch steht und der Sessel nur für Minuten vom Hausherrn verlassen wurde.

Ja, ich mag Freilichtmuseen. Die eingerichteten Häuser vergangener Zeit, die aussehen, als seien sie noch bewohnt. Häuser und Wohnungen, die mir ein Gefühl dafür geben, wie man in einem bestimmten Jahrhundert lebte.

Der „Hessenpark“ in Neu-Anspach bei Bad Homburg im Taunus ist solch ein Freilichtmuseum. Hier habe ich mich auf meine Reise durch Mittelhessen einstimmen können. Fachwerkhäuser verschiedenster Bauweisen, Dorf- und Stadthäuser, Kirchen, Bauernhöfe, Scheunen und Wohnhäuser in der Art, wie man sie noch immer zahlreich in den Orten der Region findet, gibt es dort. So, dass der Tag im Hessenpark zu einem Vorab-Ausflug in die hessische Lebenswelt wurde.

Das Freilichtmuseum Hessenpark wurde 1974 gegründet

40 Jahre alt wurde der Hessenpark 2014. Was 1974 mit dem Bau einer Kirche aus Niederhörlen begann, ist inzwischen ein Freilichtmuseum mit über 100 Originalgebäuden (davon 40 Wohnhäuser) auf einem 65 Hektar großen Gelände geworden.

Rund 100 Häuser warten zudem verpackt auf dem Gelände auf ihren Aufbau. Der „Hessenpark“ – unter Trägerschaft einer Gesellschaft des Landes Hessens stehend – ist ein Freilichtmuseum, das nie „fertig“ sein wird. Der Besuch entführt in 400 Jahre ländliches und kleinstädtisches Leben in Hessen, bietet neben einigen eingerichteten Wohnhäusern auch Dauerausstellungen, Handwerksvorführungen und Veranstaltungen.

Das Museum beginnt bereits vor dem eigentlichen Museumsgelände. Denn der städtische „Marktplatz“, der historisch älteste Bauabschnitt, liegt auf frei zugänglichem Gebiet nahe den Parkplätzen. Hier gibt es Restaurants und Cafés, Hotel, Verwaltungsgebäude und Geschäfte sowie Häuser mit Ausstellungen. Die städtischen Gebäude stammen allesamt aus keiner bestimmten Region, sondern von überall her aus dem Bundesland Hessen. Entstanden ist ein sehenswertes Ensemble um einen großen Platz mit Brunnen.

Gleich nach dem Museumseingang beginnt der interessanteste, weil umfangreichste Teil des Hessenparks. Es ist die Baugruppe Mittelhessen. Besucher gehen durch ein Reihendorf, das sich (wie im 18. Jahrhundert vielfach zu beobachten war) zum Haufendorf entwickelt. Wohnhäuser, Höfe und Kirchen aus dem Westerwald, dem Dillgebiet und dem Raum um Gießen – Marburg sind zu sehen.

Einige wenige Häuser sind bewohnt eingerichtet, viele dienen Ausstellungen zu verschiedensten historischen und kulturellen Themen. Es gibt zudem Werkstätten, Geschäfte, auch eine Post und einiges mehr zusehen.

Die meisten Gebäude sind Fachwerkhäuser, die aus tragendem Holzgerüst (die Zwischenräume sind mit unterschiedlichsten Materialien wie Lehm, Ziegel- oder Natursteine verschlossen) gebaut sind. Viele der Fassaden sind verziert. Es gibt Schnitzereien, Bemalung und Inschriften. Zudem sieht man an einigen Häusern die „Fränkischen Erker”, bei denen eine Fenstergruppe durch plastische Ornamente erkerartig angelegt ist.

Baugruppen Nordhessen, Ost- und Südhessen und Rhein-Main

Neben der Baugruppe Mittelhessen gibt es noch die Baugruppen Nordhessen, Ost- und Südhessen und die Baugruppe Rhein-Main. Die letzten drei allerdings bestehen nur aus wenigen Häusern – der Aufbau eines solchen Projekts dauert lange.

In der Baugruppe „Werkstätten“ geht man entlang der Hallen für die Restaurierungsarbeiten und Lagerhallen mit derzeit nicht gebrauchten Inneneinrichtungen sowie vorbei an vielen überdachten Holzlager. Es sind die Teile der fast 100 Häuser, die weiterhin auf den Wiederaufbau warten müssen.

Interessant ist die Baugruppe Nordhessen, die erst kürzlich um mehrere Gebäude – unter anderem eine „Kneipe“ mit kleinem Restaurant – eröffnet wurde.

 

Infos:
Freilichtmuseum Hessenpark
Laubweg 5
61267 Neu-Anspach

Web: www.hessenpark.de/

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