Im Wallmuseum Oldenburg in Holstein | Das geheimnisvolle Dorf der Slawen

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Das Wallmuseum Oldenburg in Holstein, ein Freilichtmuseum, entführt uns in die Welt der Slawen, die hier vor über 1300 Jahren siedelten.

Ein Dorf an einem See. Hütten. Ein kleiner Fürstenhof. Idylle. Doch wer wohnte hier? Es war ein Volk, über das wir kaum etwas wissen. Es waren Slawen, die vermutlich aus dem Raum des heutigen Russland, der Ukraine und Belarus hierher einwanderten.

Mitten in der Stadt Oldenburg, knapp 60 Kilometer nördlich von Lübeck und nahe dem Tor zur Insel Fehmarn, liegen diese Hütten. Wir sind nicht mehr direkt an der Lübecker Bucht. Doch der Ausflug hierhin lohnt. Ein Dorf, eine Stadt sogar. Rund 1300 Jahre ist diese Siedlung alt. Die Hütten, die wir heute hier sehen, sind natürlich in Wirklichkeit nicht uralt. Sie sind rekonstruiert und wurden in den letzten Jahren errichtet. Wir sind im „Wallmuseum Oldenburg“.

Starigard, die alte Burg

Die Stadt hieß damals „Starigard“ – gleich alte Burg. Und daraus wurde der Name Oldenburg.

Das heutige Oldenburg wurde hier gegründet. Allerdings nicht genau hier, sondern etwa 300 Meter von dem heutigen Museumsdorf entfernt im Oldenburger Wall. Vermutlich gegen Ende des 7. Jahrhunderts zogen Slawenstämme – niemand weiß, ob es tatsächlich Stämme oder nur Familienverbände waren- aus dem Bereich Russland-Ukraine an die Ostsee. Sie siedelten auch im Bereich des heutigen Oldenburg.

Hier entstand eine frühmittelalterliche Siedlung. Auf einem Höhenzug legten die Slawen einen Burgwall an. Innerhalb des Burgwalls entstand dann eine Siedlung. Wissenschaftler sagen: Der Oldenburger Wall ist einer der ältesten slawischen Burgwälle in Deutschland.

In Oldenburg entstand mit dieser Wallsiedlung ein Zentrum des Handels, der Politik und der Religion. Es war das Herrschaftszentrum der slawischen Fürsten von Wagrien.
Das Wort „Wagrien“ kommt aus dem slawischen und bedeutet “die an den Buchten leben”. Denn Oldenburg hatte durch den sogenannten „Oldenburger Graben“ einmal Zugang zur Ostsee.

Das Leben der Slawen

Im Wallmuseum versucht man anhand der Funde, die man bei Ausgrabung im Wall machte, zu zeigen, wer die slawischen Wagrien waren, über die man ansonsten nicht viel weiß.

In Starigard gab eine Vorburg und eine Hauptburg. 1148/1149 wurde die Burg von Dänen unter Waldemar I. erobert und zerstört.

1986/1987 wurde der Oldenburger Wall durch Erdauftrag auf die Wälle teilweise rekonstruiert.

Das Wallmuseum zeigt heute, neben zwei Museumsgebäuden, die Besucher in das Leben der Slawen einführen, zwei Siedlungen an einem See mit insgesamt 20 Gebäuden. Inmitten des Sees liegt auf einer kleinen Insel ein Slawenheiligtum.

Schafe machen es sich auf den Wiesen gemütlich. In einer Siedlung wurde die „Halle der Fürsten“ rekonstruiert. Das war wohl in der frühen Burganlage der Sitz des Fürsten.

Hafensiedlung und Handwerkerdorf

Hellbraun und reetgedeckt stehen die Holzlehmhäuschen der Hafensiedlung am Ufer. Durch die geöffneten Türen sieht man, wie die Bewohner gelebt und gearbeitet haben könnten. Möbel, Kleider, Feuerstellen, Tongeschirr, Waffen, Handwerkszeug und vieles sind zu sehen.

Am gegenüber liegenden Ufer finden wir eine Handwerkersiedlung. Waffen und Boote werden hier hergestellt.

An einem Steg schaukelt ein nachgebautes Handelsschiff der Slawen. Mit solchen Booten fuhren sie von über 1000 Jahren bis nach Schleswig und sogar Kiew. Das Original des Bootes hatten Forscher in Eckernförde ausgegraben.

Einen Teil des Walls hat man rekonstruiert. Im Original war der Wall 18 Meter hoch. Er schützte die Bewohner vor Angriffen.

Als die Kultur der Slawen verschwand

Allerdings: Die nachbarschaftlichen Beziehungen im Norden waren zwischen den Völkern nicht immer friedlich. Die Slawen galten als eroberungsfreudiges Volk. Im 9. und 10. Jahrhundert gab es Überfälle auf Hamburg, 1066 wurde der Handelsort Haithabu (nahe dem heutigen Schleswig) von den Slawen geplündert.

Unter Kaiser Otto I. begann die Christianisierung der Nordwestslawen. Ausgehend von Hamburg entstanden verschiedene Bistümer. Eines davon war Oldenburg.

Im 13. Jahrhundert zogen sehr viele neue Siedler in die nach den Slawenaufständen nur noch dünn besiedelten Gebiete. Die Stämme der Slawen gingen in den neuen Bewohnern auf. Kultur, Sprache und Religion der Slawen verschwanden.

Das Wallmuseum Oldenburg bringt uns die Kultur und Geschichte der ausgestorbenen Stämme der Slawen, die diesen Ort einst gründeten, ein kleines Stück näher.

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