Was der PHANTASIALAND Jet mit Köln und Disney zu tun hatte | mit Video

Titelfoto Artikel: Credit: Adalbert Fischer | Bürgerverein Fühlingen

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Zwischen 1974 und 2008 fuhr im PHANTASIALAND eine Einschienenbahn, der PHANTASIALAND JET. Seine Geschichte ist verbunden mit Köln-Fühlingen, Walt Disney und Disneyland.

Die Einschienenbahn PHANTASIALAND JET fuhr von 1974 bis 2008 im Park und war damals der erste richtige Monorail, der in einem deutschen Freizeitpark fuhr. Denn die meisten Einschienenbahnen waren oder sind nur Fahrschäfte für Vergnügungsparks. Der Phantasialand Jet dagegen war ein Monorail, den man durchaus auch als Massentransportmittel außerhalb des Parks hätte einsetzen können.

Züge auf einer Schiene statt auf zwei fahren zu lassen, daran haben Erfinder und Unternehmen schon seit Anfang des 19. Jahrhunderts gebastelt, getestet und geforscht. Viele Ideen, Projekt und Versuche gab es – fast alle scheiterten.

Erste Schritte in Wuppertal

Einen Durchbruch gab es um 1900. Da wurde in Wuppertal die Wuppertaler Schwebebahn gebaut. Die fährt zwar nicht AUF einer Schiene, sondern hängt an einer.

In den USA versuchte man Anfang der 50er Jahre bereits das Problem des zunehmenden Autoverkehrs in den Städten zu lösen und überlegte, wie man die Straßen wieder freier bekommt. John A. Hastings, ein ehemaliger Senator des Staates New York , ein Verkehrsexperte, plante einen Monorail in New York. Aber 900 Millionen Dollar Baukosten waren den New Yorkern zu viel.

Da er seinen Monorail verbessern und erweitern wollte, arbeitete er dann mit einem Schweden zusammen: Axel Lenard Wenner-Gren. Der Schwede lebte in den USA. Er galt damals als einer der reichsten Männer der Welt. Der Schwede, er hatte einen Staubsauger erfunden, hatte in Berlin studiert, war dann Generalagent einer Staubsaugerfirma. Wenner-Gren hatte in den 30er Jahren Geld in Deutschland investiert. Er war involviert in Eisenbahnbau und Computertechnologie, hatte u.a. eine Rüstungsfirma in Schweden und eine Eisenhütte im Ruhrgebiet.

Ihn bat Senator Hastings um Hilfe bei der Entwicklungs-Finanzierung eines schnellen Massenverkehrsmittels. Hastings waren Monorail Pläne in die Hände gefallen, die amerikanische Patentsucher in Deutschland gefunden hatten. Zwei deutsche Eisenbahn-Ingenieure übernahmen die Federführung beim Projekt: Dr.-Ing. Josef Hinsken und Dipl.-Ing. Georg Holzer. Die Produktion musste in Deutschland stattfinden, denn aufgrund der damaligen Gesetze durfte Wenner-Gren sein Geld nur innerhalb der deutschen Grenzen ausgeben.

In Köln-Fühlingen pachtete man ein Versuchsfeld und ein Kölner Bürohaus, gründete 1951 die „Verkehrsbahn-Studiengesellschaft mbH.“ Der Name des Einschienenbahnprojekts: Alweg-Bahn. Der Name setzt sich aus den Initialen des Finanziers zusammen: Axel Lennart Wenner-Gren

Auf dem Versuchsfeld baute man die erste Erprobungsstrecke. Das erste Modell der neuen ALWEG-Bahn wurde im Maßstab 1:2½ gebaut. Die Strecke war ein Oval, war 1,7 Kilometer lang und war ebenso wie das Fahrzeug auf ein Viertel der geplanten Normalgröße verkleinert worden. Die Bahn fuhr auf Rollen auf einem schmalen Laufbalken aus Eisenbeton in eineinhalb Metern Höhe. Angetrieben wurde sie von leisen Elektromotoren, hatte Gummiräder. Die Bahn sollte irgendwann einmal bis zu 350 km/h schnell fahren. Die zweiteiligen Triebwagen aus Aluminium baute man beim Schienenbahnhersteller Linke-Hoffmann-Busch in Salzgitter.

Die ALWEG Bahn

1952 gab es die 1. öffentliche Versuchsfahrt. Dann nahm man den Bau einer 2. Versuchsstrecke, diesmal in Originalgröße, in Angriff. 1957 gebaut, war sie zwei Kilometer lang und gerade, hatte auch einen Bahnhof, Fahrzeughalle und einen Kontrollturm. Viele Gäste, vor allem aus dem Ausland, kamen nach Köln-Fühlingen zu Testfahrten. Man zeigte sich von der Bahn begeistert, aber keine Stadtverwaltung wollte das Risiko übernehmen, die erste Strecke der Alweg – Bahn zu kaufen.

Der damalige Kölner Oberstadtdirektor Max Adenauer ließ untersuchen, ob eine Alweg-Bahn den Nahverkehr zwischen Köln und Opladen zu normalen Straßenbahntarifen wirtschaftlich möglich sein. Aber weder Köln, Leverkusen noch Opladen wollten es bezahlen.

Walt Disneys Idee

Ein entscheidender Impuls kam 1957/58 aus den USA. 1955 hatte Walt Disney in Annaheim das DISNEYLAND eröffnet. Der Freizeitpark hatte mehrere Themenbereiche, einer davon war das TOMORROWLAND, das Land der Zukunft. Walt Disney nämlich war ein großer Freund von Zukunftsvisionen. Geplant war im Tomorrowland schon vor Eröffnung eine schwebende elektrische Einschienenbahn mit an einer Oberschiene aufgehängten Wagen.

Bei einer Urlaubsreise durch Europa, Anfang der 50er, war Disney in Wuppertal mit der Schwebebahn gefahren. Seiner Frau aber hatte die Fahrt wegen der schwankenden Bewegung des Wagens nicht gefallen. Walt Disney legte den Plan einer Schwebebahn für Disneyland erstmal auf Eis. Stattdessen ließ er in Disneyland, neben einer Eisenbahn, im Sommer 1957 den sogenannten VIEWLINER bauen. Den Mini-Zug bezeichnet Disney als „der schnellste Miniaturzug der Welt“, die Zukunft des Schienenverkehrs.

Wie Walt Disney und ALWEG zusammenkamen, darüber gibt es mehrere Versionen. Eine erzählt, dass er und seine Frau 1957 auf einer Europareise waren und Walt Disney zufällig bei einer Autofahrt die ALWEG Bahn sah. Das scheint mir aber unwahrscheinlich bzw nur in Teilen möglich. Ich denke, Disney war nicht zufällig auf dem ALWEG Gelände.

Wie kamen ALWEG und Disney zusammen?

Joe Fowler, Bauleiter für das gesamte Disneyland-Projekt und danach General Manager des Parks, war 1958 in Brüssel bei der Weltausstellung EXPO 58. Dort wurde der von der Disney Company produzierte Film „America the Beautiful “ gezeigt. Joe Fowler überwachte die Arbeiten im Pavillon und hatte gleichzeitig den Auftrag, in Europa Ideen für den Disney-Park zu sammeln. Es war Fowler der Walt Disney die ALWEG BAHN vorschlug. Das jedenfalls erzählt er im Buch „The Disneyland Inside Story“ aus dem Jahr 1987.

Walt Disney war im Sommer 1958 wegen der FILMFESTSPIELE in Berlin. Von dort reiste er weiter nach Brüssel zur Weltausstellung. Auf dem Weg dorthin musste er zwangsläufig durch Köln kommen. Fand hier die erste Begegnung statt? Jedenfalls kamen Disney und ALWEG überein; Disney erwarb die Rechte zum Bau des Monorails in Disneyland.

In Disneyland federführend für die Technik wurde nun Roger Edward Broggie, ein bekannter Disney Imagineer. Federführend beim Design der Bahn war der ebenfalls bekannte Imageneer Bob Gurr. Die Disney-Imageneers entwarfen 1958 gemeinsam mit den Mitarbeitern von Alweg einen Grundplan zum Bau der Anlage. Die Züge wurden in den Disney Studios in Burbank gebaut.

Die ALWEG und die Disney Ingenieure waren beim Bau oft unterschiedlicher Meinung. Weder Bob Gurrs Wagen Design (es war den Kölnern zu futuristisch) noch die Streckenführung gefiel ihnen. Die Kölner wollten ein Oval bauen, damit die ALWEG BAHN auch schnell fahren konnte; Disney bevorzugte eine kurvenreiche Strecke durch den Park und langsam fahrende Züge.

Disneyland ALWEG Einschienenbahn

Am 14. Juni 1959 hatte die Disneyland Monorail mit einem roten und einem blauen Zug Premiere. Der spätere Präsident Nixon, damals Vizepräsident, kam zur Premierenfahrt. Der Name der neuen Disneyland-Bahn:: Disneyland-ALWEG Monorail. Die Länge der Strecke betrug 1,3 km und führte durch Tomorrowland.

1961 wurde die Strecke erweitert, damit die Monorail den Disneyland Park verlassen und am Disneyland Hotel anhalten konnte. Die Strecke war jetzt 4 Kilometer lang und ist bis heute in Betrieb. In den folgenden Jahrzehnten, bis heute, wurde die Bahn ständig erweitert und verbessert. Ein funktionierendes Massenverkehrsmittel zwischen Parks, Hotels und Parkplätzen, das auch in anderen Parks des Konzerns gebaut wurde.

Disney war damals schon überzeugt, dass dieses Design die besten Aussichten für Wirtschaftlichkeit, Stabilität und Allround-Praktikabilität zu bieten schien. Nicht nur für Disneyland, sondern auch für kommunale Verkehrssysteme im Allgemeinen.

Das Ende von ALWEG

Die ALWEG Bahn hatte allerdings nach dem Disneyland-Bau nun das Image einer FREIZEITPARKATTRAKTION. Zudem: Keine der europäischen Eisenbahngesellschaften interessierte sich für den Bau von Alweg-Fernstrecken, weil die Gesellschaften dann ihrem eigenen zumeist unrentablen alten Bahnsystem eine gefährliche Konkurrenz schaffen würden. Das Ende für das Unternehmen ALWEG kam 1961 mit dem Tod von Firmenchef. Axel Lennart Wenner-Gren.

Die Firma Krupp wurde zum neuen Alweg-Eigner. Krupp schloss Lizenzverträge mit der japanischen Firma Hitachi und der Disney Company, die ihren Monorail von Bombardier Transportation bis heute weiter entwickeln lassen.

ALWEG in aller Welt

Einige ALWEG BAHNEN wurden auch in anderen Ländern gebaut: In Turin fand 1961 zur Ausstellung „Italia 61“ statt. Dort fuhr eine Alweg-Bahn. Entworfen wurde der Zug von der Alweg GmbH in Köln. Nach der Ausstellung bauten die Italiener die Bahn allerdings dann überraschend wieder ab.

Hitachi baute mehrere asiatische Alweg-Bahnen, unter anderem in Tokio 1964 anlässlich der Olympischen Sommerspiele. In Seattle, in den USA, fährt seit 1962 die Seattle Center Monorail. Die Bahn wurde nach der ALWEG-Technologie gebaut. In Las Vegas ist eine auf dem Alweg-Konzept basierende Einschienenbahn seit 2004 unterwegs. In Alwegs Heimatstadt Köln dagegen geriet das Alweg-Konzept in Vergessenheit.

Die Idee fürs Phantasialand

Außer Walt Disney und dem Disneykonzern sahen auch die deutschen Freizeitparkchefs Löffelhardt Schmidt den Vorteil der Monorails nach ALWEG-Konzept als Verkehrsmittel und nutzten die Einschienenbahn. Nämlich im Phantasialand. Das Projekt_ der Phantasialand Jet.

Diese Einschienenbahn von 1974 hat Anton Schwarzkopf konstruiert. Bekannt ist Schwarzkopf eigentlich als phänomenaler Achterbahnbauer. Er hatte aber auch andere Fahrgeschäfte im Programm. Durch seine langjährige Freundschaft zwischen Anton Schwarzkopf und Gottlieb Löffelhardt entstand auch die erste Stahlachterbahn im Phantasialand und noch weitere Fahrgeschäfte von Schwarzkopf, wie zum Beispiel die Gondelbahn „1001 Nacht“, Geister Rikscha, Silbermine und eben der Phantasialand-Jet.

Der Phantasialand Jet

Schwarzkopf baute – laut Beschreibung von Schwarzkopf – nach KUNDENWUNSCH, das heißt Schmidt/Löffelhardt hatten die Vorgaben gemacht. Beim Phantasialand Jet bestand die Fahrschiene aus einem Tragrohr, an dessen Seiten L-Profile angebracht waren. Das war die Fahrbahn. Die 3 Züge, ab 2001 führen noch 2 Züge – hatten luftgefüllte Gummireifen. Sie waren 27 Meter lang und wurden durch Gleichstrom-Elektromotoren angetrieben. Die Streckenlänge war ca. 1000 m, die Geschwindigkeit 20 km/h.

Am Anfang planten Schmidt/Löffelhardt den Monorail, auch als Transportmittel für Parkgäste einzusetzen. Disneyland war hier das Vorbild. Sie planten angeblich eine Strecke vom Brühler Hauptbahnhof zum Phantasialand, ca 6 Kilometer lang. So kamen Löffelhardt/Schmidt den Ideen Walt Disneys, den Monorail als Transportmittel einzusetzen, sehr nah. Gescheitert ist die Idee an Einwänden der Brühler, heißt es. Man befürchtete wohl, dass die Einschienenbahn den Blick auf das Schloss Augustusburg, das touristische Highlight der Stadt, stören oder zu stark verändern könnte.

Schwarzkopf baute den Phantasialand Jet

Im Katalog warb Schwarzkopf mit dem Phantasialand Jet um Kunden für weitere Monorails. An einigen hat er mitgebaut. Seit 1978 fährt im belgischen Bobbejaanland eine Schwarzkopfmonorail. Das ist allerdings keine echte Schwarzkopfbahn. Die Originalbahn fuhr bei Ausstellungen und wurde vom Freizeitpark gekauft, von Schwarzkopf dann modifiziert, d.h umgebaut. Ebenso verhält es sich mit der Schwarzkopf Monorail die seit 1978 im Freizeitpark Slagharen fährt.

Und der Phantasialand Jet? Dessen Geschichte endet 2008 mit seinem Abbau.

 

 

 

 

Titelfoto Video: ©Schwarzkopf / Credit: Adalbert Fischer | Bürgerverein Fühlingen

 

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