Davidstow Circuit | Eine vergessene Rennstrecke in Cornwall

Eine verlassene ehemalige Auto-Rennstrecke liegt am Rande des Bodmin Moor in Cornwall

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Wir sind am  RAF Davidstow Moor, einem ehemaliger Flugplatz und zudem eine ehemalige Autorennstrecke in Cornwall. Vielleicht ist das hier ein „Lost Place“, wie ich ihn mir vorstelle: einsam und verlassen gelegen, ein paar bunkerähnliche Ruinen aus der Zeit des 2. Weltkrieges und dazwischen grasende Pferde und Schafe.  

Wir sind am nördlichen Rand des Bodmin Moores in Cornwall. Ganz in der Nähe liegt der Ort Davidstow. Wenige Kilometer entfernt Richtung Atlantikküste liegt der Ort Camelford. Vielleicht der Ort, an dem Camelot, der Hof des mythischen britischen Königs Artus, gestanden hat… Vielleicht – wenn es Artus überhaupt gab, sagen Historiker.

Im 2. Weltkrieg jedenfalls besaß die britische Armee hier, am kalt-nassen Nordrand des Bodmin Moores, einen Flugplatz: den Royal Air Force Davidstow. 1941 baute die RAF die Start- und Landebahn. Von hier flog man Einsätze zur Sicherung der Alliierten während der Invasion, übernahm Seenotrettungsaufgaben, flog Patrouillen an der französischen Küste, am Kanal und am Golf von Biskaya.

1945, mit dem Ende des 2. Weltkrieges, endet auch die Geschichte des Flugplatzes. Er wurde geschlossen, viele der Gebäude einschließlich der Hangars abgebaut. Die Start- und Landebahnen aber blieben. Eine 1800 Meter lange Betonpiste und zwei mit ca 1200 Metern Länge.

Über eine schmale Straße, die von der A39 kurz nach Camelford abzweigt, kommen wir zum ehemaligen Flugplatz. Er ist eingezäunt, doch eine öffentliche Straße (es passen keine zwei Pkw nebeneinander) führt über die Ebene, die einmal der Militärflugplatz war. Das Asphaltband durchquert die Anlage.

Die Betonpisten sind erhalten, aber stark beschädigt. Einige Bunkeranlagen und Hallen sind zu sehen. Sie scheinen aus der Zeit späterer Nutzung zu stammen. Das ehemalige Wachbüro, der Air Traffic Control Tower, hat die Jahrzehnte überdauert. Der zweistöckige Betonbau am Rand der längsten Start- und Landebahn ist deutlich von überall her sichtbar.

Die Motorsportgeschichte des Areals begann 1952. Auf dem ehemaligen Flugplatz wurde der Davidstow Circuit eröffnet. Dazu nutzte man die längere der Start- und Landebahnen und eine daneben laufende Straße. Ein Rundkurs entstand. 2,6 Meilen (ca. 4 km) war er lang. Im August 1952 fanden die ersten drei kleineren Rennen statt. Veranstalter waren der Cornish Vintage Car – Club und der Plymouth Motor Club. 3000 Zuschauer sollen da gewesen sein, standen entlang der Rennstrecke. Später baute man im Start- und Zielbereich eine Tribüne. Die Streckenführung war sehr einfach. Schon 1953 wurde sie geändert; einige Kurven wurden eingebaut. Die Strecke war jetzt noch 3,1 Kilometer lang.

Die Geschichte der Rennen klingt etwas wirr, aber damals war eben noch nicht alles so straff organisiert und reglementiert wie heute. 1953 fanden zwei Sportwagenrennen (bis zu 1.500 ccm) statt; auch ein Formel 3 -Rennen über 20 Runden standen auf dem Programm. Damals sollen es schon bis zu 20 000 Zuschauer gewesen sein, die entlang der Strecke standen.

1954 dann standen Rennen für die Formel 1, Formel 2 und Formel Libre, der Formel 3 und Sportwagen auf dem Plan. Weil wenig Autos gemeldet hatten, starteten mehrere Klassen zusammen. Obwohl für die Formel 1 ausgeschrieben, startete allerdings kein Formel 1-Wagen. (Der erste Renntag endete übrigens mit dem Einsturz einer Brücke, die über die Strecke führte.)

Am zweiten Renntag war wiederum kein echter Formel1 Wagen am Start; es gewann ein Lotus (eigentlich ein Formel 2-Wagen), der als Sportwagen gebaut wurde, aber dessen Hubraum die Formel-1-Grenzwerte erfüllte, sodass er als Formel-1-Auto nach den aktuellen Vorschriften konkurrenzfähig war. Somit war das eigentlich der erste Formel 1-Sieg von Lotus, der aber nicht offiziell als solcher anerkannt wurde.

1955 dann fand das letzte Rennen in Davidstow statt. Ein Formel-Libre-Rennen. Damit endete die Motorsportgeschichte der Strecke nach kurzer Zeit. Insgesamt sollen hier 44 verschiedene Rennen stattgefunden haben, drei waren Formel1-Rennen. Die Motorsportszene hatte das Interesse an der Strecke verloren. Die Infrastruktur im Bodmin Moor war einfach zu schlecht, das Wetter zu mies.

Vorbei an den etwas löchrigen Betonpiste, die einmal die Rennstrecke war, rollen wir über das Areal. Schafe stehen am Straßenrand. Eine Ultraleichtflugschule soll das Gelände gelegentlich nutzen, sagt man uns. Wir verlassen die ehemalige Rennstrecke, fahren vorbei an einem kleinen Museum, das an die Geschichte des Krieges und die des Flugplatzes erinnert.

 

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