Das Ecomusée d´Alsac, Frankreichs größtes Freilichtmuseum, ist ein reizendes großes Dorf. Straßen ohne Asphalt, bunte Gärten, ein kleiner plätschernder Fluss, dazu natürlich Wohnhäuser, Bauernhöfe, eine Schule und eine Kapelle, Mühlen, Werkstätten, ein Fischerhaus. Dort legt gerade ein Kahn an. Wenig entfernt rollt ein Pferdewagen in Richtung eines mittelalterlichen Wohnturms. Ein Barbier beginnt mit seiner Arbeit. Wir befinden und im Jahr 1921. Handwerker arbeiten in ihren Werkstätten, Landwirte arbeiten auf den Feldern.
Was auf Besucher hier wirkt wie ein großes Dorf im Elsass des 20. Jahrhunderts ist ein Museum. Das Ecomusée d”Alsace zwischen Mulhouse und Colmar, genau liegt es beim Ort Ungersheim, ist eines der größten Freilichtmuseen Frankreichs, gewachsen in den letzten 30 Jahren auf rund 110 Hektar.
Über 70 Gebäude stehen im Freilichtmuseum |
Eine Bäckerei mit Biergarten unter Bäumen |
Ecomusée d`Alsac: Über 70 Gebäude bilden das Dorf
Über 70 Gebäude zählt man im Freilichtmuseum. Unterschiedliche Haustypen vom Hanauer Land in den Nordvogesen bis zum Sundgau sind hier vertreten. Und das Dorf lebt: hier arbeiten Handwerker und Landwirte, hier gibt es Bootsfahrten, Fahrten mit Kutsche und Pferdewagen, es gibt Führungen. Sie erklären das Leben auf dem Lande, erläutern Gebrauchsgegenstände. Für Besucher ein Genuss, denn auch Feste werden hier gefeiert.
Die Türen der meisten Häuser und Höfe stehen den Besuchern offen. Durch die Eingangstür, manchmal auch eine Hoftür, geht es hinein ins Haus. Küche, Wohnzimmer und die Schlafzimmer, auch die der Angestellten, sind eingerichtet und wirken, als ob die Bewohner das Haus soeben verlassen haben.
Die Türen der Häuser stehen für Besucher offen |
Alle Fotos: Kronenberg |
Eine interessante wie traurige Geschichte
Die Geschichte des Museum ist interessant, wie auch traurig. 1971 begann der Verein „Maisons Paysannes d’Alsace“ seine Arbeit. Alte, vom Abriss und Zerfall bedrohte Gebäude im Elsass baute man ab, um sie ab 1980 auf dem Museumgelände, dem Areal einer ehemaligen Fabrik (dem 1975 stillgelegten Kaliwerk Rodolphe) wieder aufzubauen. 1984 eröffnete Museumschef Marc Grodwohl das Museum. Zu diesem Zeitpunkt standen schon 20 Gebäude. Im Eröffnungsjahr kamen bereits 75 000 Besucher.
Die Gärten blühen in den Sommermonaten |
Ein mittelalterlicher Wohnturm |
Während der folgenden 24 Jahre wuchs das Museum und wurde zu einem touristischen Anziehungspunkt in der Elsass-Region. Es wurde von dem eigenständigen Verein betrieben. 2005 unterstützte das Elsass finanziell den Bau eines Freizeitparks direkt neben dem Freilichtmuseum. In diesen Park, er hieß Bioscope, flossen die Subventionen des Landes – das Ecomusée ging leer aus. Die finanziellen Probleme des Freilichtmuseum wurden enorm, die Pleite stand bevor. Museumsgründer Grodwohl wurde zum Rücktritt gedrängt.
Bei der Arbeit……. |
2007 verkaufte man das Museum an einen Betreiber von Freizeitparks. Neben dem Ecomusée betreibt man auch das Bioscope. 2012 wurde der Freizeitpark dann aber wegen mangendem Besucherinteresse geschlossen.
Spaziergang durch die Zeit
2008 hatte der Verein „Association de l’Écomusée d’Alsace“ die Leitung des Museums übernommen. Nur dank eines Sanierungskonzeptes wurde das Freilichtmuseum gerettet. Im Museum heute, kann man nicht nur durch die Zeit spazieren, natürlich gibt es auch ein Restaurant und eine Bäckerei. Ausstellungen und Sonderveranstaltungen gibt es zudem etliche.
Der vor Jahren geschlossene Freizeitpark wurde inzwischen übrigens wieder eröffnet. Er heißt jetzt ‘Parc du Petit Prince’ nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Antoine de Saint-Exupéry und nennt sich “poetischer, spielerischer wie auch pädagogisch wertvoller Freizeitpark”. 32 Attraktionen in drei Themenbereichen gibt es. Im Museum kann man ein Kombi-Ticket kaufen.
Eine Reise in die Vergangenheit des Elsass |
Alle Fotos: Kronenberg |
Das Dorf geht zur Ruhe
Am Abend verlassen wir das Ecomusée d`Alsac. Vom Parkplatz aus werfen wir einen Blick durch den Zaun. Auf den Straßen im Dorf ist es nun ruhig geworden. Die Pferde ziehen die Kutsche Richtung Stall, der Schmied löscht das Feuer in seiner Werkstatt. Morgen früh schon wird das Dorf wieder zum Leben erwachen. Wie jeden Tag. Und auch die Besucher morgen werden begeistert sein vom Dorf im Elsass. So wie wir auch.
INFOS
Web: http://www.ecomusee.alsace/
Von Straßburg und Colmar kommend: Autobahn A35 Richtung Mulhouse, Ausfahrt Ensisheim, der Ausschilderung Écomusée d’Alsace folgen.
Von Basel, Mulhouse, Belfort kommend: Autobahn A 36, Ausfahrt 18 (oder 18bis von Belfort kommend) Richtung Guebwiller, anschließend D430, Ausfahrt 5 Richtung Bollwiller/Écomusée, der Ausschilderung Écomusée d’Alsace folgen.
Das Écomusée d’Alsace hat vom 19. März bis 5. November 2017 (Hauptsaison) und vom 25. November 2017 bis 7. Januar 2018 (Weihnachtssaison) geöffnet.