Mit dem Piratenschiff auf Mottlau und Weichsel | Danzig

Ein Unternehmen aus Stolp bietet in Danzig Fahrten auf Mottlau und Weichsel mit (nachgebauten) Piratenschiffen zur Westerplatte an.

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Ein Unternehmen bietet in Danzig Fahrten mit einem Piratenschiff auf Mottlau und Weichsel an. Mit dem Schiff auf der Mottlau (oder besser: Motlawa) und der Weichsel vom Danziger Krantor bis zu Mündung an der Westerplatte fahren, das war schon vor über 100 Jahren gefragt.

Damals, als die Westerplatte noch ein Kurort mit Strandbad war. Inzwischen ist das Fahren mit einem Ausflugsschiff eine bei Danzig-Touristen überaus beliebte Abwechslung. Und dieser Schiffsausflug ist seit einigen Jahren noch reizvoller.

Sie heißen „Czarna Perla“ und „Galeon Lew“, letztere ist ein „Piratenschiff“. Sie liegen in Danzig am Mottlau-Hafen, gleich vor dem Grünen Tor. 40 Zloty (also 10 Euro) kosten Hin- und Rückfahrt zur Westerplatte. Je eines der Schiffe fährt jede volle Stunde (ab 10 Uhr bis 18 Uhr) am Hafen ab. An der Westerplatte kann man das Schiff verlassen und (zum Beispiel mit dem anderen Segler) später zurückfahren. Die motorbetriebenen Schiffe sind natürlich Nachbauten, für Touristen mit Bar und kleinem Restaurant ausgestattet.

Die meisten Plätze befinden sich an Deck, wo natürlich auch die beste Aussicht ist. Das Unternehmen hat übrigens mehrere dieser Schiffe. Sie fahren auch in Gydina, Leba, Ustka und weiteren Seeorten. Ein gutes und gefragtes Geschäftsmodell. Während der Fahrt „Danzig-Westerplatte“ gibt ein Touristenführer Auskunft über das, was man sehen kann (auch in deutsch). Auf der Rückfahrt „Westerplatte-Danzig“ gibt es Live-Musik; meist Seemannslieder auf Polnisch.

Danzig – Westerplatte – Danzig

Wir verlassen die Anlegestelle am Grünen Tor. Vorbei geht es am Krantor, an einer Anlegestelle für das „Flusstaxi“ (ein Boot, das Passagiere zu den Werften bringt) und dem Hilton-Hotel, dem kleinen Jachthafen und alten Speichern. Die Mottlau mündet in die Weisel. „Polski Hak“ nennt man die Landzunge. Ein Gebiet übrigens, das Polen 1920 von der Freien Stadt Danzig erworben hatte.

Die Fahrt führt nun durch das Hafengebiet Danzigs. Seitenkanäle führen zu Lagern und Richtung Werft. Neben dem Fluss ragen die Bauten der Stocznia Gdańsk Spółka Akcyjna, der Danziger Werft empor. Bis 1990 hieß sie „Lenin Werft“. Hier war es, wo Werftarbeiter 1980 die Gewerkschaft Solidarność gründeten, wo der Elektriker Lech Wałęsa die Streikenden anführte. Die landesweit agierende Gewerkschaft war letztendlich die treibende Kraft beim Ende der Volksrepublik Polen. Die Werft im Jahr 1980 gilt heute als Keimzelle der demokratischen Bewegung Polens. Gewerkschaftsführer Lech Wałęsa wurde 1990 übrigens zum Präsidenten Polens gewählt.

Die Werft wurde schon 1990 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, 13 000 Werftarbeiter entlassen. Nach der Privatisierung ist sie bis heute in Betrieb, allerdings wird nur an wenigen Stellen gearbeitet. Das Schiff zieht langsam an den rostigen Werftruinen, an eingestürzten Mauern, offenen stehenden Toren und rostigen Schiffskadavern vorbei.

Auf der Westerplatte

Ein Ort, der einst Weltgeschichte schrieb. Ein wenig traurig macht der Anblick der Industrieruinen schon. Auch am gegenüberliegenden Ufer liegen viele Ruinen. Wohn- und Lagerhäuser. Nicht wiederaufgebaute Überreste der Kriegszerstörung. Ruinen wie diese sind noch überall in Danzig zu finden.

Die Fahrt Richtung Westerplatte führt aber auch durch Teile des lebendigen Hafens von Danzig. Schiffe begegnen uns, Schlepper eilen dahin, in Industrieanlagen herrscht Treiben.

Wir erreichen die Westerplatte. Der Ort, an dem, so die Historiker, der 2. Weltkrieg begann. Wir passieren die Stelle, wo das Schlachtschiff „Schleswig-Holstein“ gelegen haben soll. Das Schiff, von dem die ersten Schüsse Richtung polnisches Waffendepot auf der Westerplatte fielen. Wir verlassen das Schiff, schauen uns auf der Westerplatte um und besuchen das Denkmal.

Die Rückfahrt nach Danzig ist kurzweilig. Ein Blick in das Hafenbecken der Westerplatte, dort ist weiterhin militärisches Sperrgebiet, ist nun möglich. Ein letzter Höhepunkt steht an, wenn die beiden Segelschiffe auf Weichsel und Mottlau sich begegnen. Das wird nämlich mit einem lauten Knall, so wie aus einer abgefeuerten Kanone, gefeiert.

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