STURM DER LIEBE-Fantag 2011: Die sind ja alle so nett

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Fantag der Fernsehserie „Sturm der Liebe“ in München. Schauspieler und Fans der Serie treffen zusammen. Wir waren dabei.

Das Paar in der Warteschlange kommt aus Marburg. Sie sind in aller Frühe mit dem Zug angekommen. Die beiden mögen Mitte 40 sein. So wie die Paare aus Bremen, aus Stuttgart, Berlin und anderswo, die am Samstag im Oktober vor dem Studiogelände stehen. Manche sind schon gestern angereist, haben in Hotels übernachtet. 1500 sind es insgesamt, die in der Warteschlange vor den Bavaria-Studios in München anstehen. Sie kommen aus ganz Deutschland. Ihr Ziel: Der Fantag der ARD-Telenovela „Sturm der Liebe“.

„Frauen über 40 und ihre mitgeschleiften Ehemänner, die sich langweilen“, hatte man mir im Redakteurskreis prophezeit, als ich meinen Besuch beim Fantag ankündigte. Schon beim Warten vor dem Einlass (Tickets gab es nur im Vorverkauf mit namentlicher Registrierung, bei 1500 Eintrittskarten war Schluss) sah man, dass alle Kollegen falsch geschätzt hatten. Jede Altersgruppe, selbst viele unter 20-Jährige, ist vertreten. Und die Männer? Eine ganze Menge outet sich in den folgenden Stunden als Fan und Zuschauer der Telenovela.

Seit 2005 läuft „Sturm der Liebe“ in der ARD. Immer von montags bis freitags, immer um 15.10 Uhr. Inzwischen ist man bei der 7. Staffel angelangt, über 1390 Folgen wurden schon gezeigt. Bis zu drei Millionen gucken täglich zu, wenn es fast eine Stunde lang um die Beziehungsgeschichten rund um das Fünf-Sterne-Hotel Fürstenhof (es liegt irgendwo in Bayern) geht, wenn die Mitglieder der Familien Saalfeld und Zastrow, die Hotel-Angestellten und – Gäste sich mögen, lieben, hassen, wenn Intrigen gestrickt und Zukunftspläne gemacht werden.

Drinnen, in einer Halle auf dem Bavaria-Gelände, sind sie an diesem Tag alle da: die Schauspieler der Fernseh-Soap. Sie geben Autogramme, lassen sich mit Fans fotografieren und auf einer Bühne interviewen. Lächeln, ein paar Nettigkeiten sagen und fröhlich scherzen. „Wo kommen Sie denn her?“, „Schauen Sie jede Folge?“, „Was darf ich auf die Autogrammkarte schreiben?“

Gitter und Security sorgen für Ordnung

Der Tag geht für die Fans weiter, wie er begonnen hat: mit anstehen. Denn überall wird in Warteschlangen angestanden. Gitter und Security sorgen für Ordnung beim Schlangestehen. Eine Stunde warten auf ein Autogramm oder ein Foto. Die Fans nehmen es gelassen. Die Sturm-der Liebe-Darsteller sitzen an zwei langen Tischen. Schreiben, albern, hier Lächeln für ein Foto, dort eine Widmung extra auf die Karte.

Kostüme, die in der Serie getragen wurden, können gekauft werden. Emsig wird gesucht. Einige der weiblichen Fans wissen sogar, wer welches Kleid, welchen Anzug bei welcher Gelegenheit getragen hat….

Was begeistert die Fans an „Sturm der Liebe“? Die spannenden und schönen Geschichten, sagen die einen. Andere verweisen auf das Generationen verbindende. Stimmt. Es gibt bei „Sturm der Liebe“ Paare jeden Alters. Vom (fast) Rentnerpaar über Best-Ager und Mittdreißiger bis zu Jugendlichen. Da ist für jeden was dabei…

Kochlöffel, Schlüsselanhänger, Kochschürzen

Natürlich gibt es auch Fanutensilien: Bücher und DVDs von „Sturm der Liebe“, aber auch Kochlöffel, Schlüsselanhänger, Kochschürzen – alle mit dem Logo der Telenovela.

Das Paar aus Marburg kauft eifrig ein. Die Tüte ist gut gefüllt. Die Brieftasche allerdings inzwischen nicht mehr so gut.

Gegen Mittag beginnt das Bühnenprogramm. Nach und nach werden die aktuellen Darsteller auf die Bühne gerufen. Man erzählt, wie man zur Serie kam, wie der erste Drehtag war, was es lustiges gab. Und es gibt Wettbewerbe. Star gegen Fan. Man misst sich im Krawattenbinden und Biereinschenken. Die Fans gewinnen übrigens immer. Das Publikum klatscht begeistert. Es wird viel fotografiert. Und viel gelacht.

Mit „Sturm der Liebe“ hat die ARD einen Riesencoup gelandet. Nicht nur in Deutschland hat man sehr gute Zuschauerzahlen. In Italien hat die Telenovela um die Amore sogar noch bessere Quoten. Und inzwischen verkauft man die Fürstenhof-Serie auch in noch weitere Länder. Belgien, die Slowakei, Lettland und Estland gehören dazu.

Doch wer denkt sich die Irrungen und Wirrungen, die Dramen und Komödien des Lebens aus? Hinter einem Schreibtisch im Nebengebäude sitzt eine der Schreiberinnen. „Insgesamt sind wir 40 Autoren“, erzählt sie.

40 Autoren arbeiten an der Story

Drei Autoren, darunter Peter Süß (er schrieb vorher die Drehbücher von „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ und „Verbotene Liebe) bestimmen den „roten Faden“, den Haupthandlungsstrang, jeder Staffel, die jede für sich ein „Hauptliebespaar“ hat. Die anderen sind für die Schicksalsgeschichten der zahlreichen Paare und Figuren zuständig.

40 Autoren – so fließen immer wieder neue Ideen und Handlungsstränge in die Drehbücher ein. Keine der Personen soll ein „ungewolltes Eigenleben“ entfallen. Darüber wacht Chefautor Süß.

Wer eine Karte für den Fantag gekauft hat darf auch an einer der Studioführungen teilnehmen. Gedreht wird sei kurzem in einer neuen, größeren Halle. Sie ist moderner und schöner wie die alte. Die alten Kulissen hat man natürlich nicht in die neue Halle mitgenommen, sondern sich neue bauen lassen.

Um die neuen Kulissen den Zuschauern im Film zu erklären, hat sich die ARD im Drehbuch etwas Besonderes einfallen lassen: Das alte Hotel wird durch eine Explosion zerstört…. Und da (laut Drehbuch) das Hotel danach natürlich wieder aufgebaut wird (diese Explosion war übrigens erst vor wenigen Wochen), sieht jetzt drinnen alles anders aus. So einfach ist das manchmal.

Am Westflügel des Fürstenhofs

Hotelhalle und -zimmer, Büros, ein Labor, Wohnzimmer und Küche werden den Fangruppen gezeigt. Der Höhepunkt wartet hinter der Halle. Eine Film-Villa, seit 2006 in der Serie der Westflügel des Fürstenhofs (der „echte“ Fürstenhof ist ein Schloss, das außerhalb Münchens liegt).

Die Film-Villa war schon mal Kulisse. In „Die Manns – Ein Jahrhundertroman“ (2000) war das (Holz-) Gebäude die „Villa Mann“. Aufgeregt plappern die Fans. Was jetzt zählt, ist ein Foto mit dem Schild „Fürstenhof“ am Villen-Eingang, eines auf der Terrasse auf der Rückseite und im verspielten Garten.

In der Halle steht inzwischen Judith Hildebrandt auf der Bühne. Sie spielt seit Jahren in „Sturm der Liebe“ mit. Nebenbei startete sie eine Musikkarriere, war schon in den Charts. Sie singt auf Deutsch; den Fans in der Halle gefällt es. Sie applaudieren kräftig.

Das Paar aus Marburg strebt Richtung Ausgang. Die Dämmerung bricht an. Die Tasche mit den Fansachen ist schwer. Sie reden aufgeregt. „Wir haben viel gesehen und erlebt heute“, sagen sie. Und „Die sind ja alle so nett…“, schwärmen sie. Stimmt.

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