ROTE ROSEN Fantag 2011

Teilen

Fantag der Serie ROTE ROSEN in Lüneburg. Die Schauspieler sind auf dem Studiogelände dabei – und die Fans natürlich auch.

Darf man als Journalist eine Telenovela mögen? Ja, man darf. Und sollte man für einen Fantag der Serie auch über 400 Kilometer Anreise in Kauf nehmen? Ja, auch das. Denn eine Fernsehserie mit täglich 2 Millionen Zuschauern kann nicht schlecht sein und außerdem: warum nicht? „Rote Rosen“, die Telenovela der ARD ist Kult. Seit 2006 läuft sie von montags bis freitags um 14 Uhr. Über 1000 Folgen sind das inzwischen. Die Serie für Frauen 40plus, die auch Männer mögen, wird im niedersächsischen Lüneburg gedreht. Und einmal im Jahr lädt der NDR zum Fantag in die Studios in einem Industriegebiet am Rande der Stadt ein.

Für Frauen zwischen 30 und 70, Männer im Frührentneralter, aber auch 14- und 15-Jährige Mädchen ist der Fantag so was wie ein evangelischer Kirchentag. Man ist bei seinen Angebeteten, himmelt sie an, ist vergnügt, hört Lieder und ist Gemeinschaft.

Selig ist der Warteschlange

Die Seligkeit beginnt am Eingang. Über 500 Meter ist sie lang, die Warteschlange vor dem Eingang zu den Studios. Tausende Fans sollen es an diesem Tag werden, die „Rote Rosen“ erleben wollen.

Eine Stunde Wartezeit, bevor sich die Tore öffnen und man 10 Euro Eintritt zahlen darf. Dann rein auf den Hof des ehemaligen Fabrikgebäudes. Der Tag wird sich zwischen Würstchenstand, Feuerwehrlehrstand für Kinder, Getränkebude, einem Zelt mit Bühne und den Fanartikelständen und den Studios samt Nebengebäuden abspielen. Zwei Stellwände mit Zeitungsberichten über „Rote Rosen“ stehen im Vorraum.

Wer guckt eigentlich „Rote Rosen“? „Ich doch nicht…“ ist eine viel gehörte Antwort. Doch irgendwo müssen die 2 Millionen ja herkommen… Hausfrauen sind in der Mehrzahl. Männer zwischen 30 und 50 sind auch dabei. Einige wurden heute von ihren Frauen mitgeschleift. Andere stehen zu ihrer Rote Rosen-Liebe. “Ich gucke seit der ersten Folge“, erzählt ein älterer Herr im bunt-gestreiften Hemd. Und ein Mittdreißiger erklärt: „Ich schaue mir immer morgens um 9 die Wiederholung an – und wenn ich mal keine Zeit habe, lese ich im Videotext die Handlung der Folge nach.“

Die Attraktion des Tages sind – neben den Studios, wo man die Arbeitsplätze der Schauspieler (die gesamte Innendeko der Serienfolgen vom Empfang des Hotels „3 Könige“ über die Hotelküche bis zu Büros, Wohn- und Schlafzimmern steht hier) besichtigt – sind die Schauspieler der Serie selbst. Sie sind fast alle da. Und man kennt sie. Vom Sehen. Da sind der Gunther und die Johanna, der Falk und die Carla, die Britta und der Philipp.

Auch ehemalige Darsteller sind da

Auch ehemalige Darsteller sind da. Die Miriam zum Beispiel und Lena (die ist allerdings in der Serie schon tot). Die richtigen Namen kennt kaum einer. Nur ihre Rollennamen. Der richtige Name ist auch nicht so wichtig. Sie sind umschwärmt von Fans. Autogramme geben, Fotos machen, ein paar nette Sätze wechseln. „Guck mal, das ist doch…“ ist der wohl meistgehörte Satz an diesem Tag.  Im Zelt werden alle Darsteller auf der Bühne begrüßt. Das machen der Lüneburger Bürgermeister und der Serienproduzent. Proppenvoll ist es im Zelt, auch draußen drängen sie, einen Laut zu hören, einen Blick auf die Schauspieler zu erhaschen.

Und die sind in der Schauspielszene mehr oder weniger bekannt. Brigitte Antonius (sie ist fast 80; eine ehemalige Burgschauspielerin aus Wien) gehört zum Stab. Seit Staffel 1 ist sie dabei. Rolf Zacher hatte schon eine Liebhaber-Rolle, Roswitha Schreiner und Joanna Semmelrogge. Pierre Brice und Lilo Wanders zum Beispiel spielen schon Gastrollen, Isabell Varell ein Jahr lang die weibliche Hauptrolle.

Rote Rosen-Stars verkaufen Bratwürstchen

Im Zelt spielt eine Band. Zwei der Rote-Rosen-Darsteller singen dazu. Countrysongs und Blues. Am Bier- und am Würstchenstand verkaufen Schauspieler Getränke und Essen. Das eingenommene Geld ist für einen guten Zweck. Nicht alle Fans wollen aber Bier, Cola oder Bratwurst. Sie wollen Autogramme. Auf Papier, in Bücher, auf T-Shirts… Das Gedränge ist heftig. Da gibt es manch Kreislaufkollaps an diesem heißen Tag. Die Sanitäter bekommen Arbeit.

Gleich wird es eine Autogrammstunde aller Schauspieler in einem Extra-Zelt geben. Dafür muss man anstehen. Die Security hat viel zu tun. Schlupflöcher dicht machen etwa, damit sich niemand von hinten ins Zelt drängeln kann. Schlange stehen. Etwa zweieinhalb Stunden dauerts, bis man dran ist. Die meisten Fans nehmen das in Kauf. Danach hat man schließlich die Autogramme aller anwesenden Rote Rosen-Stars.

Fotos sind gefragt

Gefragt sind auch Fotos mit einem jungen Mann. Der spielt erst seit wenigen Tagen bei „Rote Rosen“ mit. Michael Meziani heißt er. Im letzten Jahr noch saß er noch im RTL-Dschungelcamp. Da hatte er wenig Fans. Das ist jetzt anders. Die Rote Rosen-Fans scheinen ihn schon ins Herz geschlossen zu haben. Ob er einen „guten“ oder „bösen“ Charakter spielt wird sich noch zeigen. Jetzt muss er erst mal zur Autogrammstunde ins Zelt. „Sie spielen ihre Rolle gut“, ruft ihm eine Mittvierzigerin zu. Meziani lächelt dankbar.

Er geht zum Zelt. Da, wo die autogrammhungrigen Fans hinter einer Schranke schon warten. 5000 von täglich 2 Millionen, bei denen „Rote Rosen“ inzwischen zum Tag dazu gehört. Für einen Tag zumindest habe auch ich mich geoutet. Ja, ich mag Telenovelas. Ja, ich gucke „Rote Rosen“. Ja, ich war beim Fantag.

Teilen

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

You may use these HTML tags and attributes:

<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>