Die Geheimnisse von Schloss Amboise | Loire

Unter Kunsthistorikern gilt das Schloss als „Wiege der Renaissance in Frankreich“.

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Eines der schönsten Schlosser im Loiretal Thront hoch über der Stadt Amboise. Es ist Schloss Amboise, wo Leonardo da Vinci bestattet wurde.

Fachwerkhäuser mit kleinen Geschäften und Bistros prägen die Straßen und Gassen des Renaissance-Städtchens Amboise an der Loire. Über der Stadt ragen die Mauern des Château Royal d’Amboise hervor. Unter Kunsthistorikern gilt das Schloss als „Wiege der Renaissance in Frankreich“.

Hier, an der Loire, im „Garten Gottes“, ließen sich die französischen Könige des Mittelalters ihre prachtvollsten Schlösser bauen. Das Tal der Loire ab Orléans bis zur Mündung des Flusses in den Atlantik stellt heute, zusammen mit den Nebentälern von Indre und Cher, vor allem wegen dieser Herrscherbauten eines der beliebtesten Reiseziele in Frankreich dar.

Franz I. lud Leonardo da Vinci nach Amboise ein

Karl VIII. und Anna von Bretagne, Heinrich II. und Katharina von Medicis, Ludwig XIII. und Ludwig XIV. lebten in Amboise. Und Franz I.. Letzterer lud 1516 Leonardo da Vinci nach Amboise ein. Die rechte Hand des Künstlers war zu diesem Zeitpunkt bereits gelähmt.

Malen konnte er nicht mehr. Aber das Genie widmete sich bis zu seinem Tod im Jahre 1519 den Gesprächen mit Franz I. sowie dem Zeichnen und Unterricht, insbesondere auf den Gebieten des Kanal- und Städtebaus. Leonardo da Vinci wohnte nicht auf Schloss Amboise, sondern im Herrenhaus Clos-Lucé, knapp einen Kilometer Luftlinie vom Schloss entfernt am Stadtrand gelegen.

Im Herrenhaus zeigt man eine Kellertreppe, die in einen zugemauerten Gewölbegang führt. Von hier führe ein Geheimgang ins Schloss, heißt es in Clos Lucé. Leonardo da Vinci habe ihn für viele geheime Treffen zwischen König und Künstler genutzt.

Gab es einen Geheimgang?

Marc Metay, der Vizedirektor von Schloss Amboise, schüttelt den Kopf. Der Geheimgang sei eine Legende, sagt er. Leonardo da Vinci benutzte für seine Besuche im Schloss wohl den etwas mühsamen Weg vom Herrenhaus durch die Gassen der Stadt und vom Fuß des Schlossberges die steile Rampe, die wie eine Wendeltreppe im Innern der sogenannten Reitertürme nach oben ins Schloss führt. „Über diese Rampe,“ erklärt Metay, „konnte man auf dem Pferd fast bis auf die Schlossterrassen, 40 Meter über der Stadt, reiten.“Der Geheimgang ist eine Legende.

Wer Schloss Amboise besucht, kommt an Leonardo da Vinci dennoch nicht vorbei. Sein Grab befindet sich in der spätgotischen Hubertuskappelle am Rande der Schlossterrassen. Besucher haben von der Terrasse einen fantastischen Rundblick auf das Loiretal, die Schlossgebäude aus dem 15. und 16. Jahrhundert, die Gärten, die mit Baumarten aus dem Mittelmeerraum bepflanzt sind, und auf die beiden beeindruckenden Rundtürme.

Wer hier die Schlossanlage betrachtet, muss eines bedenken, sagt Metay,: „Das heutige Gebäude stellt nur ein Fünftel des von Karl VIII. errichteten „Palastes“ dar. Der Innenhof war früher ganz umbaut. Aber der Palast war in der Vergangenheit Gegenstand mehrerer organisierter Abbrucharbeiten.“

Das Wohnhaus, das heute zur Besichtigung offen steht, birgt eine glanzvolle Möbelsammlung. Der Ratssaal, der Saal der Trommler und der Salon Empire und viele Räume mehr, die man alleine mit Faltblatt oder mit Führung besichtigt, sind ein glanzvoller Höhepunkt des Schlossbesuchs.

Schauplatz übler Szenen

Das Schloss erlebte neben glänzenden Festen aber auch grausige Ereignisse der Geschichte. In den Religionskriegen zwischen Hugenotten und Katholiken spielten sich auf dem Schloss üble Szenen ab.

König Franz II. sollte von Hugenotten aus Schloss Blois entführt und so dem starken Einfluss der katholischen Liga unter den Herzögen von Guise entzogen werden. Die Guises erfuhren hiervon rechtzeitig und flüchteten mit dem König nach Amboise, die Verschwörer auf den Fersen. Dort wurden die Hugenotten überwältigt und das Vorhaben grausam gerächt. Ihr Anführer wurde ermordet und gevierteilt, seine Komplizen geköpft oder in Säcke eingenäht und in der Loire ertränkt, andere am Balkon des Schlosses aufgehängt. Erst drei Jahre nach dem Ereignis wurde hier das Edikt von Amboise unterzeichnet, das den Hugenotten für kurze Zeit Religionsfreiheit unter gewissen Auflagen garantierte.

In Gewölben und Türmen

Seit kurzem stehen auch die unterirdischen Geschosse des Schlosses zur Besichtigung offen. In kleinen Gruppen erhält man bei Führungen Zutritt zu den Gewölben und Türmen der mittelalterlichen Festung, die sich unter den königlichen Gemächern der Renaissance befindet. Sie gelangen bis an die Fundamente der Festungsmauern im Garçonnet-Turm, der im XV. Jahrhundert auf Befehl Louis XI. errichtet wurde, bevor Sie in den Salle des Lys gelangen, dem früheren Speisesaal der Wache.

Von dort geht es über einen Wehrgang bis in die Gräben des ehemaligen Burgfrieds und durch die Säle mit den Steinsammlungen. Anschließend gelangen die Besucher durch das Labyrinth der Gewölbe bis zum Reiter-Turm der Minimen. Eine – oft nicht ganz bequeme Wanderung in die Geschichte. Aber lohnenswert!

Schloss Amboise ist heute übrigens im Besitz der gemeinnützigen Stiftung Saint-Louis, die von der Familie von Orleans und später von den Grafen von Paris initiiert wurde. Ihr obliegt der Erhalt und vorbildliche, ständig laufende Restaurierung der Anlage.

anderswohin.de-Video über Amboise

 

 

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