Raddusch, die Fluchtburg der Slawen | Spreewald

Im Spreewald liegt die konstruierte Anlage einer Slawenburg: Raddusch

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Die Slawenburg Raddusch liegt im Spreewald nahe der Stadt Vetschau, gleich neben dem Dorf Raddusch. Man gelangt über eine längere enge Straße dorthin.

Um es vorweg zu nehmen: Ja, die Slawenburg Raddusch im Spreewald ist sehenswert. Ja, sie ist eine der großen Sehenswürdigkeiten. Nein, sie ist nicht original, sie ist nachgebaut und mit modernen Elementen vermischt und ist von daher nicht unbedingt das, was man hier erwartet.

Es gibt einen großen Parkplatz an der Radduschburg. Über den dann folgenden Fußweg zur Burg passiert der Besucher zunächst das Kassenhaus. Ob die dort derzeit genommenen 7 Euro Eintritt gerechtfertigt sind, muss jeder für sich selbst entscheiden. Denn, wie gesagt, hier gibt es kein Original. Dafür aber ein modernes Museum im Innern der Anlage.

Etwa 40 dieser Slawenburgen hat es in der Niederlausitz gegeben. Im 9. und 10. Jahrhundert errichtet, sind es sehr einfache Anlagen. Sie bestanden aus einer ringförmigen Wallanlage. Im Innern gab es Hütten. Errichtet haben die Burgen der slawische Stamm der Lusitzi. Ihr Zweck war der einer Fluchtburg. 

Die Burg in Raddusch war um 880 gebaut worden und wurde öfter umgebaut. Eichenbalken bildeten den Ringwall, der mit Erde und Steinen aufgefüllt wurde. Davor lag ein Graben. Zwei Tortunnel mit Brücken führen über den Graben. Die Freifläche drinnen hat einen Durchmesser von 36 Meter. Diese war früher mit Häuser bzw Hütten und einem Brunnen bebaut.

Rudolf Virchow entdeckte die Burg

Den Namen des Entdeckers der Anlage kennen Sie vermutlich: Rudolf Virchow, ein im 19. Jahrhundert bekannter Mediziner, der auch an Geschichte interessiert war. 1880 war die Burg im Gelände noch zu sehen. Allerdings nur als drei Meter hoher baumbestandener Wall. Später wurde die Fläche für Landwirtschaft genutzt.

Ausgegraben wurde die Anlage in den 80er Jahren. Damals war hier der Braunkohletagebau Seese-Ost geplant. Eine Notausgrabung wurde durchgeführt. Viele Funde wurden gemacht, etliche Details der Anlage konnten erkannt werden. So zum Beispiel, dass die Slawen nicht die ersten Siedler hier waren. Einige Funde stammen aus der Eisen- und Bronzezeit.

Mahnmal für verlorene Kulturschätze

Aber die Originalfundstelle wurde nicht weggebaggert. 1990 nämlich wurden die Kraftwerke Lübbenau und Vetschau stillgelegt, die Tagebaugrube endete vor dem Standort der Slawenburg. Man entschloss sich nun die gut erforschte Anlage zu rekonstruieren. Sie sollte ein Mahnmal für alle die anderen Kulturschätze werden, die durch den Tagebau vernichtet worden waren. Finanziert wurde das Projekt über die Bergbausanierung.

Entstanden ist die äußerlich weitgehend originalgetreu errichtete Anlage. Alles, was wir heute sehen sind durch die Ausgrabungen gesicherte Erkenntnisse. Andere Details wurden auch von anderen Ausgrabungen in der Niederlausitz übernommen.

Modern ist das Wallinnere. Außen sehen Sie die rekonstruierte Holz-Stein-Konstruktion; im Innern ist ein Betonhohlkörper. Und der beherbergt heute ein Museum mit der Dauerausstellung „Archäologie in der Niederlausitz“. Die ist sehenswert und beschäftigt sich ausführlich mit dem Tagebau. Zudem gibt es ein Restaurant mit kleiner Terrasse im Burghof. Betreiber der Anlage ist der Förderverein Slawenburg Raddusch e. V., der hier auch Veranstaltungen organisiert.

HIER geht es zur Webseite der Burg

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