Per Stadtführung durch das römische Trier

Bei der Stadtführung durch das römische Trier malte die Stadtführerin mit ihren Erzählungen eindrucksvoll opulente Bilder vom Leben der Römer in der Stadt.

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Bei einer Stadtführung durch Trier taucht man in die römische und auch die mittelalterliche Geschichte der Stadt ein. So sehen wir unter anderem die Porta Nigra, das Dreiköniginnenhaus, Dom und Thermen.

Die Bilder, die Gisela Moersig bei der Stadtführung durch das römische Trier mit ihren Erzählungen malt, sind opulent. Breite Straßen voller Leben, überdachte Fußgängerwege, das größte Stadttor, hohe Wohnhäuser, drei Bäderanlagen – davon eines das größte außerhalb Roms -, ein Circus Maximus mit rasanten Wagenrennen und ein Amphitheater, in dem nachmittags Löwen gegen Menschen und Gladiatoren gegeneinander kämpften. Fast endlos sind die Geschichten aus der Zeit vor 2000 Jahren, die Gisela Moersig zu erzählen weiß. Und bei jedem Satz, mit dem sie das Leben im römischen Trier beschreibt, merkt man: Sie liebt die Stadt, in der sie lebt.

Gisela Moersig ist Gästeführerin in Trier. Mehrmals wöchentlich führt sie Touristen durch das Stadtzentrum. Zwei Stunden dauert der Rundgang heute. Für die Stadtführerin, die eine Mappe mit alten Stadtansichten und historischen Bildern verschiedener Gebäude dabei hat, ist die Zeit zu kurz, um all das zu erzählen, was sie weiß.

Hier muss eine Stadtführung beginnen

Eine Stadtführung durch Trier muss am bekanntesten Bauwerk der Stadt beginnen: an der Porta Nigra, dem schwarz aussehenden nördlichen Stadttor, um 160 nach Christus Teil der damals über sechs Kilometer langen Stadtmauer. Im neben der Porta Nigra liegenden Simeonsstift versammelt die Stadtführerin ihre Gäste im Innenhof des Kreuzgangs um sich.

Von hier hat man einen Blick auf die Porta Nigra, die nach der Römerzeit in eine Kirche verwandelt wurde und nur so dem Abriss durch die Franken, die nach den Römern nach Trier kamen, entging. Gisela Moersig erzählt von Julius Cäsar, der hier ansässigen Treverer besiegte und hier – da er die optimale Lage des Ortes am Fluss erkannte – ein Militärlager errichtete. Sie erzählt von Kaiser Augustus, der mit Augusta Treverorum die somit älteste Stadt Deutschlands gründete, sie in (typisch römischem) schachbrettförmigen Muster anlegen ließ, Brücken und Fernstraßen baute.

Wir stehen auf der Simeonsstraße vor der Porta Nigra. Die breite Straße – heute zum Teil Fußgängerzone – führt gerade ins Stadtzentrum. So wie zur Römerzeit. Aber nur noch wenige Straßen Triers erinnern an dieses Schachbrettmuster.

Trampelpfade durch Ruinen

„Immer wieder wurde die Stadt ja zerstört, Germanenstämme fielen ab dem 4. Jahrhundert ein, fast alle Römerbauten wurden mit der Zeit abgerissen – weil man die Steine anderswo brauchte – und entlang der Trampelpfade durch Ruinen entstanden neue Häuser…“, erzählt die Gästeführerin. So erklären sich heute die engen, gewundenen Straßen der Innenstadt. Wir schreiten durch die Geschichte der Stadt. Und hören Geschichten, die Gisela Moersig uns erzählt.

Von Karl Marx, der hier geboren wurde und in einem Haus fast gegenüber der Porta Nigra gelebt hatte; sehen die Judengasse und das Dreiköniginnenhaus. Letzteres ein Wohnturm aus dem Mittelalter. Heute befindet sich im Erdgeschoss ein Café – früher war der Eingang einige Meter über der Straße. Aus Sicherheitsgründen. Letztendlich gab die Bemalung des Hauses den Grund für den Namen.

Wir erreichen den Hauptmarkt, schon im Mittelalter Zentrum der Stadt. 958 erhielt Trier das Marktrecht. Rund um den Platz zeigt die Stadtführerin die prunkvollen Häuser der Stadt. Eines schönes wie das andere. Das ehemalige Festhaus des Stadtrates, die Steipe, den Zugang zur St. Gangolfkirche, die vermutlich älteste Apotheke Deutschlands, das Marktkreuz, Marktbrunnen (er wird zur Zeit restauriert) und den Zugang zum Dom.

Eifersüchteleien zwischen Erzbischöfen und Stadtherren

Gisela Moersig erzählt hier von den Kämpfen, dem Ringen und den Eifersüchteleien zwischen Erzbischöfen und Stadtherren um die Macht in der Stadt. Erzählt, wie der Bischof versuchte beim Turmbau der Kirchen seine Macht zu zeigen, wie die Stadtherren die Steipe trutzig dekorierten, um wiederum dem Bischof ihren Machtanspruch zu verdeutlichen.

Inzwischen haben wir den Mittelpunkt des mittelalterlichen Trier erreicht. Der Dom mit der danebenliegenden Liebfrauenkirche. Civitas sancta (Heilige Stadt) nannte man im Mittelalter Trier. Nicht ohne Grund. Denn hier, wo der römische Kaiser Konstantin mit Toleranz den Christen Möglichkeit zur Entfaltung bot, war das Christentum über die Jahrhunderte gewachsen. Die Zahl der Kirchen, Klöster und Stifte war fast unübersehbar. Das Grab des Apostels Matthias war hier, der griechische Mönch Simeon hatte sich in der Porta Nigra als Eremit einschließen lassen und neben dem Dom entstand mit der Liebfrauenkirche einer der ersten gotischen Kirchenbauten in Deutschland.

Und dann der Dom. Er überragt alles. So, wie Gisela Moersig eben noch über die Zeit und Errungenschaften der Römer schwärmte, so spricht sie nun über den Dom als Bauwerk. Im 4. Jahrhundert über dem Palast Konstantins errichtet, ist er die älteste Bischofskirche Deutschlands. Einst waren es vier Basiliken, die durch ein großes Taufbecken miteinander verbunden waren. Der heutige Dom enthält noch den römischen Kernbau, erweitert durch Anbauten aus späteren Jahrhunderten. Wie zum Beispiel die Heilig-Rock-Kapelle. Dort, wo man seit dem Mittelalter die Tunika von Jesus (den Heiligen Rock) aufbewahrt.

Zum Thronsaal Kaiser Konstantins

Vorbei am Palais Kesselstatt, einem typischen Stadtpalais einer kurtrierischen Adelsfamilie, tauchen wir wieder ab in die Römerzeit. Unglaubliche Ausmaße scheint die „Basilika“, der Thronsaal Kaiser Konstantins zu haben. 33 Meter hoch und 27 breit sowie 75 Meter lang, ist es der größte Einzelraum aus der Antike, der bis heute erhalten ist. Begeistert schildert die Gästeführerin im Innern, wie der Raum, der seit dem 19. Jahrhundert protestantische Kirche ist, zur Römerzeit aussah. Marmor und Mosaiken, Statuen und ein beheizbarer Marmorfußboden – optische Spielereien wie die Decke und die nach oben hin kleiner werdenden Apsisfenster – ein Erlebnis diesen Raum.

Natürlich ist er größtenteils rekonstruiert. Nur wenige Steine und Malereien stammen noch aus der Zeit der Römer. Die Franken des 5. Jahrhunderts zerstörten die Pracht. In die damals dachlos gewordene Ruine baute man eine ganze Siedlung hinein.

Es geht unter die Erde

Am Ende des Rundgangs durch Trier erreichen wir nochmals die Römerzeit. Diesmal geht es sogar unter die Erde. Die Kaiserthermen hinter der „Basilika“ gehören zu den interessantesten Sehenswürdigkeiten Triers. Die Ruinen der Anlage sind eine von drei Thermen in Trier, errichtet im 4. Jahrhundert. Unsicher ist bis heute, ob sie je als Badeanlage genutzt wurden, sagt die Führerin. Denn das römische Reich sah im 4. Jahrhundert wichtigere Aufgaben kommen, als den Bau der Anlage.

Heute sieht man Sportplatz sowie, vor der überdimensioniert großen Fensterbögen des Baus, die Grundmauern des Kalt- und Warmwasserbereich, Umkleideräume etc. Von einem Turm aus genießt man den Überblick über die gesamte Anlage. Uns aber zieht es nun nach unten in die Geschichte. Denn einige der Gänge unter der Thermenanlage, dort wo man heiße Luft durchblies, wo die Wartungsgänge der Arbeiter waren, kann man heute die römische Bauweise bewundern. Steine verbunden mit Kalkmörtel. 2000 Jahre haben diese Mauern unverwundet überdauert.

Interessant waren die Geschichten aus Trier, die wir in den letzten zwei Stunden hörten. Opulente Gemälde einer Zeit, in der von Trier aus eine Weltmacht regierte, einer Zeit in der das Christentum den römischen Geist ablöste. Gästeführerin Gisela Moersig verabschiedet sich. Morgen wird sie einer anderen Gruppe „ihre Stadt“ zeigen, das römische Trier und das Trier des Mittelalters wieder zum Leben erwecken.

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