Im Dorf Zennor an der Küste von Cornwall

In Zennor an der Westküste Cornwalls steht die Kirche St. Senara mit einer Ruhebank für Sargträger davor.

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Die Kirche des Dorfes Zennor taucht vor uns auf. Die Küste von Cornwall ist nicht weit entfernt. Man kann die Brandung hören.

Die Wohnhäuser von Zennor liegen weit verteilt im Gelände. In einem davon hat Dolly Pentreath gelebt. Es heißt, sie sei die letzte hier in Cornwall gewesen, die Cornish gesprochen hat.

Wir sind unterwegs Richtung Lands End, dem westlichsten Punkt der Insel. Die Landschaft hier im Westen Cornwalls hat sich verändert. Die Felsen an der Küste werden schroffer, Dörfer weniger. Auch hier hat man früher nach Zinn gegraben. Einzelne Ruinen von Motorhäusern neben der Straße erinnern an die Bergbauzeit.

Die Ruhebank der Sargträger von St. Senara

Wir parken nahe der normannischen Kirche St. Senara. An ihrer Stelle soll im 6. Jahrhundert eine keltische Kirche gestanden haben. Innen ist sie eine typisch anglikanische Kirche. Bunte Kissen auf den Bänken, Eichenbänke. 1890 ist sie restauriert worden.

Rund um die Kirche stehen alte Grabsteine. Ein wenig unheimlich wirkt der Friedhof, wie die meisten rund um alte Kirchen in England. Eine Friedhofsmauer umgibt das Gelände. Das Tor mit Eisenstäben ist geschlossen. Hier, am Eingang, finden wir ein sehenswertes Objekt. Zwischen zwei Sitzbänken aus Stein, die den Zugang flankieren, steht ein Podest aus Stein. Es hat die Form eines Sarges.

Früher wurden die Toten von Sargträgern zu Hause abgeholt und zur Kirche gebracht. Der Weg von den weit verstreut liegenden Häusern zu Kirche war weit. Die Sargträger waren erschöpft, wenn sie hier ankamen. An den beiden Bänken konnten sie rechts und links Platz nehmen, den Sarg stellten sie auf dem Podest ab. Wenn sie sich erholt hatten, zogen sie in die Kirche ein.

D. H. Lawrence und der Pub Tinners Arms

Gegenüber der Kirche liegt der Pub des Ortes. Tinners Arms heißt er. Das Haus scheint uralt. Der britische Schriftsteller D. H. Lawrence (er schrieb mehrere Romane, Theaterstücke und hinterließ Reisetagebücher) und seine Frau Frieda von Richthofen, eine Deutsche, wohnten in diesem Pub.

Hier in Zennor wollten sie eine Künstlerkolonie ansiedeln. Doch ihr Traum zerbrach mit dem Beginn des 1. Weltkrieges. Sie war halt eine Deutsche, schrieb und bekam Briefe aus dem Land des Kriegsgegners Deutschland. Als dann noch ein deutsches U-Boot vor der Küste Cornwalls auftauchte, schritt man in Cornwall zur Tat. Die beiden wurden der Spionage verdächtigt und sie mussten Cornwall innerhalb weniger Tage verlassen. Das Schriftstellerehepaar und die einfache Landbevölkerung Cornwalls – sie passten nicht zusammen.

Wir lassen uns im Biergarten von Tinners Arms an einem der runden Tische nieder. Hinter uns erhebt sich der Turm von St. Senara. In der Ferne hören wir die Brandung. Über uns schreit eine Möwe.

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