Wo Lüneburg langsam im Boden versinkt

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Lüneburg, Altstadt. Hier hat man in einem Teil der Straßen das Gefühl, dass Lüneburg langsam im Boden versinkt. Wir sind im Senkungsgebiet. So nennt man in Lüneburg ein Gebiet, in dem Jahr für Jahr der Boden um mehrere Zentimeter absackt.

Schräge Wände, gebogene Balken an Fachwerkhäuser, Risse in Mauern, Fenster und Türen, die sich nicht richtig schließen lassen, Räume, in denen man seekrank wird, weil alles schief ist. Zimmer, die an einer Seite 50 Zentimeter niedriger liegen wie die andere. Das sind die Folgen der Absenkung.

Salz hat Lüneburg im Mittelalter reich gemacht. Doch jetzt ist das weiße Gold schuld am Untergang von Teilen der alten Hansestadt. Denn dort, wo man Salz abbaute, sinkt heute der Boden mitsamt seinen Häusern langsam ab. Etliche Bewohner haben in den letzten Jahren ihre Häuser verlassen müssen, an anderen versucht man per Restauration die Gebäude zu retten.

Unter der westlichen Innenstadt liegt ein großer Salzstock. Seit dem Mittelalter wurde hier Salz abgebaut. 1980 schloss die Saline. Durch das Abpumpen der Sole entstanden Hohlräume unter der Erdoberfläche. Sie sind das Problem, mit dem sich die Stadt zu arrangieren versucht. Gleich hinter Lüneburgs Rathaus stehen wir an der Abbruchkante. Hinter der Kreuzung Waagestraße/ Neue Sülze ist deutlich sichtbar, wie es bergab geht. Die Straße „Auf dem Meere“ mit ihren und Häuser liegt deutlich tiefer.

Ende der 40er Jahre bemerkte man bereits, dass der Boden in Bewegung ist. Grund sind chemische Reaktionen. Gips quillt im Untergrund auf, Salz steigt durch die Erdschichten nach oben. Das Salz liegt in 30 bis 70 Metern Tiefe. Grundwasser laugt die salzigen Erdschichten aus und lösen Gestein. Das darüber liegende Gestein sackt dann teilweise mit ab.

Auf dem Meere

Wir folgen der Straße „Auf dem Meere“ mit ihren malerische Wohn- und Handwerkshäuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert zur Michaeliskirche. Kaum ein Haus, das von den Senkungen verschont wurde. 180 Häuser und zwei Kirchen mussten bereits im 20. Jahrhundert abgerissen werden. Auch die Michaeliskirche blieb von den Senkungen nicht verschont. Die Säulen im Innern sind unübersehbar schief.

Die inzwischen geschlossene Saline kann nicht mehr für die Schäden haftbar gemacht werden. Täglich wurden hier früher 250 Kubikmeter des salzhaltigen Wassers nach oben in die Siedepfannen gepumpt. Eine Geschichte, die man anschaulich im Salzmuseum der Stadt ansehen kann. „Das Salz hat Lüneburg zwar den Reichtum gebracht, aber es ist in der westlichen Altstadt zum Fluch geworden!, heißt es in Lüneburg.

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