Vielbrunn: Ein Römischer Wachturm und ein Kastell am Odenwald-Limes

Das Dorf Vielbrunn bei Michelstadt, ein rekonstruierter römischer Limes-Wachturm und ein römisches Kastell mit einer geheimnisvollen Bank im Wald

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Nahe Vielbrunn bei Michelstadt im Odenwald finden wir einen rekonstruierten römischen Wachturm und die Ausgrabungen eines Kastells. Ein Ausflug in die Geschichte es Odenwald-Limes.

Die Lage

Wir fahren bergab in das Dorf Vielbrunn m Odenwald. Früher führte in Höhe des Ortes, einem Stadtteil von Michelstadt, der Limes, also der römischen Grenze, entlang.
Die evangelische Laurentiuskirche, früher dem Heiligen Laurentius geweiht, steht im Ortszentrum.

Die Kirche von 1495

Der Kirchturm wurde 1495 gebaut. Die Anlage gehört zu den am besten erhaltenen Wehrkirchenanlagen des Odenwalds und ist noch heute mit einer komplett erhaltenen Mauer umgeben. Früher war sie nicht nur Kirche, sondern zugleich auch eine Fliehburg, in der sich die Vielbrunner in Sicherheit bringen konnten.

Der 5-Röhren-Brunnen

Wir stoppen an einem kleinen Park nahe der Kirche. Hier steht der Mitteldorfbrunnen. In Vielbrunn gab es – wie der Namen sagt – wohl viele Brunnen. Das hier ist einer davon. Der sogenannte „Fünfröhrenbrunnen“. Aus 5 Röhren kommt hier das Wasser und fließt in Becken.

Aus dem linken Trog trank das Vieh. Aus den Röhren über dem Trog in der Mitte wurde das Wasser für den Haushalt entnommen und im Trog darunter wurde Wäsche und auch Kartoffelsäcke gewaschen. Das war übrigens sie einzige Trinkwasserquelle hier im Ort.

Der Odenwald-Limes

Wir fahren über die Hauptstraße durch Vielbrunn. Es geht bergan. Irgendwo dort oben zog sich vor 2000 Jahren die Grenze zum römischen Reich lang. Dort war der Limes.
Wir parken am Straßenrand. Einige Palisaden und ein Wachturm sind zu sehen. So hat es an der Grenze zum römischen Reich ausgesehen. Vor 2000 Jahren.

Palisaden und Turm sind natürlich rekonstruiert. Damals schützten die Römer so ihre Grenze. Einem Ansturm hätte die Holzwand nicht standgehalten. Aber niemand kam ungesehen ins Land. Das war den Römern wohl wichtig.

Der römische Wachturm

Zur Bewachung dienten Wachtürme. Jeder der Posten war mit einer Wachmannschaft besetzt. Man hatte Sichtkontakt zu nächsten Wachturm, zumindest per Rauchzeichen. In Abständen gab es zudem entlang der Grenze Kastelle mit Wachtruppen.

Wir betreten die Rekonstruktion durch eine Tür. Die Fundamente des Originalturms fand man bei Ausgrabungen wenige Meter neben der Rekonstruktion.

Diese Wachtürme wurden um 110/115 n.Chr. unter Kaiser Trajan erbaut und 145/146 n. Chr. durch Steinbauten ersetzt.

12 Meter ist der Turm hoch. Früher gab es die Tür, durch die wir das Erdgeschoss betreten, nicht. Der Wohnraum im Mittelgeschoss erreichten die Soldaten über eine Leiter. Die Leiter wurde dann hochgezogen.

Ein Wachturm hatte eine sechs- bis achtköpfige Wachmannschaft

Unten gab es einen Lagerraum. Über eine Holztreppe gelangen wir ins Mittelgeschoss. Hier wohnte die Wachmannschaft, verbrachte ihre Freizeit. An den Wänden hängen Infotafeln mit guten Beschreibungen zur Geschichte und Sinn der Grenzbefestigung.

Eine weitere Treppe führt ins obere Stockwerk, die Wachstube. Von hier konnten die Soldaten in alle 4 Richtungen Ausschau halten.

Der Limes beim Dorf Vielbrunn

Ihre eroberten Gebiete sicherten die Römer etwa 100 nach Chr. durch den Bau des Limes. Er war ihr Schutz gegen die Germanen.

Auf einer Strecke von knapp 80 Kilometern, von Obernburg bis Bad Wimpfen, entstanden 20 Kastelle und ca. 80 Wachtürme aus Holz und Stein, die Sichtverbindung untereinander haben mussten.

155-159 n. Chr. wurde der Odenwaldlimes aufgegeben und nach Osten verlegt. Von Koblenz am Rhein bis Neustadt an der Donau entstand auf einer Strecke von 550 Kilometern nun der Obergermanisch-Raetische Limes.

Kastell Hainhaus

Wir verlassen den Wachturm und fahren knapp zwei Kilometer zu einer Ausgrabungsstätte. Hier, in einem Waldstück, lag damals das römische Kastell Hainhaus, auch Kastell Vielbrunn genannt.

Um 117 nach Chr. wurde es gebaut. Erst bestand es aus Holz, später wurde es mit einer Steinmauer umgeben. Das Kastell existiert schon lange nicht mehr. Nur über Ausgrabungen wies man seine Existenz nach. Erdwälle zeigen heute die Stelle, wo es einmal stand.

Die geheimnisvolle Bank

In 18. Jahrhundert bauten die Fürsten zu Löwenstein-Wertheim hier ein Jagdhaus. Das steht heute noch hier.

In einem Gebüsch am Wegesrand finden wir eine Sitzgruppe. Das sind sechs, aus Sandsteinblöcken gehauene, barocke Steinsessel. Sie stehen in Dreiergruppen gegenüber.
Es gibt eine Inschrift. Die lautet “Carl, Regierender Fürst Zu Löwenstein-Wertheim” und “Josephine Fürstin Zu Löwenstein-Wertheim” . 1775 steht darunter.

Vermutlich standen einige der Sessel früher auf dem Gerichtsplatz in Vielbrunn. Als die Fürsten dann hier im Wald das Jagdschloss bauten, stellte man die Sessel in den Wald. Als Sitzplatz für die fürstliche Jagdgesellschaft.

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