Was Sie bei einer Cornwall-Reise nicht verpassen sollten

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Cornwall. Steile Felsen, Strände und malerische Buchten, weites Land, von Hecken durchzogen, karge Moorlandschaft, Herrenhäuser und Ruinen der Vergangenheit, das erwarten wir in Südwestengland zu finden.

Seit ich die ersten Rosamunde-Pilcher-Filme im Fernsehen sah, hat sich Cornwall für mich zu einem Sehnsuchtsort entwickelt. Doch sieht es im südwestlichsten Teil von England tatsächlich so aus?

Der Weg nach Cornwall ist weit. Vom Fährhafen in Dover fahren wir über Exeter nach Plymouth. Dort führt eine Brücke über den Fluss Tamar. Er bildet die Grenze zwischen Devon und Cornwall. Endlich da? Ja, hier ist Cornwall, aber zu der begehrten Felsenküste ist es noch weit.

Vom Cotehele Haus zu den Hurlers

Wir bleiben zunächst in diesem Teil Cornwall und fahren entlang des Tamar landeinwärts. Unser Ziel heißt Cotehele House, ein Herrenhaus wie aus dem Mittelalter.

Meist legten die Besitzer von Herrenhäusern darauf Wert, die Inneneinrichtung der jeweiligen Zeit entsprechend zeitgemäß zu gestalten. Nicht so im Cotehele House. Dort legten die Besitzer eher Wert darauf, dass alles möglichst alt aussah. Denn damit wollten sie auch optisch unterstreichen, dass sie eine alte, bedeutende Familie waren.

Cotehele ist ein im Tudorstil erbautes Herrenhaus aus Granit und Schiefer. Das Haus war fast 600 Jahre lang im Besitz der Familie Edgcumbe. Heute gehört es dem National Trust. Es gilt als eines der am wenigsten veränderten mittelalterlichen Herrenhäuser Englands.

Die Privaträume sind dunkel. Das liegt nicht nur an den kleinen Fenstern, sondern auch an den alten wuchtigen Eichenmöbeln. Und an den Wandteppichen rundum. Es ist eine reiche Sammlung von Brüsseler und Antwerpener Tapisserien, die wir hier bewundern.

Wenige Kilometer entfernt, wir sind hier im Bodmin Moor, das unweit des Dartmoor liegt. Im Ort Minions tauchen wir in die Geschichte Cornwalls in der Bronzezeit ein. Im Moorgebiet finden wir die „Hurlers“, drei Steinkreise, errichtet vor mehreren Jahrtausenden. Ihr Zweck ist unbekannt. War dies eine Kultstätte?

Zwischen 32 und 42 Steine bilden die Kreise. Manche der Steine muss man erahnen, sie liegen oder sind schlecht erhalten. Andere stehen dort, seitdem die Menschen aus der Bronzezeit sie aufstellten.

Lanhydrock House und Trelissick

Am Rand des Bodmin Moors steht Lanhydrock House, vielleicht das schönste der Herrenhäuser in Cornwall. Lanhydrock liegt im waldreichen Tal des Flusses Fowey. Das Haus ist von einem 367 Hektar großen Landschaftspark umgeben. Die Gebäude stammen aus unterschiedlichen Zeiten. Erste Bauten wurden 1620 errichtet; der größte Teil ist viktorianischen Ursprungs.

Im Innern gibt es (fast) unzählige Räume zu besichtigen; alle im hoch viktorianischen Stil. Teilweise gibt es den damals neuesten Komfort. Das merkt man besonders im Küchenbereich. Interessant zu sehen sind die Räume des Personals unter dem Dach, der elegante Speisesaal, Morgenzimmer, Billardzimmer, die komfortablen Schlafzimmer, die Kinderzimmer und die Bibliothek des Hauses.

Wir fahren weiter Richtung Küste und erreichen die Bucht des Fal. Unser Ziel ist Trelissick House & Garden. Der Garten ist äußerst schön, ein Park gefüllt auch mit subtropischen und fernöstlichen Pflanzen. Vielleicht ist dies sogar der schönste Garten in Cornwall. Ein weiterer Höhepunkt des Rundgangs ist die Terrasse des Hauses. Denn die Aussicht von hier auf den Fal ist unbeschreiblich schön. Auf der Terrasse sitzt man vor den neoklassizistischen Säulen des Hauses.

Die Reise führt uns weiter südlich auf die Halbinsel The Lizard. Wir wollen zur Südspitze, dort wo die Wellen des Ärmelkanals die Felsen treffen. Zuvor allerdings stoppen wir in einem der reizendsten Fischerdörfer in Cornwall.

Lizard Point und Cadgwith

Kurz vor Lizard Point, dem südlichsten Ort Englands, biegen wir auf eine Straße ab, die uns Richtung Küste führt. Wir erreichen Cadgwith. Da die Straßen in dem kleinen Fischerdorf sehr eng und Parkplätze eigentlich nicht vorhanden sind, muss man den Wagen außerhalb des Ortes auf einem Parkplatz abstellen. Von hier führt ein schmaler Fußweg hinunter ins Dorf, vorbei an den Gärten voll blühender Blumen und Sträucher.

Die Häuser in Cadgwith baute man entlang des kurzen Strandes und an den Hängen zu beiden Seiten der Bucht. Meist sind es strohgedeckte Dächer, die Hauswände sind weiß gestrichen. Einige Häuser sind mit Schiefer gedeckt. Gleich am kleinen Hafen gibt es Restaurants. Am Strand liegen die Fischerboote.

Etwas später erreichen wir Lizard Point, den südlichsten Punkt von England. Vor uns liegt der Ärmelkanal. Wellen branden gegen bezaubernde Felsformationen. Der Ort soll ein gewaltiger Schiffsfriedhof sein. Das liegt an den versteckt unter dem Wasser liegenden vielen Felsen.

Vorbei an dem kleinen Parkplatz, einem Café und einem Informationsstand des National Trust kommen wir näher zu Südspitze. Zeit, Platz zu nehmen und aufs Meer zu sehen. Ein asphaltierter Weg führt steil nach unten zum kleinen Strand. Vor uns liegt wie ein Lost Place das Gebäude der Royal National Lifeboat Institution. Hier war ein Rettungsboot der Seenotrettung untergebracht. Die Retter bekamen eine neue Station an anderer Stelle. Das alte Gebäude ist jetzt verlassen. Aber es ist der Blick auf die Felsen und das Wasser, der Lizard Point zu einem unglaublichen Erlebnis werden lässt.

Mousehole und Land´s End, der westlichste Ort Englands

Vorbei an St. Michaels Mount kommen wir nach Penzance. Auf der gleichnamigen Landzunge steuern wir den Hafenort Mousehole an.

Mousehole – vielleicht ist es sogar der hübscheste kleine Ort an der Küste von Cornwall. Einer der niedlichsten ist es sicherlich. Und ein Ort, der seinen Namen verdient. Ob Mousehole, Mauseloch, tatsächlich von der Lage des 800-Einwohnerdorfes und der schmalen Zufahrt kommt, ob es nur die Abwandlung eines kornischen Wortes ist oder doch von einer Höhle unweit des Dorfes kommt, ist nicht sicher.

Das Dorf erreicht man über enge und verschlungene Sträßchen. Im Ort selbst werden die Straßen auch nicht breiter. Die Häuser liegen um das Hafenbecken in Hanglage und sind nur über schmale und steile Gassen zu erreichen.

Wir fahren quer über die Landzunge weiter zur anderen Seite. Hier ist sie endlich, die Küste des Atlantik. Einen Ort gibt es hier, den muss man bei einer Cornwall-Rundreise sehen: Land´s End. Das ist der westlichste Punkt von England. Ein mystischer Ort. Einer, der anzieht.

Land´s End ist in Privatbesitz. Ein Unternehmer hat das Land gekauft und hier einen Vergnügungspark errichtet. Der National Trust hat sich das Wegerecht gesichert. Das bedeutet: Sie dürfen auf dem Weg zur Küste den Vergnügungspark, ohne Eintritt zu zahlen, durchqueren. Die Westspitze selbst ist unbebaut. England scheint hier nicht enden zu wollen. Immer wieder blitzen vor uns eine Reihe kleiner Felseninseln aus den Wellen. In knapp zwei Kilometer Entfernung ist der Longship-Leuchtturm auf einem der Felsen zu erkennen. Am Ufer führt von Land´s End ein Fußweg die Küste entlang. In der Ferne sieht man Englands westlichstes Haus.

Zinnbergwerke und Buchten

Überall an Cornwalls Küste trifft man auf die Überreste der Zinnbergwerke, die es hier bis vor 100 Jahren gab. Inzwischen sind die Bergwerke Ruinen, meist an einem Maschinenturm zu erkennen.

Im Ort Botallack, wir sind der Küste des Atlanik nach Norden gefolgt, biegen wir auf eine Straße Richtung Ufer ab. Wir wollen nach Botallack Mine, auch Crown Mine genannt. Das ist eine Bergwerksruine, die aufgrund ihrer abenteuerlichen Lage inzwischen sogar zum UNESCO Welterbe gehört.

Wir parken nahe der steilen Felsenküste am ehemaligen Abrechnungshaus, dem Count House. Das Gebäude wurde vom National Trust restauriert und zum Café umgewandelt. Früher wurden hier die Löhne an die Bergarbeiter ausgezahlt. Vom Count House aus gehen wir den Fußweg ein Stück weit die Küste lang. Überall sehen wir Mauerreste, die zu den Bergwerkshäusern gehörten.

Unser Ziel ist jetzt die Klippe der Tin Coast. Und dann sehen wir sie: die Crown-Motorhäuser. Das sind zwei ehemalige Maschinenhäuser, die hier in den Klippen hängen. Knapp darunter tost der Atlantik. Ein dramatischer Anblick. Nie zuvor habe ich vergleichbares gesehen.

Noch vor St. Yves erreichen wir das Dorf Zennor. Die Wohnhäuser von Zennor liegen weit verteilt im Gelände. Wir parken nahe der normannischen Kirche St. Senara. An ihrer Stelle soll im 6. Jahrhundert eine keltische Kirche gestanden haben. Innen ist sie eine typisch anglikanische Kirche. Bunte Kissen auf den Eichenbänken.

Wir lassen uns im Biergarten von Tinners Arms an einem der runden Tische nieder. Hinter uns erhebt sich der Turm von St. Senara. In der Ferne hören wir die Brandung. Über uns schreit eine Möwe.

Wir fahren weiter Richtung Norden. Die Ruinen der Bergwerke begleiten uns. Ganz in der Nähe von St. Agnes liegt Chapel Porth. Die Bucht und damit auch der Parkplatz stehen unter Verwaltung des National Trust. Wir setzen uns auf einen der großen Felsbrocken am Strand. Es ist Ebbe. Wie wir sind viele hergekommen, um die hohen Atlantikwellen zu sehen. In wenigen Stunden wird hier ein riesiger Sandstrand sein. Jetzt aber rauscht die Brandung fast bis zu den Felsen.

Fantastisches Wheal Coates

Von hier ist es nicht weit nach Wheal Coates, einer Bergwerksruine inmitten einer atemraubenden Landschaft.

Wheal Coastes ist ein Ort der verzaubert. Die schroffen Felsen der Küste, eine bezaubernde Heidelandschaft und die romantischen Ruinen einer Zinnmine bilden einen unvergleichbaren Anblick. Mit fast jedem Meter scheint sich der Ausblick auf Meer, Brandung und Küste zu ändern. Wir haben Glück und die Cornwall-Heide blüht. Zwischen Juli und September verwandelt sie die sanften Hügel in ein blass-lilafarbenes Meer. Gelb dazwischen ragt Ginster hoch. Vor uns liegen die Reste von Wheal Coates. Schon im 17. Jahrhundert soll hier eine Mine existiert haben.

Beim Abschied von Wheal Coates kann ich mich kaum von diesem Anblick trennen. Die Cornwall-Heide, die Küste, das Meer und die Ruinen der Maschinenhäuser: Man kann es eigentlich nicht beschreiben. So schön ist dieser Flecken.

Im Hinterland von Newquay, an dessen Strand sich Surfer tummeln, kommen wir nach Trerice Manor, einem elisabethanischen Herrenhaus. Es gilt als Juwel unter den Herrenhäusern. Denn weil es lange Zeit nicht als Wohnhaus genutzt wurde, hat die Besitzerfamilie keine Veränderungen am Haus vorgenommen. So blieb dem Anwesen manche bauliche Modesünde erspart.

Hinter der Giebelfassade im niederländischen Stil findet man innen schöne Kamine, kunstvoll strukturierte Decken und eine Sammlung englischer Möbel von höchster Qualität aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Die Pilcher-Drehorte Prideaux Place und Padstow

Am Flusslauf des Camel kommen wir zu einem Sehnsuchtsort deutscher Rosamunde-Pilcher Fans. Denn das Herrenhaus Prideaux Place diente schon für über zehn Pilcher-Filme als Kulisse. Bei deutschen Bustouristen ist es so beliebt, dass man im Haus sogar gelegentlich Führungen in deutscher Sprache anbietet. Prideaux Place liegt imposant auf einer Anhöhe. Grauer Stein, an den Seitenwänden rankt wilder Wein und vor der Terrasse wächst gepflegter englischer Rasen. Ein Blick nach rechts führt zum Damwildpark.

Drinnen geht es in das Esszimmer mit seiner dunklen Eichenholzvertäfelung. Der fürstlich gedeckte Tisch sieht aus, als ob die Familie gleich zum Dinner kommt. Denn angeblich bewohnt die Besitzerfamilie Prideaux Place tatsächlich. Als ob es täglich genutzt würde, sieht auch das Wohnzimmer aus. Familienfotos, Zeitschriften, Bücher liegen auf den Tischen, Gemälde der Familienmitglieder sind an den Wänden zu sehen. Das seien jetzt die Räume, in denen auch die Fernsehteams die Pilcherfilme drehen, erklärt der Führer. Edle Möbel, dekorative Spiegel und Porzellan, wertvolle Schätze aus dem Familienerbe, folgen in den nächsten Räumen.

Die Straße bergab führt nach Padstow, einem kleinen lebhaften Hafenort. Das Hafenbecken und die Straßen dienten schon oft als Kulisse für Pilcher-Filme.

Immer weiter Richtung Norden führt unser Weg. Wir erreichen den Ort Tintagel. Hier gibt es gleich zwei Sehenswürdigkeiten, die uns begeistern werden. Im Ort steht das Old Post Office, ein Herrenhaus aus dem 14. Jahrhundert, das zwischenzeitlich mal als Postamt gedient hat.

Ein Fußweg am Ortsausgang führt zur Küste. Dort erwarten uns die Ruinen der Burg Tintagel. Angeblich wurde König Artus hier gezeugt. Auch der Zauberer Merlin soll hier gelebt haben. Eine Höhle unter der Burg trägt seinen Namen.

Während sich die Vorburg am Festland befindet, stand die Hauptburg auf einem Felsen im Meer, mit der Küste verbunden durch eine Brücke. Während von der Vorburg noch einige Mauerreste stehen, ist von der Hauptburg eigentlich so gut wie nichts mehr zu sehen. Dennoch: ein eindrucksvoller, weil mystischer Ort.

Landeinwärts besuchen wir die Stadt Launceston mit einem sehenswerten Stadtmuseum im Lawrence House.

Ein weiterer Lost Place steht auf dem Programm. Mitten im Bodmin Moor liegt verlassen die ehemalige Autorennstrecke „Davidstow Circuit“.

Bei unserer Rückreise Richtung Dover stoppen wir mitten im Bodmin Moor. Denn hier gibt es einen bekannten Pub: das Jamaica Inn. Früher einmal Schmugglerkneipe wurde Ort bekannt durch das Buch „Jamaica Inn“ von Daphne du Maurier und als Drehort von Alfred Hitchcocks Film „Riff Piraten“, der nach dem Buch von Daphne du Maurier hier spielt. Heute ist der Pub eine Touristenattraktion. Zudem kann man hier vorzüglich essen.

Im Biergarten des Jamaica Inn endet unsere Cornwall-Rundreise. Im Tagebuch notiere ich beim Kaffee die sehenswerten Orte, die wir noch besuchen wollen. Das Programm für eine nächste Cornwalllreise steht damit innerhalb weniger Minuten. So ergiebig ist dieser Teil von England.

 

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